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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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man in den Wald hineinrufen, wenn keiner da ist, der es hört?
    »Die Demokratie der Meinungsforscher«, murmele ich.
    »Wären sie clever, würden sie noch eine halbe Stunde länger warten«, meint Harris. »Um diese Zeit werden die Lokalnachrichten zugeschaltet, und dann ...«
    Bevor er zu Ende sprechen kann, klopft es an meiner Tür.
    »Matthew Mercer?« fragt ein weiblicher Page mit einem schwarzen Pony. Sie hält einen Umschlag in der Hand.
    Harris und ich werfen uns einen schnellen Seitenblick zu. Das ist es.
    Sie reicht mir den Umschlag, und ich versuche cool zu bleiben.
    »Moment mal... sind Sie nicht Harris?« ruft sie.
    Er zuckt nicht mit der Wimper. »Kennen wir uns?«
    »Bei der Orientierung ... Sie haben die Rede gehalten.«
    Ich verdrehe die Augen. Natürlich. Harris hält wie jedes Jahr mit drei anderen Mitarbeitern die Einführungsrede für die Pagen. Für die meisten ist es eine nervige Pflicht. Nicht so für Harris. Die anderen drei Sprecher faseln über den Wert der Demokratie. Harris jedoch hält ihnen die Rede aus der Umkleidekabine von Hoosiers und sagt ihnen, daß sie die Zukunft schreiben. Jedes Jahr wächst sein Fanclub an.
    »Es war erstaunlich, was Sie gesagt haben«, fährt sie fort.
    »Ich habe jedes Wort so gemeint«, versichert ihr Harris.
    Ich kann meinen Blick nicht von dem Umschlag losreißen. »Harris, wir sollten jetzt...«
    »Entschuldigen Sie«, sagt das Mädchen. Es kann seine Augen nicht von Harris nehmen. Das liegt sicher nicht nur an der Rede. Seine breiten Schultern ... sein Grübchen im Kinn ... selbst seine dichten schwarzen Augenbrauen ... Er sah schon immer klassisch aus, wie jemand von einem alten Schwarzweißfoto aus den dreißiger Jahren, jemand, der selbst heute noch gut aussieht. Wenn man dann noch die dunkelgrünen Augen hinzurechnet ... Harris mußte sich nie Mühe geben.
    »Hören Sie, Sie sind echt großartig«, fügt der weibliche Page hinzu und starrt ihn noch an, während sie zur Tür geht.
    »Sie auch«, erwidert Harris.
    »Würden Sie bitte die Tür hinter sich schließen?« rufe ich ihr nach.
    Die Tür fällt zu, und Harris reißt mir den Umschlag aus der Hand. Wären wir noch auf dem College, würde ich mich mit ihm darum raufen und ihn mir zurückholen. Das ist vorbei. Heute sind die Spielchen ein paar Nummern größer.
    Harris fährt mit dem Finger unter die Lasche und reißt sie auf. Unglaublich, wie gelassen er bleibt. Meine blonden Haare sind schon schweißnaß. Seine schwarzen Locken sind strohtrocken.
    Ich ringe um Ruhe und betrachte das Foto vom Grand Canyon an der Wand. Als ich mit meinen Eltern zum ersten Mal dorthin gefahren bin, war ich fünfzehn Jahre alt und schon eins achtzig groß. Als ich vom Rand des Canyons in die Schlucht hinuntergestarrt habe, habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben klein gefühlt. So fühle ich mich auch neben Harris.
    »Was steht drauf?« frage ich ihn.
    Er wirft einen Blick hinein und sagt kein Wort. Wenn der Einsatz erhöht worden ist, liegt eine neue Quittung drin. Sind wir die Höchstbietenden, finden wir nur unsere alte Quittung. Ich versuche sein Gesicht zu lesen. Vergebliche Liebesmüh. Harris ist schon zu lange in der Politik. Die Falte auf seiner Stirn ist wie aus Stein gemeißelt. Er blinzelt nicht mal.
    »Ich glaube es nicht«, sagt er schließlich. Er zieht die Taxiquittung heraus und legt seine Hand darauf.
    »Was?« frage ich. »Hat er überboten? Er hat überboten, stimmt's? Wir sind am ...«
    »Eigentlich«, beginnt Harris, sieht mich an und hebt ganz langsam eine Augenbraue, »würde ich sagen, wir sind quicklebendig.« Er hält mir die Quittung wie eine Polizeimarke unter die Nase. Es ist meine Handschrift. Unser Gebot. Über sechstausend Dollar.
    Ich lache laut, als ich es sehe.
    »Zahltag, Matthew. Also, bist du bereit, den Titel des Songs zu nennen ... ?«

5. KAPITEL
    »Guten Morgen, Roxanne!« rufe ich, als ich am nächsten Tag ins Büro komme. »Alles vorbereitet?«
    »Wie Sie gesagt haben«, erwidert sie, ohne aufzublik-ken.
    Ich gehe nach hinten, wo Dinah, Connor und Roy wie üblich an ihren Schreibtischen hocken und sich in ihre Unterlagen und die Konferenznotizen vertieft haben. Um diese Zeit des Jahres ist das alles, was wir tun: Wir zimmern ein einundzwanzig Milliarden Dollar schweres Baby zusammen.
    »Sie warten im Konferenzsaal.« Dinah streckt die Hand aus.
    »Danke.« Ich greife mir meine Notizen vom Tisch und gehe zu der beigefarbenen Tür.
    Es ist eine Sache, darauf zu

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