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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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leuchten. Die Sirene der Ambulanz verklingt allmählich. Vor mir liegt eine lange Nacht, aber als ich um die Ecke biege und die Siebzehnte Straße entlanglaufe, weiß ich genau, wohin ich will.

15. KAPITEL
    Vor Stans Restaurant beobachtete Lowell Nash scharf die Bürgersteige der Vermont Avenue. Er starrte in die Schatten jeder Tür vor jeder Geschäftsfront. Er musterte sogar den Mann, der auf der Bank der Bushaltestelle gegenüber schlief. Nichts rührte sich, bis er auf die L-Street einbog. Selbst die Nachtluft schien erstarrt. Er ging schneller zu seinem Wagen, den er in halber Höhe des Blocks geparkt hatte.
    Erneut musterte Lowell die Bürgersteige, die Türen und die Bänke der Bushaltestellen. Das eine hatte seine jüngster Ruhm ihn gelehrt: Niemals ein Risiko eingehen! Er näherte sich seinem silberfarbenen Audi, suchte die Autoschlüssel heraus und hörte das Klacken der Zentralverriegelung. Ein letztes Mal sah er sich um, glitt dann rasch hinein und schlug die Tür zu.
    »Wo, verdammt, steckt er?« fragte Janos vom Beifahrersitz.
    Lowell schrie auf und zuckte so heftig zusammen, daß er sich den Musikknochen an der Wagentür stieß.
    »Wo ist Harris?« wollte Janos wissen.
    »Ich habe mich ...« Lowell rieb sich den Ellbogen und hielt ihn dann mit schmerzverzerrtem Gesicht fest. »Dasselbe habe ich mich Ihretwegen gefragt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe fast eine Stunde auf Sie gewartet. Irgendwann ist er aufgestanden und gegangen.«
    »Er war schon da?«
    »Jetzt ist er weg«, sagte Lowell. »Was hat Sie aufgehalten?«
    Janos runzelte wütend die Stirn. »Sie haben zehn gesagt!«
    »Ich sagte neun.«
    »Reden Sie keinen Mist!«
    »Ich schwöre, ich habe neun Uhr gesagt.«
    »Ich habe genau verstanden, daß Sie ...« Janos brach ab und musterte Lowell sorgfältig. Der Schmerz im Musikknochen war längst abgeebbt, aber Lowell krümmte sich immer noch, hielt seinen Ellbogen umklammert und schaute Janos nicht an. Falls der seine Miene sehen würde, würde er auch die Panik auf seinem Gesicht erkennen. Lowell mochte schwach sein, aber er war kein Mistkerl. Harris war immer noch sein Freund.
    »Verarschen Sie mich nicht!« stieß Janos drohend hervor.
    Lowell schaute kurz hoch. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen. »Niemals ... Das würde ich nie tun ...«
    Janos musterte ihn prüfend, dann zuckte sein Arm wie eine Peitsche vor. Seine Hand landete flach in Lo-wells Gesicht und rammte seinen Kopf gegen die Scheibe auf der Fahrerseite. Janos ließ nicht los, holte Schwung und rammte Lowells Kopf noch einmal gegen das Fenster. Lowell packte das Handgelenk seines Angreifers und versuchte, den Griff zu lösen. Janos gab jedoch nicht nach. Er legte sein ganzes Gewicht hinter den nächsten Stoß. Das Fenster sprang unter der Wucht des Aufpralls. Ein gezackter Riß zeigte sich im Glas.
    Lowell sank zusammen und hielt sich den schmerzenden Kopf. Das Blut lief ihm den Nacken hinunter. »Sind Sie ... Sind Sie verrückt geworden?«
    Ohne ein Wort zu sagen, öffnete Janos die Tür und stieg aus.
    Lowell brauchte zwanzig Minuten, bis er sich gesammelt hatte. Zu Hause erzählte er seiner Frau, ein Kind hätte auf der Sechzehnten Straße einen Stein gegen den Wagen geschleudert.

16. KAPITEL
    »Da, er macht es schon wieder.« Es war Montagnachmittag. Viv Parker deutete auf den ältlichen Senator aus Illinois.
    »Wo?«
    »Da drüben ...«
    In der dritten Reihe der antiken Tische im Sitzungssaal des Senates senkte der ältere Senator aus Illinois den Blick und schaute von Viv weg.
    »Tut mit leid, ich sehe es immer noch nicht«, flüsterte Devin, als der Hammer hinter ihnen heruntersauste.
    Viv und Devin waren Pagen der Vereinigten Staaten und saßen auf den schmalen, mit Teppich ausgelegten Stufen neben dem Sprecherpodium. Sie warteten auf das Blinken des Telefons. Es dauerte nie lange. Innerhalb einer Minute summte das Telefon leise, und ein kleines orangefarbenes Licht flackerte. Weder Viv noch Devin hoben ab.
    »Sitzungssaal, hier spricht Thomas.« Ein blonder Page mit unverkennbarem Virginia-Akzent war aufgesprungen und antwortete beflissen. Viv wußte nicht, warum er bei jedem Anruf aufstand. Auf ihre Frage hatte Thomas erwidert, er täte es aus Anstand und weil er vorbereitet sein wollte, falls er einen vorübergehenden Senator ansprechen müßte. Viv vermutete, daß er es vor allem aus einem Grund tat: um zu betonen, daß er der Chefpage war. Selbst am Fuß des Totempfahls herrschte die

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