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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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zutrifft. Ich sitze zwar schon eine Viertelstunde hier, aber ich halte die Speiskarte nur deshalb hoch, um mein Gesicht dahinter zu verstecken.
    »Ich nehme einmal Stans Famous«, sage ich.
    »Wie möchten Sie ihn?«
    »Medium, kein Käse und gegrillte Zwiebeln ...«
    Das Spruch auf der Karte verspricht: »Die absolut beste Kneipe in der Stadt«. Ich habe Stans Restaurant jedoch nur wegen seiner Klientel ausgesucht. Es liegt nur einen Block von den Büros der Washington Post entfernt. Deshalb halten sich immer ein paar Reporter und Redakteure hier auf. Da die meisten Abgabetermine bereits verstrichen sind, ist die Bar voll. Ich habe meine Lektion gelernt. Sollte etwas schiefgehen, will ich Zeugen mit Zugang zu jeder Menge Druckerschwärze.
    »Darf ich Ihnen die abnehmen?« Die Kellnerin deutet mit ihrem Kinn auf die Speisekarte.
    »Ich würde sie gern noch ein wenig behalten ... Wenn das in Ordnung geht.«
    Sie lächelt und legt ihren Kopf schief. »Meine Güte, sind Ihre Augen aber grün.«
    »Danke.«
    »Tut mir leid«, meint sie, als sie sich bewußt wird, was sie gesagt hat. »Ich wollte nicht...«
    »Schon okay. Meine Frau findet das auch.«
    Sie wirft einen Blick auf meine Hand, entdeckt jedoch keinen Ehering. Verärgert rauscht sie davon. Von mir aus. Ich suche keine neuen Freunde, sondern will alte treffen ...
    Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr und sehe dann zur Tür. Ich habe ihn gebeten, mich um neun hier zu treffen. Da ich seinen Terminkalender kenne, müßte er etwa gegen Viertel nach neun auftauchen. Jetzt ist es fast halb zehn. Ich greife zu meinem Handy ...
    Die Tür schwingt auf, und er humpelt herein. Das kommt von einer alten Skiverletzung. Er hält den Kopf gesenkt, weil er nicht auffallen will. Mindestens vier Männer an der Theke drehen sich herum und tun, als würden sie wegschauen. Und ich weiß jetzt, wer die Reporter sind.
    Als ich Lowell Nash das erste Mal getroffen habe, war er Bürochef und hat mich an Georgetowns Law's Night Division empfohlen. Drei Jahre später bin ich in eine private Kanzlei gewechselt, habe ihm den Gefallen zurückgezahlt und ihm einige große Gönner als Klienten zugeschanzt. Zwei Jahre später hat er sich wieder revanchiert, als seine Kanzlei fünfzigtausend Dollar für die Wiederwahl-Kampagne meines Senators gespendet hat. Als der Präsident ihn letztes Jahr zum Stellvertretenden Generalstaatsanwalt nominiert hat, habe ich dafür gesorgt, daß der Senator, ein langjähriges Mitglied des Justizausschusses, das Ernennungsverfahren so glatt wie möglich über die Bühne gehen ließ. So funktioniert Washington. Eine Hand wäscht die andere.
    Lowell ist nun die Nummer zwei bei der Justiz. Eine der höchsten Positionen innerhalb der Judikative des ganzen Landes. Ich kenne ihn seit über zehn Jahren. Ich habe ihm das letzte Mal einen Gefallen getan. Jetzt ist er dran.
    »Kongreßabgeordneter.« Er nickt mir zu.
    »Mr. President.« Ich erwidere das Nicken. Es wäre nicht gänzlich unmöglich. Lowell ist mit zweiundvierzig der jüngste Schwarze, der es jemals so weit geschafft hat. Das allein schon verleiht ihm nationales Profil. Wie Legal Times titelte: »Der nächste Colin Powell?« Er spielt mit, trägt die Haare kurz und sitzt immer aufmerksam da. Er war nie beim Militär, kennt aber genau den Vorteil, den es hat, wenn man so aussieht.
    »Du siehst schlecht aus«, sagt er und legt seinen schwarzen Mantel gefaltet über den Stuhl. Seine Autoschlüssel wirft er neben meine beiden Telefone auf den Tisch.
    Ich antworte nicht.
    »Erzähl mir einfach, was passiert ist...«
    Wieder antworte ich nicht.
    »Komm schon, Harris, sprich mit mir ...«
    Was soll's? Immerhin bin ich genau deshalb hier. Ich blicke auf. »Lowell, ich brauche deine Hilfe.«
    »Persönlich oder beruflich?«
    »Exekutive Hilfe.«
    Er faltet seine Hände auf dem Tisch. Die Zeigefinger streckt er vor, wie in der Kirche.
    »Wie schlimm steht es?«
    »Pasternak ist tot.«
    Er nickt. In dieser Stadt verbreiten sich Nachrichten sehr schnell. Vor allem, wenn es deinen alten Boß erwischt. »Ich habe gehört, es wäre ein Herzanfall gewesen«, meint er.
    »So verkaufen sie es also?«
    Diesmal schweigt er. Er dreht sich zu den Reportern herum, sieht sich im Restaurant um und wendet sich dann wieder zu mir. »Erzähl mir von Matthew«, sagt er schließlich.
    Ich will anfangen, unterbreche mich jedoch. Das ist doch unsinnig. Er kennt Matthew überhaupt nicht.
    Wir schauen uns kurz an. Lowell wendet den

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