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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Blick ab.
    »Lowell, was geht hier vor?«
    »Burger ... medium«, unterbricht mich die Kellnerin und stellt den Teller mit einem Klappern vor mir ab. »Möchten Sie auch etwas?« fragt sie Lowell.
    »Nein ... danke.«
    Sie gibt mir eine letzte Chance, sie mit einem Lächeln zu versöhnen. Als ich nicht reagiere, fertigt sie mich mit einem verächtlichen Blick ab und geht an einen anderen Tisch.
    »Lowell, hier geht es nicht um ...« Ich halte inne und senke die Stimme zu einem Flüstern. »Lowell, komm mir nicht mit dieser ängstlichen Leisetreter-Nummer. Es geht um mein Leben ...«
    Er sieht mich immer noch nicht an. Er starrt auf die Tischplatte und spielt mit seinem Schlüsselring.
    »Lowell, wenn du etwas weißt...«
    »Sie haben dich gebrandmarkt.«
    »Was?«
    »Du bist gebrandmarkt, Harris. Wenn sie dich finden, bist du tot.«
    »Wovon redest du da? Wer sind sie? Woher kennst du sie überhaupt?«
    Lowell schaut wieder über die Schulter. Ich dachte, er behält die Reporter im Blick, tut er aber gar nicht. Er achtet auf die Tür.
    »Du mußt von hier verschwinden«, meint er schließlich.
    »Ich verstehe dich nicht. Willst du mir nicht helfen?«
    »Begreifst du es nicht, Harris? Das Spiel ist...«
    »Du weißt von dem Spiel?«
    »Hör mir zu, Harris. Diese Typen sind Bestien.«
    »Und du bist mein Freund«, erkläre ich.
    Sein Blick gleitet wieder zu seinem Schlüsselring mit dem kleinen Plastikanhänger. Er reibt ihn zwischen den Fingern, und ich mustere den Anhänger genauer. Das Foto darin zeigt seine Frau und seine vierjährige Tochter an irgendeinem Strand. Hinter ihnen brechen die Wellen ans Ufer. »Keiner von uns ist perfekt, Harris«, sagt er schließlich. »Manchmal tun unsere Fehler anderen mehr weh als uns selbst.«
    Ich kann meinen Blick nicht von dem Schlüsselring losreißen. Was auch immer sie gegen Lowell in der Hand haben ... Ich will es nicht einmal wissen.
    »Du mußt verschwinden.« Das sagt er jetzt zum zweiten Mal.
    Ich rühre den Hamburger vor mir nicht an. Mir ist der Appetit vergangen. »Kennst du den Kerl, der Matthew und Pasternak umgebracht hat?«
    »Janos.« Seine Stimme klingt brüchig. »Der Mann gehört in eine Zelle.«
    »Für wen arbeitet er? Gehören sie zur Exekutive?«
    Seine Hände fangen an zu zittern. »Das mit deinen Freunden tut mir leid ...«
    »Bitte, Lowell...«
    »Frag mich nicht mehr«, fleht er mich an. Die vier Reporter drehen sich zu uns herum.
    Ich lege meine Handflächen flach auf den Tisch und schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, starrt Lowell auf seine Uhr. »Geh jetzt«, drängt er mich. »Sofort!«
    Ich gebe ihm eine letzte Chance. Er ergreift sie nicht.
    »Es tut mir leid, Harris.«
    Ich stehe auf und ignoriere das Zittern in meinen Beinen, doch als ich einen Schritt in Richtung Vordertür mache, hält mich Lowell am Handgelenk fest. »Nicht vorne raus«, flüstert er und deutet mit einem Nicken zur Küche.
    Ich zögere. Kann ich ihm trauen? Welche Alternative habe ich? Zum zweiten Mal nehme ich heute den Hinterausgang und schiebe mich durch die Schwingtür.
    »Hier dürfen Sie nicht durch!« faucht mich die Kellnerin an.
    Ich ignoriere sie. Die Tür neben dem Spülstein steht offen. Ich sprinte hinaus, springe die Stufen hinunter und laufe weiter. Dann biege ich scharf nach rechts in eine spärliche beleuchtete Gasse ein. Eine Ratte huscht vor mir weg, doch das ist meine geringste Sorge. Wie, zum Teufel, konnten diese Leute so schnell reagieren, ganz gleich, wer sie sind? Mein Nacken schmerzt höllisch, und einen Moment verschwimmt alles vor meinen Augen. Ich muß mich hinsetzen und mich sammeln. Ich brauche ein Versteck. Ich gehe kurz die Liste der Leute durch, denen ich vertrauen kann. Lowells Reaktion sagt mir, daß die Leute, für die Janos arbeitet, mein Leben genau durchforstet haben, und wenn sie jemanden unter Druck setzen können, der so groß ist wie Lowell...
    Vor mir rast eine Ambulanz über die Vermont Avenue. Die Sirenen heulen ohrenbetäubend in der schmalen Häuserschlucht. Instinktiv greife ich nach einem Telefon. Mist! Sag bloß nicht, daß ich sie im ...
    Ich bleibe stehen und drehe mich um. Auf dem Tisch im Restaurant. Nein. Ich kann nicht zurückgehen.
    Um sicherzugehen, daß ich sie wirklich vergessen habe, greife ich in die Brusttasche meines Jacketts. Ich finde zwar etwas, aber es ist kein Handy.
    Ich öffne die Hand und lese den Namen auf dem blauen Plastiknamensschild.
    SENATSPAGE Viv Parker
    Die weißen Buchstaben

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