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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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bezweifle ich. Er arbeitet jetzt seit über zehn Jahren im Kongreß. Wissen Sie, wie durchtrieben einen das macht? Der Junge ist scharf wie eine Rasierklinge, er hat alles durchdacht. Trotz seiner guten Beziehungen konnte er sich schon wegen des Spiels nicht an seine Mitarbeiter wenden. Nachdem wir seinen Kumpel im Justizministerium ausgeschaltet haben ... Ich glaube nicht, daß Harris sich zweimal zum Narren halten läßt.«
    »Unsinn. Jeder läßt sich zweimal zum Narren haben. Deshalb wählen sie ja auch ihre Präsidenten immer wieder.«
    Janos behielt die Zimmernummern an der Wand im Auge und schwieg.
    »Sie glauben, ich liege falsch?« fragte Sauls.
    »Nein«, antwortete Janos. »Keiner überlebt allein. Da draußen muß jemand sein, dem er traut.«
    »Also werden Sie ihn finden?«
    Janos blieb vor Zimmer 427 stehen, packte den Türknopf der Mahagonitür und drehte ihn um. »Das ist mein Job.« Er drückte den Ende-Knopf seines Handys und schob es in die Tasche seiner FBI-Windjacke.
    Das Büro sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war. Harris' Schreibtisch hinter der Glastrennscheibe wirkte unberührt, und sein Assistent saß immer noch an dem vorderen Schreibtisch.
    »Agent Graves!« rief Cheese, als Janos das Büro betrat. »Womit kann ich Ihnen heute behilflich sein?«

23. KAPITEL
    Während meines ersten Vorstellungsgesprächs auf dem Hügel hat sich ein ausgebrannter Bürohengst mit dem schmierigsten Brillantine-Haar, das sich je gesehen habe, über seinen Schreibtisch gebeugt und mir verraten, daß der Kongreß im Grunde wie eine Kleinstadt funktioniert. An manchen Tagen ist er mürrisch, an anderen aufgedreht und bereit, mit der ganzen Welt über zwölf Runden zu gehen. Ich bin in einer kleinen Stadt aufgewachsen, und die Analogie traf ins Schwarze. Genau deshalb laufe ich unruhig in dem kleinen Lagerraum hin und her und warte darauf, daß jemand ans Telefon geht. Jeder Kleinstadtbewohner weiß, daß man das Stadtarchiv aufsuchen muß, wenn man die wahren Geheimnisse erfahren will.
    »Legislative Resource Center«, antwortet eine Frau mit einer matronenhaften Stimme.
    »Hallo. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Ich suche Informationen über einen Lobbyisten.«
    »Ich stelle Sie zu Gary durch.«
    Das Pendant zum Legislative Resource Center in einer Kleinstadt ist die mürrische alte Dame auf der Porch, deren Haus direkt gegenüber des einzigen Motels liegt. Es ist nicht gerade ein angesagter Ort zum Abhängen, aber am Ende weiß sie ganz genau, wer mit wem vögelt.
    »Gary Naftalis.« Die Stimme des Mannes ist trocken und völlig emotionslos. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Hi, Gary, ich rufe von Senator Stevens' Büro an. Uns hat da so eine Firma wegen dieses Haushaltsplanes angerufen. Wir wollen jetzt herausfinden, mit welchen Lobbyisten sie zusammenarbeiten. Darüber führt Ihr Jungs doch noch Buch?«
    »Wir wollen doch dafür sorgen, daß die Lobbyisten ehrlich bleiben, Sir.« Er lacht leise.
    Es ist kein guter Witz, aber ein stichhaltiges Argument. Jedes Jahr schwärmen über siebzehntausend Lobbyisten über Capitol Hill aus, und jeder ist mit einem ganzen Arsenal von besonderen Ersuchen bewaffnet. Kombiniert man das mit der Schiffsladung von Gesetzesvorlagen, die täglich eingereicht und verabschiedet werden, ist das überwältigend. Jeder hier weiß, daß kein Mitarbeiter in allen Bereichen fachkundig sein kann. Mußt du recherchieren? Ruf die Lobbyisten an. Brauchst du Gesprächsstoff? Ruf die Lobbyisten an. Du weißt nicht, was eine besondere Änderung bewirkt? Ruf die Lobbyisten an. Es funktioniert wie Drogenhandel. Ist das, was sie dir geben, gut, kommst du wieder. So wird Einfluß gewonnen. Still, rasch und ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Doch genau diese Fingerabdrücke benötige ich jetzt.
    Falls Pasternak bei dem Spiel mitgemischt hat, haben sicherlich auch andere Lobbyisten mitgespielt. Glücklicherweise müssen sich alle Lobbyisten beim Legislative Resource Center eintragen und eine Namensliste ihrer Klienten vorlegen. So kann ich vielleicht erfahren, wer für Wendell Mining arbeitet.
    »Kann ich auch eine spezielle Firma herausfinden?« frage ich.
    »Natürlich, Sir. Sie brauchen nur vorbeizukommen und ...«
    »Darf ich Sie um einen riesigen Gefallen bitten?« unterbreche ich ihn. »Mein Senator wird mir gleich den Kopf abreißen. Könnten Sie nachsehen, wenn ich Ihnen den Namen nenne? Es ist nur eine Firma, Gary ...«
    Ich nenne ihn beim

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