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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Namen, um den Sack zuzumachen. Er schweigt und läßt mich zappeln.
    »Sie würden wirklich meinen Hintern retten«, füge ich hinzu.
    Er schweigt. Deswegen hasse ich es so, zu telefonieren.
    »Wie heißt diese Firma, Sir?«
    »Großartig, das ist wirklich großartig. Wendell Mining«, sage ich. » Wendell Mining.«
    Ich höre seine Tastatur klappern, bleibe stehen und schaue zwischen den staubigen Lamellen der Jalousien hindurch. Ich habe einen ungetrübten Blick auf den schmalen Weg und die Marmorbrüstung, die an der Westseite des Gebäudes vorbeiführen. Das Kupferdach glüht in der Morgensonne, aber das ist nichts gegen die Hitze, die ich empfinde. Ich wische mir den Schweiß ab und knöpfe mein Hemd auf. Der Anzug und die Krawatte haben mich anstandslos in das Gebäude gebracht, doch wenn ich nicht bald Antworten bekomme ...
    »Tut mir leid, Sir«, meldet sich Gary. »Sie sind nicht zu finden.«
    »Was meinen Sie damit, sie sind nicht zu finden? Ich dachte, jeder Lobbyist müßte seine Klienten anführen ...«
    »Das tun sie auch, aber bis jetzt haben wir den Berg kaum bis zur Hälfte abgetragen.«
    »Welchen Berg?«
    »Die Eingabeformulare der Lobbyisten. Wir bearbeiten pro Registrationsperiode etwa achtzehntausend Formulare. Haben Sie eine Ahnung, wie lange es dauert, bis wir sie eingescannt und unsere Dateien auf den neuesten Stand gebracht haben?«
    »Wochen?«
    »Monate. Der Schlußtermin war vor einigen Wochen im August, und wir haben immer noch eine Tonne übrig.«
    »Also könnte ein Lobbyist für Kunden arbeiten, ohne ...«
    »Das hier ist der Kongreß, Sir. Alles ist möglich.«
    Ich kaue auf der Unterlippe. Ich hasse diese Art von Humor.
    »Sie scannen jeden Tag etwa siebenhundert Namen in die Datenbank ein«, fährt Gary fort. »Am besten rufen Sie später in der Woche noch mal an. Dann können wir noch mal nachsehen, ob sie schon drin sind.«
    Mir fällt ein, daß Wendell sein Ersuchen bereits zum zweiten Mal eingereicht hat. »Was ist mit dem letzten Jahr?«
    »Wie gesagt, der Computer hat nichts gefunden. Das bedeutet entweder, sie haben niemanden, oder dieser Lobbyist hat sie nicht registriert.«
    Das ergibt einen Sinn. Wenn es darum geht, Haushaltsposten zu bekommen, versuchen kleinere Firmen es oft allein. Erst wenn sie scheitern, rücken sie das Geld für einen professionellen Lobbyisten heraus. Falls Wendell jemanden hat, der für sie die Fäden zieht, wird der Name irgendwann in der Datenbank auftauchen. »Hören Sie, Gary, ich weiß Ihre Hilfe zu ...«
    Es klopft laut an der Tür. Ich verstumme.
    »Sir, sind Sie noch da?« fragt Gary.
    Es klopft wieder. Im Rhythmus von Shave and a hair-cut.
    »Ich bin's, Sie Eremit!« ruft Viv. »Machen Sie auf!«
    Ich springe zur Tür. Die Telefonschnur reißt die Tastaturen herunter, die krachend zu Boden fallen, als die Tür aufschwingt.
    »Mission erfolgreich, Mr. Bond. Wie geht's weiter?« singt Viv. Sie hält die beiden Aktenordner in den Armen, als wäre sie noch auf der Highschool. Dann dämmert es mir. Sie ist noch auf der Highschool. Sie tritt ein und läuft beschwingt an mir vorbei. Ich habe dasselbe bei Mitarbeitern an ihrem ersten Tag im Senat beobachtet. Die Eile der Macht.
    Garys Stimme knistert im Hörer. »Sir, sind Sie noch ...?«
    Das Telefon. »Ich bin dran, entschuldigen Sie. Danke für Ihre Hilfe, Gary. Ich rufe Sie nächste Woche wieder an.«
    Als ich auflege, läßt Viv die Aktenordner auf den Schreibtisch fallen. Ich habe mich geirrt. Sie ist nicht nur das Mädchen, das still hinten in der Klasse sitzt, sondern auch das Mädchen, das niemals die Klappe hält, wenn sie mit Leuten zusammen ist, die sie kennt.
    »Sie hatten keine Probleme?« frage ich.
    »Sie hätten mich sehen sollen! Ich war unaufhaltsam. Es war beinahe wie in Matrixl Alle standen wie vom Donner gerührt da, und ich bin in Superzeitlupe um sie herumgetanzt, bin ihren Kugeln ausgewichen und habe meinen Voodoo gehext. Sie haben nicht mal gemerkt, was sie da erwischt hat!«
    Ihre Sprüche kommen zu schnell. Sie hat Angst. Selbst wenn sie es selbst nicht weiß.
    »Viv ...«
    »Sie wären stolz auf mich gewesen, Harris ...«
    »Hat Dinah etwas gesagt?«
    »Machen Sie Witze? Sie war blinder als der Blinde, der ...«
    »Der Blinde?«
    »Ich brauche jetzt nur noch einen Codenamen ...«
    »Barry war da?«
    »... irgendwas Cooles, wie zum Beispiel Senat-Girl...«
    »Viv ...«
    »... oder Black Cat...«
    »Viv!«
    »... oder ... Sweet Mocha. Wie war das? Sweet Mocha. Oh, ich

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