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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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mit Belüftungsrohren, Luftschlitzen, einem Gewirr aus elektrischen Drähten und einer Handvoll halbrunden Kuppeln überzogen, die sich wie hüfthohe Blasen aus dem Dach emporwölben. Ich winde mich zwischen ihnen hindurch und folge dem Laufsteg, der um eine kleine Kuppel direkt vor uns herumführt.
    »Weißt du, wohin du ... ?«
    »Hier lang.« Ich biege links ab, renne einen Ableger aus Metallstufen hinunter, die uns von dem Laufsteg zu einem anderen Abschnitt des Balkons führen. Zum Glück ist neoklassizistische Architektur symmetrisch. In der Wand zu meiner Linken sitzt ein Fenster wie auf der anderen Seite. Dadurch kommen wir wieder in das Gebäude zurück.
    Ich trete, so fest ich kann, gegen den Fensterrahmen.
    Das Glas zerbirst, aber der Rahmen hält. Ich ziehe einige Scherben heraus, um es besser packen zu können, und reiße, sosehr ich kann. Ich höre Schritte über den Laufsteg trampeln.
    »Fester!« schreit Viv.
    Das Holz splittert in meinen Händen, und das Fenster schwingt auf mich zu. Die Schritte kommen näher.
    »Los ...« Ich helfe Viv hinein. Ich folge ihr auf dem Fuß und lande hart auf einem Teppichboden. Ich bin in einem Büro.
    Ein stämmiger Mitarbeiter stürmt zur Tür herein. »Sie dürfen hier nicht...«
    Viv stößt ihn zur Seite, und ich bleibe ihr auf den Fersen. Als Page kennt sie sich so gut wie kein anderer in dem Gebäude aus. Sie folgt mir nicht mehr, sondern läuft voran und biegt, ohne innezuhalten, um die Ecken.
    Wir stürmen durch das Empfangszimmer des Büros des Aufsehers des Senats und rennen eine gebogene Treppe hinunter, in der unsere Schritte laut widerhallen. Wir bleiben möglichst in Deckung, springen die letzten Stufen hinunter und ducken uns in den zweiten Stock des Capitols. An einer geschlossenen Tür vor uns hängt ein Schild: Senatskaplan. Kein schlechtes Versteck. Viv dreht an dem Knauf.
    »Abgeschlossen«, sagt sie.
    »Soviel zu deinen Gebeten.«
    »Sag so etwas nicht!« tadelt sie mich.
    Von oben hören wir einen lauten Knall und sehen, wie Janos oben auf der Treppe erscheint. Die linke Seite seines Gesichts glüht rot, aber er sagt kein Wort.
    Viv schlägt einen linken Haken, läuft den Flur entlang und will zur nächsten Treppe. Ich stürme zum Aufzug um die Ecke.
    »Der Lift ist schneller!« rufe ich.
    »Nur, wenn er ...«
    Ich drücke den Rufknopf. Ein helles »Pling« antwortet. Viv holt mich ein. Als die Aufzugtür aufgleitet, poltert Janos die Treppe herunter. Ich stoße Viv in den Fahrstuhl und versuche die Tür zu schließen.
    Viv drückt wie verrückt auf den Knopf: Tür schließen. »Komm schon, komm schon, komm schon ...«
    Ich zerre an der Metallfassung der Tür. Viv kauert unter mir und versucht dasselbe. Janos ist nur noch einige Meter entfernt. Ich kann die Fingerspitzen seiner ausgestreckten Hände sehen.
    »Drück den Alarmknopf!« rufe ich Viv zu.
    Janos hechtet auf uns zu. Unsere Blicke treffen sich. Er will uns packen, als es klickt und die Tür zugleitet.
    Der Aufzug ruckelt nach unten, und ich ringe nach Luft.
    »Meine ... meine Hand«, flüstert Viv und zieht etwas aus ihrem hellroten Handballen. Ein Stück Glas von einem der zerbrochenen Fenster.
    »Alles okay?« Ich strecke die Hand aus.
    Sie antwortet nicht, sondern achtet nur auf ihre Hand. Ich bin nicht sicher, ob sie meine Frage überhaupt verstanden hat. Ihre Hand zittert unkontrolliert, während sie auf ihr Blut starrt. Sie steht zwar unter Schock, weiß jedoch, daß es Wichtigeres gibt, auf das sie sich konzentrieren muß. Sie umklammert ihr Handgelenk, um das Zittern zu unterbinden. »Warum ist das FBI hinter dir her?« Ihre Stimme klingt brüchig.
    »Er gehört nicht zum FBI.«
    »Wer, zum Teufel, ist er dann?«
    Das ist nicht der richtige Moment für eine Antwort. »Wenn wir unten ankommen, müssen wir weiterlaufen«, erwidere ich nur.
    »Wovon redest du?«
    »Denkst du nicht, daß er gerade die Treppe herunterläuft?«
    Sie schüttelt den Kopf und versucht, eine zuversichtliche Miene aufzusetzen. Ich höre jedoch die Panik in ihrer Stimme. »Es ist keine durchgehende Treppe. Er muß in beiden Stockwerken über den Flur.«
    »Nur bei einem«, verbessere ich sie.
    »Ja, aber er muß sich trotzdem auf jedem Flur davon überzeugen, daß wir da nicht ausgestiegen sind.« Sie versucht zwar, ihren Worten zu glauben, aber sie kauft es sich nicht wirklich ab. »Er kann unmöglich schneller unten sein als wir ...«
    Der Aufzug kommt ruckelnd im Keller zum Stehen. Die Tür gleitet auf.

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