Das Spiel
irgendwer mußte den Job ja erledigen.
»Nein, ich glaube, das ...« Trish unterbrach sich, klappte ihren Aktenordner auf und blätterte ihn hastig durch. »Ach, Mist«, sagte sie. »Mir fällt gerade ein ... Ein Projekt habe ich noch.«
»Na so was, ich auch«, erwiderte Dinah trocken und blätterte ihr eigenes Notizbuch durch. Sie ließ ihre Gegenspielerin aus dem Senat keine Sekunde aus den Augen.
Die beiden Frauen starrten sich fast zwanzig Sekunden lang schweigend an. Ezra und Georgia saßen als bloße Zuschauer daneben. Kurz vor dem Ende der Verhandlungen kam der letzte Griff in den Fleischtopf.
Dinah tippte mit dem Bleistift auf den Schreibtisch und bereitete sich auf den Schlagabtausch vor. Auch ohne Matthew mußte die Schlacht weitergehen. Bis jemand aufgab.
Diesmal war es Trish. »Mein Fehler. Ich habe mich verlesen. Das Projekt kann auch bis zum nächsten Jahr warten.«
Ezra lächelte. Dinah verzog keine Miene. Prahlen lag ihr nicht. Schon gar nicht gegenüber dem Senat. Trish würde bei erster Gelegenheit zurückschlagen, wenn man ihr hämisch kam.
»Schön.« Dinah zog ihre Gürteltasche zu und stand auf.
Ezra genoß den Sieg und summte leise den Triumphmarsch.
»Das war's?« fragte Georgia. »Wir sind fertig?«
»Eigentlich wollte Matthew schon letzte Woche fertig sein«, stellte Dinah klar. »Jetzt müssen wir uns höllisch beeilen, um es bis zur Abstimmung Ende der Woche zu schaffen.«
»Die Vorlage liegt Ende der Woche zur Abstimmung vor?« fragte Trish. »Seit wann das denn?«
»Seit heute morgen. Seit unsere Führung es verkündet hat, ohne jemanden zu fragen.« Ihre drei Kollegen schüttelten den Kopf. Eigentlich war das jedoch keine große Überraschung. Im Wahljahr wollte jeder Abgeordnete möglichst schnell nach Hause. Wahlkämpfe mußten gewonnen werden. Dabei halfen ihnen die Projekte, die sie im Gepäck hatten. Ein Wasserprojekt in Florida, ein neues Abwassersystem in Massachusetts und selbst diese winzige Goldmine in South Dakota, dachte Dinah.
»Glaubt ihr wirklich, daß wir die Konferenz in einer Woche durchziehen können?« erkundigte sich Trish.
»Ich wüßte nicht, was dagegen spräche«, erwiderte Dinah und sammelte den Rest ihrer Unterlagen zusammen. »Sie müssen es nur noch Ihrem Boß verkaufen.« Sie ging zur Tür.
Trish nickte. »Übrigens ...!« rief sie Dinah nach. »Danke, daß Sie für Matthew eingesprungen sind. Ich weiß, wie schwer ...«
»Einer mußte es tun«, unterbrach sie Dinah. »Ganz einfach.«
Sie schlug die Tür hinter sich zu und ging in ihr Büro. Heuchelei und Small talk waren noch nie ihr Ding gewesen, aber jetzt wollte sie auf keinen Fall die Person verpassen, die so geduldig in ihrem Büro auf sie gewartet hatte.
»Alles klar?« Barry lehnte an dem niedrigen Akten-schrank zwischen Matthews und Dinahs Schreibtisch.
»Alles klar«, sagte Dinah. »Und wo wolltest du es feiern?«
35. KAPITEL
»Ja, natürlich, wir sind von Wendell.« Ich nicke dem Hünen in seinem Overall zu, der an meinem Wagenfenster steht. »Woher wissen Sie das?«
Er deutet auf mein Hemd. Unter seinem Overall leuchten orangerot die Buchstaben Spring Break '94 auf seinem T-Shirt. Wer ist hier wohl der Außenseiter?
»Shelley, richtig?« Ich lese seinen Namen von dem Klebestreifen auf seinem Sicherheitshelm ab. »Janos hat mir gesagt, ich sollte mal vorbeischauen.«
»Janos?« Er wirkt verwirrt.
Ich bekomme meine ersten Informationen. Was auch immer hier vorgeht, diese Burschen sind nur Hilfsarbeiter. »Tut mir leid ...« sage ich. »Er arbeitet auch bei Wendell. Ich dachte, Sie beide hätten vielleicht...«
»Shelley, bist du da?« quäkt eine Stimme durch das Walkie-Talkie an seinem Gürtel.
»Entschuldigung.« Er greift danach. »Mileaway?« fragt er.
»Wo steckst du?« kommt die Gegenfrage.
»Ich darf den ganzen Tag hier oben schmoren«, erklärt Shelley.
» Oberflächenr atte.«
»Maulwurf.«
»Immer noch besser als Sohlenabfall«, kontert die Stimme.
»Amen«, erwidert Shelley und grinst mich beifallheischend an. Ich nicke, als wäre das der beste Bergarbeiterwitz, den ich je gehört habe, und deute auf einen freien Parkplatz. »Können wir ...?«
»O ja, da drüben ist es genau richtig«, sagt Shelley, während der andere im Walkie-Talkie pausenlos weiterquatscht. »Im Trockenraum liegt die Ausrüstung«, fügt Shelley hinzu und deutet auf das große Ziegelbauwerk direkt hinter dem Metallzelt. »Hier ...« Er zieht einen Schlüsselring mit runden
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