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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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und würde gern das Thema wechseln.
    »Nein, ich danke Ihnen. Ohne Ihre Firma wäre die Mine immer noch vernagelt. Nachdem sie das Gold herausgeholt haben, hätten wir nicht erwartet, noch eine Chance zu bekommen.«
    Er starrt Viv an. »Tja ... Wir helfen gern, Garth.« Ich spreche ihn mit Namen an, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Wie immer funktioniert es. »Und wie sieht es sonst aus?« frage ich ihn, als er mich wieder ansieht.
    »Alles im Zeitplan. Sie werden es selbst sehen, wenn Sie unten sind. Es ist alles fertig«, erklärt er. »Ich muß jetzt allerdings los. Da oben wartet eine neue Lieferung. Ich wollte mich nur überzeugen, daß wir Platz genug dafür haben.«
    Er winkt, steigt wieder in den kleinen Triebwagen und läßt den Motor an. Das schrille Zirpen dringt durch den ganzen Tunnel. Es ist ein Warnsystem, wenn er im Dunkeln fährt. Sobald er an uns vorbeigefahren ist, wird das Piepen schwächer.
    »Was denkst du?« fragt Viv, während ich ihm nachschaue, bis er in der Dunkelheit verschwindet.
    »Keine Ahnung. So, wie es sich anhört, scheint es hier jedenfalls kein Gold mehr zu geben.«
    Viv nickt und geht weiter. Ich schaue noch immer dem Fahrzeug hinterher. Kommt er vielleicht zurück?
    »Wie konntest du dich an seinen Namen erinnern?« will sie wissen.
    »Keine Ahnung. Ich kann mir Namen einfach gut merken.«
    »Siehst du, nichts mögen die Leute mehr.«
    Die Felsbrocken knirschen unter ihren Füßen. Ich lausche immer noch nach dem Fahrzeug. Es ist kaum noch zu hören.
    »Harris ...!«
    »Moment, ich will nur sichergehen, daß er wirklich ...«
    »Ich glaube, du solltest dir das ansehen, Harris!«
    »Eine Sekunde, Viv ...«
    Ihre Stimme klingt trocken und tonlos. »Harris. Ich glaube wirklich, du solltest dir das sofort ansehen ...«
    Ich verdrehe die Augen. Macht sie sich etwa immer noch Sorgen wegen des Sauerstoffgehalts?
    Meine Güte!
    Ich kneife die Augen zusammen und reiße sie dann weit auf, um mich davon zu überzeugen, daß sie mich nicht täuschen. Der Triebwagen hatte den Blick darauf blockiert, doch jetzt haben wir freie Sicht. Ganz hinten am niedrigsten Ende des Stollens glänzen zwei brandneue Stahltüren. In jede ist ein kreisrundes Bullauge eingelassen. Wir sind noch zu weit weg, um hindurchsehen zu können, aber die Helligkeit, die aus ihnen herausscheint, ist unübersehbar. Sie wirken wie die Augen eines wilden Tieres, wenn man sie in der Dunkelheit anstrahlt.
    »Komm schon ...!« Viv stürmt auf die Tür zu.
    »Warte!« rufe ich. Zu spät. Ihr Grubenlicht tanzt auf und ab, und ich jage hinter diesem Glühwürmchen her, als sie tiefer in den Stollen hineinläuft.
    Eigentlich will ich sie auch gar nicht aufhalten. Genau deshalb sind wir ja hier. Um das Licht am Ende des Tunnels zu erreichen.

47. KAPITEL
    Ich hämmere mit beiden Händen gegen die stählernen Doppeltüren, und Viv drückt, so fest sie kann. Sie geben nicht nach. Ich stehe auf den Zehenspitzen, aber das Fenster ist aus Milchglas. Man kann nicht hindurchsehen. Dazu paßt das Schild an der Tür: Achtung! Zutritt nur für Befugte!
    »Laß mich mal versuchen.« Sie tritt zur Seite. Ich setze die Schulter genau zwischen den beiden Türen an und fühle, wie die rechte leicht nachgibt. Das ist aber auch schon alles. Ich will einen neuen Versuch starten und sehe mein verzerrtes Spiegelbild in den Nieten. Die Türen sind brandneu.
    »Moment!« ruft Viv. »Was hältst du davon, wenn wir klingeln?«
    Neben mir im Fels ist eine Metallplatte mit einem dik-ken schwarzen Knopf eingelassen. Ich war so auf die Tür fixiert, daß ich ihn nicht bemerkt habe. Viv streckt die Hand aus.
    »Nicht...!« rufe ich.
    Zu spät. Sie rammt ihre Handfläche gegen den Knopf.
    Es zischt laut, und wir springen beide zurück. Die Doppeltüren zittern, dann faucht es, und eine Luftdruckhydraulik setzt ein. Die linke Tür öffnet sich nach außen, die andere nach innen.
    Ich verrenke mir fast den Hals, um etwas sehen zu können. »Viv ...«
    »Schon da«, sagt sie und richtet den Lichtkegel ihrer Lampe hinein. In dem Raum befindet sich nur eine weitere Doppeltür etwa drei Meter vor uns. Und ein weiterer schwarzer Knopf. Wie in die Türen hinter uns sind auch in sie Milchglasscheiben eingelassen. Dahinter ist die Lichtquelle zu sehen.
    Ich nicke Viv zu, und sie drückt den schwarzen Knopf. Diesmal passiert nichts.
    »Drück noch mal«, sage ich.
    »Hab ich. Er klemmt.«
    Hinter uns zischt es, als die erste Doppeltür sich langsam schließt.

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