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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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du, das war ein Spiel für mich? Denk an die Folgen.«
    »Ja, diese bedeutende Debatte – Ihre Worte haben mir gerade bewiesen, dass es in dieser Debatte nicht um spirituelle Wahrheit ging. Zweifellos war das venezianische Rabbinat darüber bestürzt. Sie beide haben sich über unterschiedliche Arten des Lebens nach dem Tod gestritten, und zwar aus Gründen, die nichts mit der Realität eines Jenseits zu tun hatten. Sie versuchen, das gemeine Volk mittels Angst und Hoffnung – den traditionellen Keulen der religiösen Führer aller geschichtlicher Epochen – unter Kontrolle zu halten. Sie behaupten wie alle rabbinischen Autoritäten weltweit, den Schlüssel zum Leben nach dem Tod in Händen zu halten, und Sie benutzen diesen Schlüssel, um politische Kontrolle zu erlangen. Andererseits vertrat Rabbi Aboab seinen Standpunkt, um sich der Seelenqualen seiner Kongregation anzunehmen, welche ihren Converso -Familien Hilfe anbieten wollte. Das war keine spirituelle Meinungsverschiedenheit. Es war eine politische Debatte, die in der Verkleidung einer religiösen daherkam. Weder Sie noch er führten irgendeinen Beweis für die Existenz eines Lebens nach dem Tode an, weder einen auf Vernunft gegründeten Beweis noch einen Beweis aufgrund der Worte in der Thora. Ich kann Ihnen versichern, dass der Beweis in der Thora nicht zu finden ist, und das wissen Sie.«
    »Du hast offensichtlich nicht wahrgenommen, was ich dir über meine Verantwortung gegenüber Gott und dem Fortbestehen unseres Volkes gesagt habe«, erwiderte Rabbi Mortera.
    »Vieles von dem, was religiöse Führer machen, hat wenig mit Gott zu tun«, antwortete Bento. »Im vergangenen Jahr verhängten Sie einen Cherem gegen einen Mann, der es vorgezogen hatte, sein Fleisch bei einem Aschkenaser Metzger statt bei einem sephardischen Metzger zu kaufen. Glauben Sie, dass das für Gott relevant ist?«
    »Es war ein kleiner Cherem und ausgesprochen lehrreich für die Bedeutung des Zusammenhalts in der Gemeinde.«
    »Und vergangenen Monat erfuhr ich, dass Sie eine Frau aus einem kleinen Dorf, in dem es keinen jüdischen Bäcker gab, anwiesen, sie dürfe ihr Brot nur dann bei einem nichtjüdischen Bäcker kaufen, wenn sie ein Stück Holz in seinen Ofen würfe und so am Backen des Brotes beteiligt wäre.«
    »Als die Frau mich aufsuchte, war sie völlig durcheinander, und sie verließ mich erleichtert und glücklich.«
    »Diese Frau verließ Sie noch verwirrter, als sie vorher war, noch unfähiger, für sich selbst zu denken und ihre rationalen Fähigkeiten zu entwickeln. Genau darum geht es mir: Religiöse Autoritäten aller Schattierungen trachten danach, die Entwicklung unserer rationalen Fähigkeiten zu verhindern.«
    »Wenn du glaubst, dass unser Volk ohne Kontrolle und ohne Autoritäten überleben kann, bist du ein Narr.«
    »Ich glaube, dass religiöse Führer ihre spirituelle Orientierung verlieren, wenn sie sich in Angelegenheiten des politischen Staates mischen. Ihre Autorität oder ihre Beratung sollte sich darauf beschränken, Ratschläge zur persönlichen Frömmigkeit zu erteilen.«
    »Die Angelegenheiten des politischen Staates? Hast du nicht begriffen, was in Spanien und Portugal geschehen ist?«
    »Genau darauf will ich hinaus: Das waren religiöse Staaten. Religion und Staatlichkeit müssen getrennt sein. Der denkbar beste Herrscher wäre ein frei gewählter Führer, der von einer unabhängig gewählten Ratsversammlung in seiner Macht beschränkt wird und der in Übereinstimmung mit dem öffentlichen Frieden, der Sicherheit und dem Wohl der Bürger handelt.«
    »Baruch, es ist dir gelungen, mich davon zu überzeugen, dass du ein einsames Leben führen wirst und dass deine Zukunft nicht nur von Gotteslästerung, sondern auch von Verrat gekennzeichnet sein wird. Geh mir aus den Augen.«
    Während er Baruchs Schritten nachhorchte, die sich auf der Treppe entfernten, hob Rabbi Mortera den Blick zum Himmel und murmelte: »Michael, mein Freund, ich habe für deinen Sohn getan, was ich konnte. Ich habe zu viele andere Seelen, die ich schützen muss.«

16
    MÜNCHEN, 1919
    Stellen Sie sich diese Szene vor: Ein schäbig gekleideter, arbeitsloser, jugendlicher Immigrant, der noch nichts veröffentlicht hat, den Löffel für die Suppenküche in der Brusttasche seines Hemdes, stürmt in das Büro eines bekannten Journalisten, Dichters und Politikers und platzt heraus: »Können Sie einen Streiter gegen Jerusalem gebrauchen?«
    Der Beginn eines Bewerbungsgespräches,

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