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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sich wieder auf und eilte, von Roddington gefolgt, nach seiner Kabine. Gesteinsbrocken lagen hier zwischen Gläsern und Flaschen auf dem Tisch.
    »Mit eigenen Augen müssen Sie das Wunder sehen, Roddington«, rief Dr. Wegener und drückte ihm einen Stein in die Hand; ein Stück Sandstein schien es zu sein. Während Roddington das Material noch betrachtete, griff der Doktor nach einem weiten hohen Glas und einer Flasche, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war.
    »Das hier, Roddington«, erklärte er, während er das Glas zur Hälfte aus der Flasche füllte, »ist Seewasser, ganz gewohnliches Seewasser, eben erst aus dem Pazifik in die Flasche gefüllt. Und das hier …« Er nahm Roddington den Stein wieder aus der Hand.
    »Ein maßloses Glück haben wir gehabt, Mr. Roddington. Das Mineral hier ist, soweit ich es in der Eile analysieren konnte, ein Karbidgemisch, Lithiumkarbid, Tantalkarbid, Vanadkarbid sind bestimmt darin enthalten … und nun sollen Sie das Wunder sehen.«
    Dr. Wegener ließ den Stein in das Glas fallen. Bis auf den Grund des Gefäßes sank er hinab, scheinbar ruhig und in Wirklichkeit doch nicht ruhig. Zusehends wurde er kleiner, wie wenn ein Stück Zucker sich in Wasser auflöst. Eigenartig., schimmernd hob sich dabei etwas von seiner Oberfläche ab, stieg in zahllosen feinen Streifen durch das Wasser nach oben und bildete über ihm eine neue Schicht. Glasklar durchsichtig. stand diese über dem Seewasser, das milchig trübte.
    »Da haben Sie es, Roddington!« Dr. Wegener hielt ihm das Glas unter die Nase. »Riechen Sie es? Ein prima Leichtbenzin! Ein idealer Treibstoff für alle Motoren. Es ist mehr, als ich jemals zu hoffen wagte, Roddington! Keine Spur von Gas bildet sich, nur klares, reines Benzin entsteht, wenn Seewasser mit diesem Gestein zusammentrifft.«
    Während er Doktor sprach, stellte er das Gefäß wieder auf den Tisch und füllte die obere Flüssigkeitsschicht mit einer Pipette in eine Flasche über.
    »Sind Sie Ihrer Sache sicher, Doktor Wegener? Eine Täuschung ist ausgeschlossen?«
    »Ein Zweifel ist ausgeschlossen, Mr. Roddington. Ich hab’s schon analysiert. Ein reines Hexan ist es.«
    Dr. Wegener goß aus der Flasche ein wenig Flüssigkeit in eine Platinschale und brachte ein brennendes Streichholz daran.
    Hell flammte es über der Schale auf. Leuchtend, kaum rußend, brannte es, bis der letzte Tropfen der Flüssigkeit verzehrt war.
    »Wünschen Sie noch andere Beweise, Mr. Roddington? Wir könnten den Treibstoff in einem unserer Motoren auf der Plattform ausprobieren …«
    »Später, Doktor Wegener, wenn wir mehr davon haben, jetzt nicht … Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen.«
    Roddington lag in einem Sessel halb nach hinten gelehnt, als habe das Erlebnis dieser letzten Minuten ihn niedergeworfen. Wie befreit von einem lastenden Druck, atmete er in tiefen Zügen; ruhig ließ der Doktor ihn gewähren. Fast körperlich fühlte er mit, was jetzt Roddingtons Seele bewegte. Reinste, tiefste Freude über den gewaltigen Erfolg, ein tiefes befreiendes Aufatmen nach einem Jahr drückender Sorge und Ungewißheit – und doch eine Sorge schon wieder, ob auch das Weitere gelingen würde, das jetzt noch zu tun war…
    »Es wird glücken, Roddington! Keine Sorge darum!«
    Dr. Wegener sprach die Worte, als ob er jeden Gedanken Roddingtons gehört hätte. Langsam richtete der sich auf.
    »Was ist das nächste, Doktor Wegener?«
    »Den Stollen weiter in die Karbidschicht vortreiben, Quer-Stollen von ihm abzweigen, so wie ich’s Ihnen vor fünfzehn Monaten einmal in New York aufzeichnete. Das wäre hier zu tun, Mr. Roddington. In Trenton müssen die Rohre für die neue Leitung in Angriff genommen werden und das Gußstück für den Schachtverschluß über Station Null.«
    Dr. Wegener trat an Roddington heran, ergriff dessen Rechte und drückte sie fest.
    »Noch einen Monat, Mr. Roddington, und wir haben es erreicht. Dann wird die neue Quelle so fließen, wie wir es dies lange Jahre hindurch erhofften.«
    Während der Doktor es sagte, spürte er, wie Roddington den Druck seiner Hand fest erwiderte.
    »Sie haben recht, Doktor Wegener. Noch dürfen wir nicht feiern. Wir wollen wieder an unser Werk gehen.«
     

Ein wenig später begann die Funkstation der »Blue Star« zu arbeiten. Aus der Antenne der Jacht flogen neue Aufträge für das Trenton-Werk mit Lichtgeschwindigkeit um den halben Erdball. Eine verschlüsselte Depesche war für Washington bestimmt. Sie

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