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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Denkbare Wirklichkeit.
    Er merkte, wie die Geschwindigkeit seines Sturzes nachließ.
    Wie ein Puffer oder eine Bremse wirkte die unter ihm im Schacht eingeschlossene Luft. Immer langsamer glitt er in die Tiefe.
    Es war dunkel hier im Schacht zwischen den beiden Schleusen. Er konnte nicht sehen, wie schnell er an der Schachtwand entlangglitt; aber als er die Hand ausstreckte, fühlte er, daß die Geschwindigkeit nicht mehr allzu groß war, und ganz schwach begann sich Hoffnung in seinem Herzen zu regen. Die wahnwitzige Hoffnung, daß er aus diesem fürchterlichen Sturz – er befand sich in diesem Augenblick immer noch fünfzehnhundert Meter über Schleuse II – mit dem Leben davonkommen könne.
    In Schleuse II stand Ingenieur Bowden am Telefon und hörte, was Dr. Wegener zehn Kilometer über ihm bei Station Null in das Mikrofon sprach, und antwortete dazwischen:
    »Nein, Herr Doktor … Wir haben nichts gehört … Der Körper müßte längst bei uns aufgeschlagen sein … ausgeschlossen, daß wir das überhört hätten … ein Sturz über zehn Kilometer, er müßte ja mit Sternschnuppengeschwindigkeit bei Schleuse II angekommen sein … Er ist nicht angekommen, Herr Doktor … vielleicht schon unterwegs an einer der Zwischenstationen zerschellt, es wäre die einfachste Erklärung … Hören Sie, Doktor Wegener! Hören Sie, Herr Doktor …«
    »Was soll ich denn hören, Mr. Bowden?« knurrte die Stimme des Doktors ärgerlich dazwischen.
    »Hören Sie, Doktor Wegener, über uns klopft und trommelt es an der oberen Schleusentür. Soweit man’s durch die Stahlwand verstehen kann, klingt es auch, als ob jemand ruft. Ich lasse die Tür eben öffnen und nachsehen.«
    Roddington bemerkte das Erstaunen in Dr. Wegeners Zügen.
    »Was gibt’s, was hat Bowden gemeldet?« fragte er.
    »Bowden ist verrückt geworden! Komplett übergeschnappt!« stieß Dr. Wegener heraus. Ärgerlich wollte er den Hörer an den Haken hängen, als die Stimme Bowdens wiederkam.
    »Doktor Wegener, es war Larking, der draußen anklopfte. Er ist lebendig bei Schleuse II angekommen!«
    »Sind Sie toll geworden, Bowden?« brüllte der Doktor in den Apparat und fuhr im nächsten Augenblick zusammen, als ob er ein Gespenst sähe. Larking, den er längst eine formlose blutige Masse wähnte, sprach durch den Apparat zu ihm. Larkings Stimme klang an sein Ohr, etwas heiser, etwas stok-kend, aber doch unzweifelhaft die wohlbekannte Stimme.
    »Ich bin’s selbst, Doktor … ich bin am Leben … ein Wunder … ich weiß selber nicht, wie es geschah …«
    Immer leiser wurde die Sprache, jetzt verstummte sie ganz.
    »Sind Sie noch da, Larking?« rief Dr. Wegener in das Telefon.
    »Was sagen Sie? Larking!« Während Roddington es fragte, nahm er ihm den Hörer aus der Hand, lauschte und vernahm die Stimme Bowdens.
    »Er ist ohnmächtig geworden. Die Aufregung, die Todesangst … der lange Sturz …«
    »Mensch! Bowden! Von wem sprechen Sie?«
    Bowden merkte, daß nicht mehr Dr. Wegener, sondern Roddington am Apparat war.
    »Ich spreche von Larking, Mr. Roddington. Von dem unfaßlichen Wunder … er ist unverletzt bei uns angekommen.«
    Roddington ließ den Hörer sinken, wandte sich zu Dr. Wegener. »Was halten Sie davon, Doktor? Ist Bowden wahnsinnig geworden?«
    Der Doktor schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich habe die Stimme Larkings im Apparat gehört, Roddington. Das Wunder ist geschehen.«
    Anderthalb Stunden später half ein Mann von Schleuse II Larking auf Station Null aus der Förderschale. Wie ein Lauffeuer hatte sich inzwischen die Kunde von seinem Sturz und der wunderbaren Errettung auf der Werkflotte verbreitet. Was von der Belegschaft nicht gerade Schicht hatte, war auf der Plattform versammelt, und nicht enden wollten die Cheer- und Hurrarufe, als Larking, von Roddington und Dr. Wegener gestützt, seinen Weg durch die jubelnde Menge nahm.
    Zu gewaltig war der Eindruck dieses Empfanges auf den Ingenieur. Aufs neue überkam ihn Schwäche, er drohte den Armen Roddingtons und Dr. Wegeners zu entgleiten. Da drängten die Werkleute von allen Seiten heran, Dutzende von Händen griffen zu, und wie in einem Triumphzug trugen sie den Bewußtlosen in die Barkasse.
    Als er die Augen wieder aufschlug, lag er in einer Kabine der »Blue Star«. Dr. Wegener saß an seinem Lager und hielt seinen Puls.
    »Alles in Ordnung, Mr. Larking. Nichts gebrochen, nichts verstaucht. Nur ein paar Schrammen und blaue Flecke. Sie haben ein märchenhaftes Glück

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