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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zusammengebracht, ergab das rätselhafte Gestein ein reines, klares Benzin.

Als Major Kyushu den Bericht darüber las, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er erkannte, was Roddington und der deutsche Doktor mit ihrem scheinbar so unsinnigen Unternehmen in Wirklichkeit bezweckten. Im Augenblick begriff er, daß ein Gelingen des Planes die amerikanische Stellung auf den Philippinen uneinnehmbar, ja unangreifbar machen mußte. Eine unerschöpfliche Treibstoffquelle in nächster Nähe der Inseln! Noch innerhalb der amerikanischen Hoheitsgrenze gelegen, so daß auch die schärfsten Verteidigungsmaßnahmen der Union ohne weiteres völkerrechtlich zulässig waren. Der Schacht Roddingtons der Küste so nahe, daß sich ohne große Schwierigkeiten in einer gegen jeden Angriff schützenden Meerestiefe eine Unterwasserleitung bis zum Lande führen ließ.
    Schicksalswende für die Machtverhältnisse im Fernen Westen würde es bedeuten, wenn die neue Treibstoffquelle erst einmal floß. Jeder Versuch eines Gegners, den amerikanischen Streitkräften dort den Lebensnerv zu unterbinden, war dann aussichtslos. Hinfällig wurden alle Pläne einer japanischen Expansion nach dem Süden, welche die Welt schon seit Jahren beunruhigten.
    Vertauscht würden dann vielmehr die Rollen sein. Nicht mehr bedroht, sondern unüberwindbar und selber drohend stand dann die amerikanische Macht im Süden, bereit und fähig, dem Gegner bei seinem Vordringen nach Westen jeden Augenblick in die Flanke zu fallen …
    Wie Bergeslast legte sich diese Erkenntnis Kyushu auf die Seele. Gab es noch eine Möglichkeit, die schicksalsschwere Entwicklung in zwölfter Stunde zu verhüten? Hundert Möglichkeiten überdachte er und mußte jede verwerfen. Allzu fest und unangreifbar stand der Schacht Roddingtons in der Tiefsee. Ungeheuerliche Sprengstoffmengen hätte man unter Wasser an ihn heranbringen und detonieren lassen müssen, um den riesenhaften Stahlrohren, die ihn bildeten, ernstlich Schaden zuzufügen. Und wenn es doch gelang, wenn das scheinbar Unmögliche wirklich glückte und der Ozean durch den zerrissenen Schacht in die Tiefe stürzte, bestand ja erst recht die Gefahr, daß die Treibstoffquelle mit Macht zu fließen begann; daß die Zerstörung das Gegenteil von dem erzielte, was damit bezweckt war.
    Major Kyushu sah keinen anderen Ausweg mehr, als alles das, was ihn in dieser Stunde bewegte und erschütterte, den Stellen vorzutragen, die für die Sicherheit des asiatischen Inselreiches verantwortlich waren, den Admiralen zuerst. Schweigend hörten Yoritama, Togukawa und Harunobu an, was er zu sagen hatte. Sie brauchten es nicht auszusprechen, was sie dabei empfanden. Die niederdrückende Erkenntnis, daß der kühne Schachzug eines einzelnen Mannes, keines Feldherrn, keines Politikers, eines einfachen Bürgers nur, im Begriff stand, ein großes, mächtiges Reich mattzusetzen.
    Etwas mußte geschehen, wenn man das große Spiel nicht für viele Jahre aufgeben wollte. Rücksichten durfte es nicht mehr geben, mochte der große Kampf um die Herrschaft über den Pazifik dabei auch sofort entbrennen.
    Drei Tage und drei Nächte währten die Beratungen der Admirale und Heerführer, bis eine Möglichkeit entdeckt, ein greifbarer Plan geschmiedet wurde. Noch einmal zehn Tage würden die technischen Vorbereitungen dafür in Anspruch nehmen, und dann – wenn alles so ging, wie man hoffte – würde der Schacht Roddingtons nur noch eine Erinnerung sein. Die Erinnerung an eine Gefahr, der Tatkraft und mutige Entschlossenheit noch in letzter Minute ein Ende bereiteten.
    MacLane war einer Einladung Roddingtons auf die »Blue Star« gefolgt. Behaglich hatten sich die beiden Schulfreunde auf dem Achterdeck unter dem Sonnensegel niedergelassen und taten den eisgekühlten Getränken, die ein Steward vor ihnen aufbaute, alle Ehre an.
    »Heute nacht wird die Rohrleitung bis nach Station Null hin fertig, Freddy«, sagte Roddington mit einem Seufzer der Erleichterung, »dann haben wir, Gott sei Dank, das dickste Ende hinter uns.«
    »Und du wirst der berühmteste Mann in den Staaten sein, James, und kannst dich für den Rest deines Lebens auf wohlverdienten Lorbeeren ausruhen«, gab MacLane lachend zurück. »Wo hast du übrigens deinen Schatten gelassen? Wo steckt Doktor Wegener?«
    »Ich vermute auf der ›City of Baltimore‹. Der Frachter hat das große Gußstück gebracht, mit dem wir morgen den Schacht auf Station Null schließen wollen. Wie ich den Doktor kenne,

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