Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
ich mich auf den Kauf eingelassen?
    Bancroft zählte im stillen langsam bis zehn, bevor er weitersprach.
    »Für die Leute, die sich mit Collins eingelassen haben, gibt es nur einen Weg, wenn sie sich unangenehme Weiterungen ersparen wollen.« Drakes Augen hingen an seinen Lippen, während er fortfuhr: »Diese Personen müßten dem Geheimdienst reinen Wein einschenken und die zu Unrecht erworbenen Papiere zurückgeben. Dann könnte man die Angelegenheit niederschlagen, und sie brauchten auch nicht als Zeugen aufzutreten …«
    Jetzt endlich fand Drake die Sprache wieder.
    »Ist das sicher, Kapitän Bancroft? Wäre die Angelegenheit dadurch ein für allemal aus der Welt geschafft?«
    »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort als Offizier.«
    Drake verfiel wieder in Schweigen. Eine Zeitlang kämpfte er mit einem Entschluß. Dann zog er einen Schlüsselbund aus der Tasche, öffnete ein Fach seines Schreibtisches und holte ein kleines Buch heraus.
    »Gut, Herr Kapitän! Ich vertraue auf Ihr Ehrenwort. Mr. Collins verkaufte mir diesen Code hier. Es ist die Geheimchiffre einer auswärtigen Macht. Ich glaube nicht, daß ich durch den Erwerb gegen die Interessen oder Gesetze der Union verstoßen habe.«
    Bancroft griff nach dem Buch. Ein Blick zeigte ihm, daß er eine Kopie des von ihm seinerzeit selbst erworbenen Geheimcodes vor sich hatte.
    »Ihre Meinung ist irrig, Mr. Drake«, sagte er streng. »In der Hand eines Unbefugten kann dieser Schlüssel für unsere Interessen sehr gefährlich werden. Als ein pflichttreuer Bürger der Union hätten Sie den Geheimdienst von dem Erwerb in Kenntnis setzen müssen. Es war ein schwerer Fehler, daß Sie es nicht getan haben.«
    Er steckte das Buch zu sich und stand auf.
    »Und was wird nun?« fragte Drake bedrückt.
    »Ich gab Ihnen mein Wort, Mr. Drake. Die Sache ist damit für Sie erledigt.«
    Damit verließ der Kapitän den Journalisten. Der blieb in einer reichlich gemischten Stimmung zurück. Die eine große Sorge war er los, die andere lauerte drohend im Hintergrund. Würde Roddington wirklich wegen jener Artikel auf Schadenersatz gegen ihn klagen? In allen Tonarten verwünschte er Collins und seinen Code, die ihn in dieses Abenteuer hinein-gerissen hatten.
    Jene Stahlrohre, die angeblich für Holländisch-Indien bestimmt waren und über die sich Price in Trenton so weidlich ärgerte, hatten inzwischen ihren Weg über den Pazifik und zur Werkflotte genommen. Nach der Ankunft der ersten Schiffsladung begann nun die letzte Etappe der Arbeiten, nicht ganz so gefährlich und schwierig wie die vorangegangenen, aber immer noch schwierig genug. Der kühne Plan Roddingtons und Dr. Wegeners ging ja dahin, aus diesen etwa schenkelstarken Rohren eine Leitung in den Schacht hinunter und weiter durch den Stollen bis zu der Karbidschicht im Urgestein zu verlegen. Seewasser sollte später durch diese Leitung in die Tiefe hinabstürzen; im Urgestein dort unten sollte sich in großem Maßstabe die chemische Umsetzung vollziehen, die man bisher nur im kleinen Reagenzglase studiert hatte. Für jedes Kubikmeter Ozean, das man in den Schacht einfließen ließ, sollte dessen Mündung ein Kubikmeter Treibstoff entquellen.
    Das war der Plan, genial in seiner Einfachheit und imposant, aber schwierig war die Ausführung. Wie man sich erinnern wird, waren bei Kilometer 5 und Kilometer 10 Luftschleusen in den Schacht eingebaut. Das war notwendig, weil sonst der Druck der im Schacht stehenden Luftsäule nach unten hin unerträglich hoch geworden wäre. Aber die hundert Meter langen Rohre, die jetzt in den Schacht hinabgelassen werden mußten, ließen sich natürlich nicht wie kleine Maschinenteile durch diese Schleusen bringen. Man mußte die Schleusen vollständig öffnen, um mit den langen Rohren hindurchzukommen, und das gab derartige Schwierigkeiten, daß Roddington in diesen Wochen oft nahe daran war, noch in letzter Stunde am Gelingen des Werkes zu verzweifeln.
    Zusammen mit Dr. Wegener stand er auf der Plattform. In ihrer Nähe, etwas dichter am Schachtmund, befand sich Ingenieur Larking, der das Einhängen der langen Rohre überwachte.
    Wieder hatte die Tiefe zehn davon verschlungen, die Zeit für eine Durchschleusung war gekommen. Fünf Kilometer tiefer öffneten die Werkleute die Schleusentore, brausend und gurgelnd stürzte sich bei Station Null die Luft in den Schacht und strömte orkanartig in die Tiefe.
    »Vorsicht, Roddington!« Das Heulen der in den Schacht stürzenden Luftmassen übertönte

Weitere Kostenlose Bücher