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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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läßt er es sich nicht nehmen, den Transport dieses wichtigen Stückes zur Plattform hin zu überwachen.«
    »Ein merkwürdiger Mensch, dieser Doktor Wegener«, meinte MacLane kopfschüttelnd. »Ich glaube, er hat im letzten Jahr keine tausend Stunden geschlafen.«
    »Mit dem Wort ›merkwürdig‹ wirst du ihm nicht gerecht«, unterbrach ihn Roddington. »Sage lieber, ein treuer Mensch, ein Fanatiker der Arbeit und unserer Sache auf Tod und Leben ergeben. Damit wirst du ihn besser kennzeichnen.«
    MacLane wollte etwas erwidern, stockte, murmelte: »Wenn man vom Wolf spricht, dann …«
    Dr. Wegener kam von der Brücke her über das Deck.
    »Wieder einmal eine verdächtige Geschichte, Roddington«, begann er unvermittelt, »eben bekam ich einen Funkspruch der Harvard-Universität. Professor Waterford, ein alter Bekannter von mir, beschwert sich, daß die Kiste mit den Gesteinsproben, die ich ihm brieflich anmeldete, immer noch nicht angekommen ist. Ich war selber dabei, als sie an Bord der ›City of Frisco‹ gebracht wurde. Die Sache ist mir unbegreiflich!«
    MacLane spitzte die Ohren, denn derartige Dinge fielen in sein Fach. Ein Dutzend Fragen prasselte auf den Doktor nieder; dann wußte MacLane alles, was er von ihm erfahren konnte, und begab sich in die Funkstation der »Blue Star«. Bald danach flogen Depeschen durch den Äther. Fragen an den Kapitän der »City of Frisco«, die sich schon wieder auf halbem Wege zwischen San Francisco und den Philippinen befand. Der alte Seebär konnte nur wenig darauf antworten. Er beschränkte sich auf die Mitteilung, daß die Kiste ordnungsgemäß abgeladen und abtransportiert worden sei. Von dem, was sich mit ihr danach auf dem kurzen Wege zur Bahn ereignet hatte, wußte er nichts, und konnte er auch der ganzen Sachlage nach nichts wissen, denn Mr. Collins pflegte bei seinen dunklen Geschäften jedes unnötige Aufsehen zu vermeiden.
    Viel lebhafter war der Widerhall, den MacLanes Funkspruch bei Kapitän Bancroft fand. Der hatte mit Hilfe des von Collins erworbenen Geheimschlüssels vor kurzem ein paar recht interessante Nachrichten aus dem Äther gefischt. Von einem merkwürdigen Gestein war in den entzifferten Funksprüchen die Rede, das den Geologen der Universität Tokio zur Untersuchung vorgelegt werden sollte. Da kam dem Kapitän der Bericht MacLanes gerade wie das fehlende Glied einer Kette vor. Jetzt wußte er, woher dies Gestein stammte und daß es in San Francisco ausgeladen worden war, und in San Francisco begann unmittelbar danach der Geheimdienst zu arbeiten.
    Er arbeitete unauffällig, gut und schnell. Ein etwas schmieriger Heizer, der in Marney’s Saloon ein paar Kollegen eben eine Lage spendierte, schrak zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und die vier Worte »You are the man« an sein Ohr drangen, jene stereotypen Worte, mit denen in den Vereinigten Staaten Verhaftungen angekündigt werden.
    Wohl oder übel mußte er den Beamten des Geheimdienstes folgen, und nun wurde es wirklich Wahrheit, was Kapitän Bancroft vor kurzem Percy Drake nur vorspiegelte. Mr. Henry Collins saß hinter Schloß und Riegel.
    Mit gemischten Gefühlen empfing der Kapitän die Nachricht von der Verhaftung. Er schätzte Henry Collins als einen gewiegten Agenten, dessen Dienste er öfter als einmal mit gutem Erfolg gebraucht hatte. Aber daß er auf beiden Schultern trug und heute ebenso bereit war, für irgendeine fremde Macht zu arbeiten wie gestern für Washington, tat seinem Wert doch bedeutenden Abbruch.
    Lange Zeit schwankte Kapitän Bancroft, was er tun solle. Überließ er den Sünder einfach der ordentlichen Justiz, so konnte es ihm übel ergehen. Die Beraubung eines öffentliehen Transportes würden die Richter aus dem Tatbestand herauslesen und Mr. Collins für die nächsten fünf Jahre hinter schwedische Gardinen setzen. So lange mochte Bancroft ihn nicht entbehren, aber einen gehörigen Denkzettel mußte der unzuverlässige Agent endlich mal bekommen.
    So verlief das Weitere wie in einer gut vorbereiteten Komödie. Wegen »unordentlichen Benehmens«, das heißt aus der Gerichtssprache ins Gemeinverständliche übersetzt: wegen Trunkenheit, wurde der Heizer Collins dem Richter vorgeführt und erhielt drei Monate Gefängnis, die er sofort ohne Widerspruch annahm. Dem Werke Roddingtons konnte er auf diese Weise nicht mehr gefährlich werden, während einer späteren ersprießlichen Arbeit für Kapitän Bancroft durch den kleinen Schönheitsfehler in

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