Das stählerne Geheimnis
unerfindlich.«
Price pfiff durch die Zähne.
»Hören Sie mal, Curtis, hoffentlich kommt uns Roddington nicht etwa in Washington ins Gehege. Man könnte versucht sein, allerlei zu kombinieren.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Curtis.
»Ich meine es so: Auf den Philippinen werden ständig neue Befestigungen angelegt. Der Plan geht dahin, diese Inseln schließlich in uneinnehmbare Forts zu verwandeln. Roddington treibt sich dauernd bei den Philippinen herum. Er erwirbt dort Land, um irgendein großes Werk von einer uns unbekannten Art zu errichten. Er baut sein Stahlwerk in den Staaten auf ein Mehrfaches der bisherigen Leistung aus, und wir bekommen plötzlich keine Aufträge mehr … Bei Gott, Curtis, je länger ich’s mir überlege, um so stärker wird mein Verdacht.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch schrillte dazwischen. Es war Palmer, der eben aus Trenton kam. Wenige Minuten später trat er ins Zimmer.
»Setzen Sie sich und schießen Sie los«, begrüßte ihn Price, »Herrn Direktor Curtis kennen Sie ja.«
Palmer breitete seine Notizen vor sich aus und begann der Reihe nach zu berichten.
»Man scheint in Trenton Überseetransporte vorzuhaben. Mr. Dickinson läßt vom Trenton River aus einen neuen Stichkanal bis zu den Werken hin ausbaggern, der den großen Zehntausendtonnern vom Trenton-See her die Zufahrt gestatten wird.«
Price und Curtis warfen sich gegenseitig einen Blick zu.
»Bitte weiter, Palmer!« ermunterte Price den Agenten. Der breitete eine kleine Planskizze auf dem Tisch aus.
»Sehen Sie, Mr. Price, hier endet der Kanal in einem Hafenbecken, hier ist der Kai. Unmittelbar an ihn schließt sich die große neue Gießhalle an. Sie stößt mit der Schmalseite an den Kai, hier an der Längsseite der Halle stehen die neuen Elektroöfen.«
Interessiert beugten sich die beiden Direktoren über die Skizze. Keiner von ihnen zweifelte mehr daran, daß diese neuen Anlagen der Trenton-Werke für bedeutende Überseelieferungen berechnet waren. Nur die Frage, was und für wen geliefert werden sollte, machte ihnen noch Kopfzerbrechen.
»Wie beschafften Sie sich diese Skizze?« fragte Curtis.
»Die Verkehrsflugzeuge kommen dicht an den Werken vorbei. Die Sache hat mich nur eine Flugkarte von Georgetown nach Northville und wieder zurück nach Georgetown gekostet. Übrigens, es fällt mir jetzt wieder ein: Nach Northville flogen zwei Japaner mit, die sich auch für die Werke Roddingtons interessierten.«
Der Verdacht der beiden Direktoren, daß die Trenton-Werke irgendwelche geheimen Rüstungsaufträge bekommen hätten, verstärkte sich bei diesen letzten Mitteilungen Palmers.
»Was machten die Japaner?« kam es fast gleichzeitig von ihren Lippen.
Palmer lächelte.
»Nichts, meine Herren. Ein anderer hätte nichts Auffälliges an ihnen bemerkt. Aber …« das Lächeln auf seinen Zügen verstärkte sich, »wenn man selber zu dem Metier gehört, dann weiß man Bescheid. Aus gewissen Bewegungen der beiden Gelben gewann ich die Überzeugung, daß sie Kameras unter ihren Mänteln verborgen hatten und kräftig knipsten.«
»Sie sind dagegen nicht eingeschritten?« fragte Price.
Palmer zuckte die Achseln. »Wozu Lärm schlagen und unnötig Aufmerksamkeit erregen? Die Gesichter der beiden Japaner habe ich mir für alle Fälle genau gemerkt.«
»Wir schweifen ab«, sagte Price. »Mögen die Japaner machen, was sie wollen! Konnten Sie etwas über die künftige Produktion der Trenton-Werke in Erfahrung bringen?«
Palmer räusperte sich.
»Die Kontrolle ist in den Werken seit einigen Wochen sehr verschärft worden. Den Leuten der andern Abteilungen ist das Betreten der neuen Anlagen bei Strafe sofortiger Entlassung verboten. Nur auf Umwegen konnte sich mein Gewährsmann noch einige Angaben verschaffen. In der neuen Gießhalle stehen drei schwere Deckenkräne, die gekoppelt werden können und zusammen eine Tragfähigkeit von zweitausendfünfhundert Tonnen haben.«
»Unsinn, Palmer! Zweitausendfünfhundert Tonnen … das entspräche dem Gewicht von fünfundzwanzig der schwersten Lokomotiven.« Price schlug mit der Hand ärgerlich auf den Tisch. »Das ist ausgeschlossen. Ihre Gewährsleute haben sich geirrt, Palmer. Oder man hat Sie absichtlich getäuscht.«
Palmer machte ein gekränktes Gesicht.
»Wenn die Herren meine Mitteilungen für unrichtig halten, dann …«
»Sprechen Sie weiter«, sagte Price kurz.
Palmer suchte wieder in seinen Papieren. Er zog es vor, die Zahlen, die er jetzt mitteilen
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