Das stählerne Geheimnis
knapp.«
»Ah, bah, Mr. Itomo! Ich habe keinen trockenen Faden mehr am Leibe. Wenigstens ein paar Minuten muß ich mich verschnaufen.«
Dabei zog Collins seine Pfeife heraus, setzte sie in Brand und begann behaglich zu rauchen. Itomo trat indes ungeduldig von einem Bein auf das andere. Für einen Japaner war der Aufenthalt hier innerhalb des befestigten Gebietes von Manila nicht unbedenklich. Die Behörden pflegten gegen neugierige Fremde scharf vorzugehen, und je länger sie sich hier aufhielten, um so größer war die Möglichkeit, daß sie entdeckt wurden. Die Ruhe, mit der Collins sich in solcher Lage dem Genuß seiner Pfeife hingab, ging dem Gelben allmählich auf die Nerven. Unruhig wandte er sich um und wollte nach dem dritten sehen. Eben noch stand der wenige Schritte hinter ihm, jetzt suchten seine Blicke ihn vergeblich.
»Koami, wo sind Sie?« rief er gedämpft. Eine Antwort kam nicht. Es schien, als ob der dichte Wald zu beiden Seiten des Pfades den dritten Mann verschlungen hätte.
»Keine Aufregung, Mr. Itomo«, sagte Collins, »er wird schon wiederkommen.« Mit einem Augenzwinkern deutete er dabei an, daß er an eine sehr naheliegende Erklärung für die vorübergehende Abwesenheit Koamis dachte.
Ein Rascheln in den Büschen ließ Itomo aufhorchen. Noch dachte er, es werde Koami sein, der zurückkomme, als es kurz und scharf neben ihm ertönte: »Hände hoch!«
Ein Unteroffizier der Armee, gefolgt von drei Soldaten, brach aus dem Dickicht. Die Gewehre der Mannschaften waren auf Itomo und Collins gerichtet. Schweigend folgte der Japaner dem Befehl. Mit einem schweren Fluch legte Collins seine Pfeife auf den Stein und streckte seine langen Arme ebenfalls in die Luft, ohne sich zu erheben. Der Unteroffizier schaute indes suchend nach allen Seiten aus.
»Wo ist der dritte Mann geblieben?« herrschte er Collins an. Der zuckte die Achseln.
»War eben noch hier, Sir, vermute, er muß gleich wiederkommen … wenn Sie ihn nicht etwa verscheucht haben.«
Der zweite Teil von Collins’ Vermutung bestätigte sich. Koami kam nicht wieder und blieb auch unauffindbar, als der Unteroffizier das Dickicht zu beiden Seiten des Pfades von zweien seiner Leute durchsuchen ließ. Ohne ihn mußten Collins und Itomo, mit soliden stählernen Armbändern versehen, in Begleitung der Patrouille den Rückmarsch nach Manila antreten. Ein paar Stöße erstickten dabei im Keim eine Unterhaltung, die Itomo im Flüsterton mit Collins beginnen wollte. In der Kaserne wurden die beiden Gefangenen sofort in getrennte Räume gesteckt, um später einzeln verhört zu werden.
Auf das Verhör Itomos soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.
In bemerkenswerter Weise ging die Vernehmung Collins’ vonstatten. Sie unterschied sich schon dadurch von der des Japaners, daß Collins ohne Handfesseln mit seiner Pfeife im Munde vor dem vernehmenden Offizier erschien.
»Ihr Sergeant ist ein Quadratesel, Herr Oberst«, eröffnete Collins die Unterhaltung. »Er hat es so dumm angestellt, daß der andere Gelbe durch die Lappen gegangen ist.«
Der Oberst nahm diese freimütige Bemerkung keineswegs übel.
»Nehmen Sie Platz und erzählen Sie, wie das geschehen konnte«, sagte er.
»Da ist nicht viel zu erzählen. Ich war mit den beiden auf die Minute genau zur verabredeten Zeit an dem verabredeten Platz. Stellte mich erschöpft, setzte mich auf einen Stein und dachte, schon während ich mir meine Pfeife ansteckte: Jetzt muß die Patroille zugreifen. Ja, Essig war’s damit. Die halbe Pfeife hatte ich schon ausgeraucht, als der Sergeant mit seinen Leuten endlich ankam. So ungeschickt natürlich, daß Koami rechtzeitig was merkte und sich verdrücken konnte. Mit Mühe und Not habe ich den andern so lange aufgehalten, bis Ihre Leute endlich ’ran waren.«
Collins war mit seinem Bericht zu Ende und beschäftigte sich angelegentlichst mit seiner Pfeife.
»Meinen Sie, daß die Gelben irgendwelchen Verdacht gegen Sie geschöpft haben, Mr. Collins?« fragte der Offizier. Collins grinste und rieb sich die Seite.
»Ich glaube es bestimmt nicht, Herr Oberst. Unsere Verhaftung ging verdammt echt vor sich. Ich habe ein paar ordentliche blaue Flecke dabei abbekommen. Ihre Leute wußten ja nicht, was gespielt wurde, und haben die Sache sehr naturgetreu gemacht.«
»Hm!« Der Oberst überlegte geraume Zeit, ehe er weitersprach. »Die ortsübliche Taxe für den Fall Itomo wären sechs Monate. Man hat ihm nichts Erschwerendes nachweisen
Weitere Kostenlose Bücher