Das stählerne Geheimnis
können. Er hatte weder ein Fernglas noch eine Kamera noch irgendwelche belastenden Aufzeichnungen bei sich. Behauptet, er wäre ein harmloser Tourist, der unter Ihrer Führung nur einen Ausflug in die Berge machen wollte. Hätte keine Ahnung, daß das verboten sei. Im Höchstfalle würde er sechs Monate erhalten. Wenn der Richter ihm seinen Schwindel glaubt, was nicht unwahrscheinlich ist, kommt er am Ende noch billiger weg. Es müßte etwas dagegen geschehen.«
Collins qualmte wie ein Küstendampfer, und dabei kam ihm eine Idee.
»Wie wäre es, Herr Oberst, wenn ich mit dem Gelben zusammen noch vor der Gerichtsverhandlung ausrückte? Ihre Türen hier sind nicht besonders fest. Eine Kaserne ist ja schließlich kein Gefängnis. Während einer der nächsten Nächte könnten wir entweichen. Im Hafen draußen müßte ein geeignetes Boot liegen, schlecht bewacht natürlich, daß es sich bequem stehlen ließe. Ich bin überzeugt, nach einer solchen gemeinsamen Flucht würde das Vertrauen des Herrn Itomo und seiner Landsleute in meine Person unerschütterlich sein, und wir könnten die Sache bei nächster Gelegenheit mit besserem Erfolg noch einmal versuchen.«
Der Oberst hatte den andern reden lassen, zuerst mit Widerstreben, bald interessiert und von dessen Ausführungen immer mehr gefesselt.
»By Jove! Der Vorschlag läßt sich hören«, rief er, als Collins fertig war. »Was haben wir davon, wenn Itomo ein paar Monate absitzt und danach seine dunklen Geschäfte weiterbetreibt! Es wird besser sein, wenn Sie ihn unter Aufsicht behalten und auch die Verbindung mit dem andern wieder aufnehmen. Haben Sie sich schon einen Plan gemacht, wie man die Sache bewerkstelligen könnte?«
Mr. Collins hatte bereits einen Plan, und er benutzte die nächste Viertelstunde dazu, ihn dem Oberst ausführlich zu entwickeln. Schon die übernächste Nacht sollte zur Flucht benutzt werden. Es traf sich günstig, daß zu dieser Zeit gerade der Gedenktag eines Heiligen als ein althergebrachtes Volksfest in Manila gefeiert wurde. In dem allgemeinen Trubel würde die Flucht ohne unbequeme Zwischenfälle vonstatten gehen können.
Als Collins den Oberst verließ, lag der Plan in allen Einzelheiten fest.
»Glück muß der Mensch haben«, lachte Collins vor sich hin, als die »Hawk« in dunkler Nacht unter vollem Segeldruck aus der Bucht von Manila hinaus auf die offene See rauschte. Er hatte guten Grund für die Bemerkung.
Ein Glücksfall war es schon, daß sein Kassiber mit dem Fluchtplan durch die Vermittlung eines Eingeborenen, der in der Kaserne als Wärter tätig war, richtig in die Hände Itomos kam. Ein Glück auch, daß die Kasernenwache in jener Festnacht ihren Dienst reichlich nachlässig versah. Ohne besondere Schwierigkeiten gewannen Collins und Itomo das Freie und eilten zum Hafen.
Etwas Unvorhergesehenes ereignete sich dann, das Collins eine Weile stutzig machte. In einer der engen Hafengassen stieß unversehens Koami zu ihnen. Erst später bekam Collins die Erklärung dafür. Itomo hatte es verstanden, sich durch denselben Eingeborenen, der ihm den Kassiber des Amerikaners brachte, auch mit seinem Landsmann in Verbindung zu setzen.
Und dann der letzte, größte Glücksfall. Am Kai fanden sie die »Hawk«, eine seegehende Segeljacht mit einem Hilfsmotor. Es sah fast so aus, als ob ihr Besitzer für den nächsten Tag eine große Tour vorhätte. Die Benzintanks waren gefüllt. Frisches Wasser und Lebensmittel befanden sich in reicher Menge in den Vorratsräumen des Bootes. Alle für die Navigation notwendigen Instrumente nebst gutem Kartenmaterial waren vorhanden.
Collins und sein Begleiter brauchten nur an Bord zu gehen, die Trossen loszuwerfen und den Motor anzukurbeln. Schnell verschwanden die Lichter der Stadt hinter ihnen. Schon konnten sie die Segel setzen, und dann kam eben jener Augenblick, in dem Collins seine Betrachtung über das Glück anstellte.
Das alles lag nun schon mehrere Tage zurück. Vorsichtig hatten sie sich in der Zwischenzeit auf Südostkurs ihren Weg durch das Inselgewirr gesucht, bis sie südlich von Luzon den Stillen Ozean erreichten. Und dann konnte Collins noch einmal tiefsinnige Betrachtungen über das Glück vom Stapel lassen. Halbraum fiel hier der Passatwind in die Segel der »Hawk« und trieb das Boot geradewegs seinem Ziel, den Palau-Inseln zu. Nur noch eine einfache Spazierfahrt würden die tausend Kilometer bis dorthin sein. In vier, höchstens fünf Tagen würden sie ihr Ziel
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