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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Worte, die Kyushu vor einer Woche sprach, kamen Oburu wieder in Erinnerung, als er jetzt den Kopf von den Okulargläsern des Periskoprohres zurückzog.
    »Sie haben recht«, sagte er zu dem Major, der neben ihm in der Zentrale des U-Kreuzers »Karawa« stand, »gewaltig wirken die Flugzeugträger mit der darüberliegenden Plattform.«
    Major Kyushu war inzwischen an das Periskop getreten. Die stark vergrößernde Optik des Instruments ließ die Schiffe, die etwa zehn Kilometer von dem U-Boot entfernt auf der See lagen, fast greifbar nahe erscheinen. In der Form eines achtstrahligen Kreuzes waren die Flugzeugträger zusammengefahren, so daß in der Mitte zwischen ihren Vorder-Steven nur noch ein freier Raum von wenigen Metern blieb. Durch starke eiserne Fachwerkkonstruktionen waren ihre Plattformen, auf denen sonst Flugzeuge starteten und landeten, zu einer einzigen großen Arbeitsbühne verbunden. So bildeten die acht Schiffe gewissermaßen eine schwimmende Insel mit einer Tragkraft von zweihunderttausend Tonnen, auf der sich Riesenkrane zu schwindelnder Höhe emporreckten.
    Dunkel und drohend wie ein Symbol zusammengefaßter Kraft und Energie hob sich die Gruppe der so zu einer Einheit verbundenen Schiffe gegen den tiefblauen Hintergrund der See und des Himmels ab. In engeren und weiteren Kreisen um sie herum patrouillierten vierundzwanzig Zerstörer der Kriegsmarine. An eine Meute scharfer Hunde mußte Kyushu bei ihrem Anblick denken, die unermüdlich auf der Hut sind, bereit, jedem die Zähne zu zeigen, der das von ihnen bewachte Gut bedrohen könnte. Mit Befriedigung erinnerte er sich daran, wie Kapitänleutnant Hatama, der Kommandant der »Karawa«, das obere Ende des Periskops sorgsam durch ein Bündel Seetang tarnen ließ, bevor sie tauchten. Das gab die Sicherheit, daß nicht blinkendes Metall oder Glas die Nähe des Bootes verriet. Ein wenig auf der stillen See treibender Tang konnte nicht auffallen, und im Vertrauen auf solche Unsichtbarkeit hatte sich das Boot bis auf wenige hundert Meter an die äußere Linie der Zerstörer herangepirscht.
    Sollte man es wagen, noch weiter vorzudringen, um aus nächster Nähe zu beobachten, was Roddington jetzt mit seinen Ingenieuren und Werkleuten auf der großen Plattform unternahm? Noch überlegte es Kyushu, als er von den Vorgangen dort aufs neue gefesselt wurde.
    Eins jener ummantelten Rohre hatten die Krane gepackt, hoben es empor, richteten es auf, bis es senkrecht stand und wie ein mächtiger, hundert Meter hoher Turm in die Höhe ragte. Doch nicht lange stand es so. Deutlich konnte Major Kyushu sehen, wie der mächtige, im vollen Sonnenlicht grellgelb schimmernde Schaft an Höhe verlor, niedriger und immer niedriger wurde, bis nichts mehr von ihm zu sehen war. Aber da stieg an einem anderen Kran schon ein zweites Rohr in die Höhe, stellte sich steil und immer steiler, ein neuer Turm stand senkrecht auf der Plattform.
    Kyushu preßte die Kiefer zusammen, daß seine Zähne knirschten, und ließ die Augen für kurze Zeit vom Periskop.
    »Unmöglich, Oburu, von hier aus zu sehen, was sie auf der Plattform treiben.«
    Oburu preßte sein Gesicht gegen das Okular und drehte an den Linsen, um sie noch schärfer einzustellen.
    »Wenn ich nicht irre, Kyushu, dreht sich das Rohr um seine Längsachse.«
    »Dann verschrauben sie es mit dem ersten«, sagte der Major nach kurzem Nachdenken, überlegte wieder und sprach zögernd weiter: »Wird das Gewinde bei dem ungeheuren Druck dichthalten? Ob Roddington auch daran gedacht hat?«
    Die Vorgänge unmittelbar auf der Plattform lagen für die »Karawa« im toten Sichtwinkel. Weder Kyushu noch Oburu konnten verfolgen, was dort vorging. Nur das hatte Oburu richtig gesehen, daß das obere Rohr sich um seine Längsachse drehte. James Roddington und seine Ingenieure, die auf der Plattform unmittelbar neben der Verbindungsstelle der beiden Rohre standen, konnten die Dinge aus nächster Nähe weit besser beobachten.
    Ihre Stoppuhren in der Hand, verfolgten Roddington, Doktor Wegener und Frank Dickinson das Arbeiten der neuen Spezialmaschine, die während der letzten Monate in Trenton nach den Zeichnungen des Doktors entstanden war.
    Eine Art von stählerner Riesenzange hielt das obere Ende des unteren Rohres, das noch bis zur Höhe der Plattform aus dem Wasser ragte. Eine andere Vorrichtung, die entfernt an eine mächtige Karusselldrehbank erinnerte, umfaßte das untere Ende des oberen Rohres, ließ das ganze Rohr um seine Längsachse

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