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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Kommandant Hatama zu Kyushu und Oburu. Ein Kreuz auf der Karte markierte die Stelle, an der die schwimmende Insel Roddingtons lag. Hatama deutete mit dem Finger darauf.
    »Ich habe Ihre Mitteilungen dahin verstanden, Herr Major, daß die Yankees ein druckfestes Stahlrohr bis in die tiefste Meerestiefe absenken wollen.«
    Kyushu nickte. »Ganz recht, Herr Kapitän. Das ist nach allem, was wir in Erfahrung brachten, die Absicht Roddingtons und seiner Leute.«
    Hatama hielt ihm die Karte hin und wies auf die eingetragenen Tiefen, während er weitersprach.
    »Aber die Stelle hier ist keineswegs die tiefste. Die Karte gibt für sie nur sechs Kilometer an. Hundert Seemeilen weiter nach Osten, über der Emden-Tiefe, wurden zehn Kilometer gelotet.«
    Prüfend betrachtete Kyushu die Karte. Kopfschüttelnd erwiderte er:
    »Sie haben recht … Warum läßt sich Roddington vier Kilometer entgehen? Ich wüßte nur einen einzigen Grund dafür. Hier befindet er sich noch innerhalb der Dreißigmeilenzone. Seine Anlage liegt im Hoheitsgebiet der Union. Weiter draußen auf der freien See wäre die Lage völkerrechtlich ganz anders.«
    Oburu hatte inzwischen die Karte auch betrachtet.
    »Sechs Kilometer, in der Tat«, sagte er, während er sie an Hatama zurückgab. »Was will Roddington dann mit den vielen Rohren? Wir haben sichere Nachricht, daß mehr als hundertfünfzig Stück nach Davao gebracht wurden.«
    Vergeblich versuchten die Offiziere an Bord der »Karawa«, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Trotz allem, was die Agenten über die Angelegenheit in Erfahrung gebracht hatten, enthielt das Unternehmen Roddingtons immer noch unlösbare Rätsel für sie. Auch jetzt, da sie die Arbeiten Schritt für Schritt fast greifbar nahe verfolgen konnten, wurde das Geheimnis für sie nicht lichter.
    »Das eine wissen wir jedenfalls sicher«, versuchte Kyushu die Schlußfolgerung zu ziehen, »jedes dieser verteufelten Rohre ist hundert Meter lang. Im Augenblick versenken die Yankees da drüben das fünfzigste Rohr. Der Strang ist demnach bereits fünf Kilometer lang. Mit nochmal zehn Rohren müßten sie nach Ihrer Karte, Hatama, den Grund erreichen. Wir können vorläufig nichts anderes tun, als ruhig liegenbleiben und das Ende der Arbeiten abwarten.«
    Licht kam im Osten auf, ein neuer Tag brach an, die Lampen auf der schwimmenden Insel erloschen. Unablässig ging die Arbeit auf ihr weiter. Turm erhob sich nach Turm, wurde verschraubt, verschweißt und abgesenkt.
    Blaß und übernächtig standen Kyushu und Oburu am Periskop und sahen dem Schauspiel zu. Längst mußte nach ihren Beobachtungen und Aufzeichnungen der Seegrund erreicht sein, doch immer wieder kamen die großen Frachter von Davao her und luden weitere Rohre auf der Plattform aus. Rätselhafter, unbegreiflicher wurde für die Gelben von Stunde zu Stunde, was Roddington und seine Leute dort trieben.
     

Auf der Plattform verabschiedete sich MacLane von Roddington, nachdem er den Arbeiten mehrere Stunden hindurch zugeschaut hatte.
    »Willst du uns schnöde verlassen, Freddy?« fragte Roddington scherzend.
    »Auf ein Weilchen, James! Komme vielleicht bald zurück«, erwiderte MacLane in derselben Tonart. »Will nur eben mal sehen, was auf A 17 los ist.«
    Er stieg in seine Barkasse und ließ sich zu dem Zerstörer A 17 fahren, auf dem er zusammen mit Kapitän Bancroft hierhergekommen war.
    »Was, MacLane, schon wieder hier?« empfing ihn Bancroft an der Reling. »Ich glaubte bestimmt, Sie würden da drüben nicht weggehen, bis Ihr Freund Roddington glücklich den Seegrund erreicht hat.«
    MacLane packte ihn am Arm und wies mit der Hand in die Richtung Backbord voraus.
    »Sehen Sie das Tangbüschel auf dem Wasser, Bancroft?«
    Der Kapitän kniff die Augen zusammen, meinte nach einiger Zeit:
    »Ja, irgendwelcher Dreck schwimmt da. Ob es Tang ist, kann ich von hier auch nicht erkennen.«
    MacLane reichte ihm sein Glas.
    »Sehen Sie sich die Geschichte mal dadurch an, aber nehmen Sie bitte Deckung hinter dem Schanzkleid.«
    Der Kapitän fragte erstaunt: »Was heißt das? Warum soll ich Deckung nehmen?«
    Ein verschmitzter Zug lag auf MacLanes Gesicht, während er antwortete.
    »Deshalb, mein verehrtester Kapitän Bancroft, weil möglicherweise unter diesem Tanghaufen das Ende von irgendeinem Periskop stecken könnte und weil es nicht gut wäre, wenn man dort …«
    »Sie sehen Gespenster, MacLane«, fiel ihm Bancroft ins Wort.
    »Sollte mich herzlich freuen, wenn’s so wäre«,

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