Das stählerne Geheimnis
der sie die einzelnen Leute ausgesucht und auf Herz und Nieren geprüft hatten?
»Ich sehe keinen Weg, Fred, wie man den Schuldigen herausfinden sollte«, sagte Roddington gedrückt. »Mit dem gleichen Recht oder Unrecht könnte ich jeden einzelnen von meinen zweihundert Leuten auf der Werkflotte verdächtigen.«
»Laß uns einen Augenblick überlegen, mein lieber James«, unterbrach ihn MacLane. »Der japanische Funkspruch wurde vor sechsundreißig Stunden aufgegeben. In den vorangegangenen Wochen, während ihr den Schacht absenktet, ist nichts Verdächtiges bemerkt worden. Das erlaubt die Vermutung, daß der Schuldige erst in letzter Zeit auf die Werkflotte gekommen ist. Wenn ihr etwa erst kürzlich neue Leute angeworben habt, so müßte sich euer Verdacht in erster Linie …«
»Die Bergleute, Roddington!« fuhr Dr. Wegener dazwischen. »Sie haben vollständig recht, Mr. MacLane. Vor zehn Tagen brachte uns ein Schiff aus Manila sechs Mann für die weiteren Abteufungsarbeiten hierher. Ihre Ausweise waren gut, aber trotzdem – sie sind werkfremd; sie kommen nicht aus Trenton wie alle anderen Leute. Die müssen wir zuerst vornehmen.« Er griff nach einer Liste und überflog eine Reihe von Namen. »Brown, MacAndrew und Merrywater haben jetzt Schicht, stecken im Schacht. Die anderen drei sind in ihrem Logis auf Flugzeugträger III. Ich möchte gleich ’rüberfahren und die Kabinen der drei Abwesenden untersuchen.«
MacLane schüttelte den Kopf.
»Tun Sie das nicht, Herr Doktor. Sie sind zu bekannt unter den Leuten. Ihr Erscheinen auf dem Schiff könnte die Schuldigen vorzeitig warnen. Überlassen Sie die Sache lieber mir.«
»MacLane hat recht, Doktor Wegener«, entschied Roddington den Fall. »Als Offizier der Marine kann er unauffällig an Bord von Flugzeugträger III gehen und im Einverständnis mit dem Kommandanten die Kabinen der Betreffenden durchsuchen, ohne Verdacht zu erregen. Notier dir die Namen, Fred! Brown, MacAndrew und Merrywater. Die drei kommen erst in drei Stunden von der Arbeit zurück.«
»Genug Zeit, James, um hinter ihre Schliche zu kommen. Der Sicherheit halber werde ich mir auch gleich noch die drei anderen aufschreiben. Wie waren die Namen, Herr Doktor?«
Dr. Wegener nannte sie ihm, fuhr dann fort: »Auf das Funkgerät kommt es an, Mr. MacLane! Ich habe mir die Angelegenheit überlegt. Der Betreffende muß einen Ultrakurzwellenapparat in seiner Kabine haben, mit dem er funken kann, ohne daß unsere Stationen etwas davon merken.«
»Seien Sie ohne Sorge, Doktor, ich werde den Geheimsender finden … und wenn er als Stiefelknecht maskiert wäre«, fügte er lachend hinzu. »In kurzer Zeit werden Sie von mir hören.«
»Ich glaube, er ist der rechte Mann für die Sache«, sagte Dr. Wegener nachdenklich, als MacLane den Salon der »Blue Star« verlassen hatte.
»Er ist es, Doktor«, pflichtete Roddington ihm bei, »denken Sie nur daran, wie er die gelben Nester in Manila und Davao ausgenommen hat, ohne daß die Gegner ahnten, woher der Schlag kam. Er wird auch diesmal mit ihnen fertig werden.«
Für das große Publikum war der Artikel der »Morning Post« eine Sensation, die schon nach vierundzwanzig Stunden von irgendeiner anderen abgelöst wurde. Für das amerikanische Marineamt und für die japanische Botschaft in Washington bedeutete er dagegen wesentlich mehr. An diesen beiden Stellen setzte er Kräfte in Bewegung, deren Wirken sein Verfasser bald merken sollte.
Percy Drake hatte nicht die Absicht, auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Eifriger denn je ging er nach dem Erscheinen jener ersten Veröffentlichung im Äther fischen, und das Glück war ihm günstig.
Er konnte auf der ihm vom ersten Mal her bekannten Wellenlänge einen langen Funkspruch aufnehmen und machte sich sofort daran, ihn mit dem von Henry Collins erworbenen Codebuch zu entschlüsseln.
»Dringende Anweisungen für Nr. 29«, begann der Text. Drake konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, während er die Worte niederschrieb. Zweifellos hatte er eine Information für einen japanischen Geheimagenten erwischt. Bei richtiger Aufmachung konnte das sicher wieder eine Pfundssache für sein Blatt werden. Alle Warnungen, die ihm Collins noch beim Abschied gegeben hatte, waren in diesem Augenblick vergessen. Er schrieb weiter und stutzte.
»Die New Yorker ›Morning Post‹ brachte vor sechs Stunden folgende Nachricht«, hieß es in dem Funkspruch weiter, und dann folgte über viele Zeilen fast wörtlich sein
Weitere Kostenlose Bücher