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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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einem leichten Seufzer stand Kyushu auf. Die drei Worte »gehen wir hin« bedeuteten ja, aus den einfachen Räumlichkeiten der »Hitsa Maru« in die noch einfacheren der Prau überzusiedeln und sich vielleicht tagelang in der nicht ganz ungefährlichen Nähe der Werkflotte umherzutreiben, bis es glücken würde, die Funkverbindung mit Jonas Merrywater aufzunehmen.
     
    Während MacLane sich von der »Blue Star« nach dem Flugzeugträger III übersetzen ließ und während Major Kyushu sich in Begleitung des Vicomte Oburu an Bord der Prau begab, befand sich Jonas Merrywater 15 342 Meter unter dem Spiegel des Pazifiks. Das Licht elektrischer Lampen beleuchtete die Felswände eines Stollens, der reichlich mannshoch und ebenso breit wie hoch in starker Neigung in die Tiefe ging. An der Stirnwand des Stollens, dort, wo er endete – vor Ort, wie die Bergleute sagen –, stand Mr. Merrywater und überwachte das ratternde Spiel von vier Gesteinsbohrmaschinen.
    In sinnverwirrendem Spiel schmetterte Preßluft die schweren Stahlmeißel der Maschinen gegen das feste Urgestein und holte sie wieder zurück. Tief und immer tiefer wurden dabei die Bohrlöcher, die sie in den Fels fraßen. Hin und wieder mußte Merrywater zu der einen oder anderen Maschine hinspringen und ein Kurbelrad drehen, um den arbeitenden Meißel dadurch tiefer in das Gestein einzusenken. Doch diese Tätigkeit ließ ihm genügend Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen, die nicht eben heiter waren.
    Mr. Merrywater war in ernstlicher Sorge um die fetten Bezüge, die ihm bisher aus dem japanischen Geheimfonds zuflossen. Zum hundersten Male verwünschte er jene Falschmeldüng, die er letzthin an Major Kyushu gab. Mit wie wenig Mühe hätte er den wahren Tatbestand erkunden können. Aus reiner Bequemlichkeit, um nicht zu sagen Faulheit, war er damals in der Messe bei Kaffee und Zigarretten sitzen geblieben und hatte nachher einfach die Gerüchte gefunkt, die dort von Mund zu Mund liefen.
    Er sah keine Möglichkeit, wie er seinen Fehler wiedergutmachen oder zum mindesten vor seinen Auftraggebern verwischen könnte. Am liebsten hätte er sich nachträglich selber für seine Lässigkeit geohrfeigt.
    Das Dröhnen der Bohrer wurde schwächer und zwang Merrywater, sich um die Maschinen zu kümmern. Er stellte die Bohrmeißel nach, bis die Felswand wieder unter den Schlägen erzitterte, dann sinnierte er weiter. Geschehen mußte etwas, um die verfahrene Geschichte wieder einzurenken, darüber war er sich klar. Gleich nach Beendigung seiner Schicht wollte er versuchen, zu der verabredeten Stunde die Funkverbindung mit Kyushu aufzunehmen. Hoffentlich würde die Prau noch so in der Nähe sein, daß er den Major mit seinem Kurzwellensender erreichen konnte. Schwer fiel es ihm jetzt auf die Seele, daß er seine Auftraggeber mehrere Tage ohne Nachricht gelassen hatte.
    Die Bohrer hatten ihr Werk vollendet. Jonas Merrywater. stellte den Strom ab und kurbelte die langen Stahlmeißel aus den Bohrlöchern zurück. Ein Ruf stollenaufwärts – und seine beiden Schichtkollegen Brown und MacAndrew eilten herbei, um ihm behilflich zu sein. Bohrmaschinen, Kraft- und Lichtkabel wurden hundert Meter zurückgezogen. Zu dritt füllten sie die Bohrlöcher mit einer Masse, die wie harmloser Glaserkitt aussah und doch ein Sprengstoff war, zwanzigmal gewaltiger als Ekrasit oder Roburit.
    In sicherer Entfernung drückte Jonas Merrywater auf einen Knopf. Zündstrom ließ die Sprengladung in den Bohrlöchern detonieren, in feurigem Ausbruch zerbarst die Frontwand. Grollender Donner tobte durch den langen Stollen.
    Als es wieder still geworden war, riefen sie durch das Telefon weitere Hilfsmannschaften herbei. Gleise wurden vorgesteckt, prasselnd stürzten die gesprengten Trümmer in Transportwagen, ein Haspelseil zog die Wagen im Stollen aufwärts, der Stelle zu, wo er Verbindung mit dem stählernen Tiefschacht hatte. Dort war ein größerer, fast saalartiger Raum in das Ur- gestein gesprengt. Dröhnend und rasselnd arbeiteten hier Steinbrecher, die aller vor Ort gesprengter Fels erst passieren mußte, bevor er die lange Reise nach oben antreten durfte. Denn da war ja der bedenkliche Punkt der ganzen Anlage, jene Einschnürung des stählernen Schachtrohres zwischen Station V und VI. Nur mit der Sonde konnte man diese Stelle passieren. So klein mußte das Gestein vor der Förderfahrt erst gebrochen werden, daß es in die Sonde hineinging. Auch alle Maschinen, die hier unten arbeiteten, die

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