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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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eigener Artikel. Mechanisch entzifferte er weiter, in der Hoffnung, daß die Depesche schließlich noch etwas anderes enthalten müßte, und das kam denn auch am Schluß.
    »Vermutlich Geheimagent der ›Morning Post‹ auf der Werkflotte. Nehmen Sie wieder Verbindung mit M. auf. Versuchen Sie Namen des M.-P.-Agenten zu erfahren. Stellen Sie fest, in welcher Tiefe Roddington im Seegrunde Petroleum gefunden hat. Sehr wichtig für uns, ob das Unternehmen nach seinem Tode aufgegeben wird. Erwarten Ihren Bericht zur üblichen Zeit.«
    Fast zur gleichen Miunte, zu der Percy Drake in New York den japanischen Geheimspruch entzifferte, beschäftigte man sich noch an zwei anderen Stellen mit ihm. In Washington hatte ihn Kapitän Bancroft vor sich liegen und überlas kopfschüttelnd die letzten Zeilen. Ein Agent der »Morning Post« auf der Werkflotte? Er hielt es bei der Sorgfalt, mit der Roddington seine Leute auswählte, für ausgeschlossen. Unter welcher Maske oder Tätigkeit hätte sich ein Zeitungsmensch in diese ausgewählte Schar von Ingenieuren und Spezialisten einschleichen sollen?
    Woher bekam aber die »Morning Post« als einzige von allen Zeitungen die Nachricht, wenn sie keinen Agenten auf der Werkflotte hatte? Bisher lag auch gar keine amtliche Mitteilung über den Unfall vor. Weder Frank Dickinson noch sonst einer der nach Roddingtons Tod zur Leitung des Unternehmens Berufenen hatte etwas darüber gemeldet. Nur durch den japanischen Geheimspruch hatte Kapitän Bancroft selber davon erfahren, und deswegen hatte er vor einer halben Stunde an Kapitänleutnant MacLane funken lassen, um endlich etwas Zuverlässiges zu hören.
    Wie kam also bei dieser Sachlage die »Morning Post« zu ihren Nachrichten? Ein unbestimmter Verdacht zuckte plötzlich durch Bancrofts Hirn. Vergeblich versuchte er ihn zu verwerfen, immer wieder drängte er sich ihm auf. Kapitän Bancroft faßte den Entschluß, sich den Verfasser des Artikels einmal näher anzusehen und ihm gründlich auf den Zahn zu fühlen. An gesetzlichen Handhaben dazu fehlte es ihm nicht, seitdem das Marineamt das Unternehmen Roddingtons als eine Angelegenheit der amerikanischen Flotte behandelte.
    Da traf die Antwort MacLanes ein, die der Angelegenheit wieder ein ganz anderes Aussehen gab.
    »Ein geringfügiger Betriebsunfall, die Folgen längst überwunden. Roddington und Dr. Wegener bei bestem Wohlsein, Keine Spur von einer Explosion oder gar Zerstörung des Schachtes. Die Abteufungsarbeiten im Gestein des Seebodens in gutem Fortgang. Der japanische Funkspruch von A bis Z blanker Schwindel …«
    Bancroft legte die Depesche in eine rote Eilmappe und schickte sie zu Admiral Jefferson. Während er auf dessen telefonischen Anruf wartete, ging ihm die Sache unaufhörlich durch den Kopf. Eine offenbare Falschmeldung war die japanische Geheimdepesche. Inhaltlich stimmte der Aufsatz in der »Morning Post« zu einem wesentlichen Teil mit ihr überein. Immer klarer wurde es ihm, daß die Japaner und Mr. Drake irgendwie aus der gleichen Quelle geschöpft haben mußten, und er war entschlossen, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. So zog sich in Washington ein Wetter zusammen, das für Percy Drake recht unangenehm werden konnte.
     
    Die dritte Stelle, die gleichzeitig mit Drake und Bancroft an der Arbeit war, den Geheimspruch »Dringende Anweisung für Nr. 29« zu entziffern, war Nr. 29 des japanischen Geheim-dienstes selber, nämlich Major Kyushu. Er hatte ihn in seiner Kabine auf der »Hitsa Maru« vor sich und diktierte den Klartext seinem Gefährten Oburu.
    »Was halten Sie davon?« fragte er nach beendetem Diktat.
    »Unser Mann muß den Agenten der ›Morning Post‹ auf der Werkflotte ausfindig machen«, sagte Oburu. »Er muß sich ihm gegenüber auch als Zeitungsreporter ausgeben. Zusammen werden die beiden leichter alles in Erfahrung bringen, was unsere Herren zu wissen wünschen.«
    »Es wäre in der Tat gut«, stimmte Kyushu ihm bei, »der Mensch ist tüchtig, er hat seinem Blatt viel mehr gemeldet als unser Mann an uns. Erst auf dem Umweg über New York müssen wir erfahren, daß Roddington auf Petroleum gestoßen ist und eine Explosion von Benzingasen den Schacht zerstört hat. Ich fürchte, Oburu, daß unser letzter Bericht nicht sehr befriedigt hat.«
    »Das Glück eines Geheimagenten ist noch veränderlicher als das des Soldaten, Major Kyushu. Gehen wir hin, und suchen wir einen besseren Bericht zu machen, um unsere Auftraggeber zufriedenzustellen.«
    Mit

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