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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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vorbeidrängeln. Die Blumen zu beiden Seiten des Kieswegs, der zur Orangerie führte, blühten herrlich in Blau und Rosa. Ein paar Pfingstrosen ließen schon ihre Köpfe hängen.
    Mård kannte sich mit Pflanzen aus. »Man nennt sie Linnés Töchter«, sagte er und zeigte auf zartrosa blühende Pflanzen am Wegrand. Dazwischen hatte man Eisenhut und Taglilien gesetzt.
    Im Schatten einer Linde fanden sie eine Bank. Lindell ließ den Blick über die Gartenanlage schweifen. Ihr gefiel der Anblick der ordentlichen Beete, in denen die Namen der Pflanzen auf handgeschriebenen Schildern zu lesen waren; ihr gefielen die fröhlichen Touristen, die an den Tischen vor der Orangerie saßen. Obwohl sie seit vielen Jahren in Uppsala lebte, war sie erst zum zweiten Mal in diesem weltberühmten Park.
    »Gut, illegale Versuche, ich will das mal glauben«, sagte sie.
    »Darüber hinaus gab es ein Dokument, auf das wir uns keinen Reim machen konnten. Es war auf englisch.«
    »Haben Sie es übersetzt?«
    Mård nickte.
    »Warum ist es so schwer zu verstehen?«
    »Zum einen wegen der vielen medizinischen Fachausdrücke. Es geht um Parkinsonforschung, soviel haben wir verstanden, aber das Dokument war so eigenartig gestaltet, daß wir nichts damit anfangen konnten.«
    »Geht es darin um die Affen?« hakte Lindell nach.
    »Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht«, erwiderte Mård, »aber was uns richtig neugierig gemacht hat, war ein schwedischer Kommentar am Fuß der Seite. Jemand hatte in etwa geschrieben: ›Ich rate von einer Fortsetzung ab. Wahnsinn, kann zu Risiken und großem Leiden führen.‹
    Es war nur eine lässig hingeworfene Notiz ganz unten auf der Seite.«
    »Wo befindet sich das Dokument jetzt?«
    Mård sah bedrückt aus. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schaute sich um. Lindell folgte seinem Blick und sah die japanischen Touristen, die um einen kleinen Teich herumstanden. Sie trugen alle die gleichen roten Mützen, und ihre Köpfe bewegten sich gehorsam in die Richtung, die die Reiseleiterin ihnen wies.
    »Es ist weg«, sagte Mård. »Das glaube ich jedenfalls.«
    »Weg?«
    »Nach dem Tod des Forschungsleiters von MedForsk hat unsere Kontaktperson kalte Füße bekommen. Die fragliche Person weigert sich seitdem, mit meinem Freund zu sprechen, und hat das Dokument vernichtet.«
    »Sie haben keine Kopie gemacht?«
    »Nein, das durften wir nicht.«
    »Wissen Sie, ob die Kontaktperson bei MedForsk sich bedroht fühlte?«
    »Ich weiß nicht.«
    Lindell kam der Gedanke, daß Cederén vielleicht diese Kontaktperson war, aber das wies Mård augenblicklich zurück.
    »Um ehrlich zu sein, habe ich selber ein wenig Angst«, sagte er. »Aber ich will meinem Freund helfen. Als er und die anderen die Aktion bei TV4 durchführten, hatten sie kein klares Bild von dem Ganzen. Sie wollten nur gegen die Versuche an den Affen protestieren. Jetzt setzt man ihnen zu. Ich glaube, sie werden überwacht.«
    »Das ist doch nicht weiter verwunderlich«, erwiderte Lindell. »Geiselnahme ist ein schweres Verbrechen. Außerdem ist einer der Angestellten verletzt worden.«
    »Ja, davon habe ich gehört«, sagte Mård leise, »aber das war keine Absicht. Sie trugen nicht einmal Waffen. Das mit der Bombe war nur so eine Idee, eine leere Drohung.«
    »Das habe ich mir fast gedacht«, meinte Lindell.
    Die japanische Reisegruppe verließ unter lebhaften Gesprächen den Park.
    »Sagt Ihnen der Name Gabriella Mark etwas?«
    »Nein, sollte ich sie kennen?«
    »Wie steht es mit Julio Piñeda?«
    Mård sah sie an.
    »Haben Sie den Namen etwa schon einmal gehört?«
    »Nicht gehört, aber gesehen«, erwiderte Mård. »Er tauchte in dem englischsprachigen Dokument zusammen mit einer Reihe anderer Namen auf.«
    »Können Sie sich an die anderen Namen erinnern?«
    »Nein«, sagte Mård. »Worum geht es bei dem Ganzen eigentlich?«
    »Wir wissen es nicht«, gab Lindell ehrlich zu, »aber bislang hat die Sache fünf Menschen das Leben gekostet, vielleicht sogar noch mehr.«
    »Fünf Menschen«, sagte Mård tonlos.
    Lindell ließ ihm Zeit, darüber nachzudenken. Wie sollte sie jetzt weiter vorgehen? Die Lösung war in dem verschwundenen Dokument zu finden, davon war sie überzeugt. Sie mußte den Staatsanwalt sprechen, um das weitere Vorgehen mit ihm abzustimmen. Lindells Überlegungen wurden von Mård unterbrochen.
    »Wenn die Sache so ernst ist und fünf Menschen gestorben sind, dann schwebt unsere Kontaktperson bei MedForsk in großer Gefahr, nicht

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