Das Steinbett
einiges anhören müssen. Moya schimpfte minutenlang, ohne Luft zu holen, und knallte die Autotür zu.
Lindell und Haver flogen am nächsten Tag zurück. Wanning und der Computerexperte würden noch einen Tag bleiben. Der Abschied von Moya war herzlich. Lindell lud den spanischen Kommissar ein, Schweden und Uppsala zu besuchen. Moya lächelte und versicherte, daß er sehr gerne nach Skandinavien reisen würde, nicht zuletzt, um sie beide wiederzusehen. Haver glaubte, daß er vor allem Lindell meinte.
Auf dem Heimflug unterhielten sie sich über das, was geschehen war, und überlegten, wie sie die Informationen, die sie bekommen hatten, nutzen konnten. Die Daten von Urbanos und Olivares Aufenthalt in Schweden hatten sie nach Uppsala gefaxt, und Lindell hatte mehrfach mit Ottosson telefoniert, um ihn auf dem laufenden zu halten.
So wußte sie, daß man bereits dabei war, den Aufenthalt der beiden Spanier zu rekonstruieren. Vor allem galt es zu klären, wo sie gewohnt hatten und wie sie sich fortbewegten. Hatten die beiden ein Auto gemietet, gab es eine schwedische Kontaktperson, bei der sie untergekommen waren? Die Hotels in Uppsala und Umgebung wurden ebenso überprüft wie alle Autovermietungen.
Zwar hatte Urbano entwischen können, doch Lindell war nicht unzufrieden mit dem Aufenthalt in Spanien.
26
»Dann wollen wir mal sehen«, begann Ottosson mit eifriger Stimme.
Er stand vor dem Flipchart, das sie bei ihren Besprechungen sonst kaum benutzten. Diesmal hielt er es anscheinend für unentbehrlich, um den Stand der Ermittlungen zu erläutern.
Eigentlich hätte Lindell diese Zusammenfassung übernehmen sollen, aber sie hatte Kopfschmerzen vorgeschoben und den Kommissariatsleiter gebeten, für sie einzuspringen.
»Zwei vorbestrafte Spanier namens Urbano und Olivares reisen nach Schweden und bleiben drei Tage. In dieser Zeit kommt Familie Cederén ums Leben.«
Auf dem Flipchart standen die Namen in fetten Druckbuchstaben. Hinter Olivares’ Namen hatte er ein schwarzes Kreuz gemalt. Ottosson war offensichtlich in bester pädagogischer Laune gewesen, als er die Besprechung vorbereitet hatte.
»Wir glauben, daß sie Josefins und Emilys Tod zumindest mitverursacht haben. Das Ganze könnte sich folgendermaßen abgespielt haben: Sie greifen sich Sven-Erik Cederén, wo, wissen wir noch nicht, fahren nach Uppsala-Näs, um die beiden zu töten, bringen den Wagen in der Nähe von Rasbo in den Wald, füllen Cederén mit Schnaps ab und vergiften ihn mit Abgasen.«
»Und was ist mit dem Zettel, auf dem ›Verzeiht‹ stand?« wandte Riis ein.
»Man kann einen Menschen mit Sicherheit dazu zwingen, einen solchen Zettel zu schreiben«, antwortete Ottosson ruhig. »Vergiß nicht, daß er mehr als einen halben Liter Gin intus hatte.«
»Cederén war der Grund für ihren Aufenthalt in Schweden«, sagte Haver, »darüber müssen wir uns nicht mehr den Kopf zerbrechen.«
»Sie fuhren nach Uppsala-Näs, um Josefin und Emily umzubringen. Es sollte so aussehen, als wäre Cederén der Täter. Vielleicht haben sie gesehen, wie die beiden die Villa verließen, und sind ihnen gefolgt, bis sie eine geeignete Stelle gefunden hatten«, erwiderte Haver.
Keiner der Anwesenden konnte verstehen, warum es so wichtig gewesen war, die Illusion einer Familientragödie zu schaffen. Welche Interessen bedrohte Cederén?
Lindell hatte Probleme, sich zu konzentrieren. Sie mischte sich nur sporadisch in die Diskussion ein. Ihr Erlebnis bei Gabriella Marks Haus hatte Spuren hinterlassen. In der kurzen Zeit, die sie sich dort aufgehalten hatte, war etwas von Gabriella Marks Angst in ihr lebendig geworden. Es war leicht für Lindell, sich mit dem Mordopfer zu identifizieren. Sie waren praktisch gleichaltrig, lebten beide allein, und Gabriella Marks Leben war von einer selbstgewählten Isolation geprägt, die Lindell anzog und ihr zugleich angst machte.
Sie dachte daran, wie diese Frau sich Schritt für Schritt in eine Einzelgängerin verwandelt hatte. Der Gemüsegarten, Lindell kam es vor, als wäre das für Gabriella der Ausweg gewesen. Wollte sie selber auch aufs Land, zu den Mohrrüben fliehen? Wohl kaum, aber vielleicht gab es einen anderen Ausweg. Ein anderes Leben als ihr jetziges.
Sie versuchte sich zu konzentrieren und hörte ihren Kollegen zu, bemerkte aber schon bald, daß die Diskussion feststeckte.
Nach einer Dreiviertelstunde beendete Ottoson die Besprechung. Lindell eilte aus dem Raum und zog sich in ihr Büro zurück.
Auf
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