Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
Vom Netzwerk:
wahr?«
    Lindell nickte. »Deshalb müssen wir ja mit ihm oder ihr in Kontakt kommen«, sagte sie. »Ich muß Ihren Freund treffen.
    Er kann von mir aus anonym bleiben, aber es ist absolut unerläßlich, daß ich Gelegenheit bekomme, mit ihm zu sprechen.«
    Mård schüttelte den Kopf.
    »Mehrere Mordfälle könnten so vielleicht aufgeklärt werden«, fuhr Lindell fort. »Sprechen Sie wenigstens mit ihm, versuchen Sie ihm klarzumachen, wie ernst das Ganze ist.«
    »Das hat er schon verstanden«, erwiderte Mård schnell.
    »Eines der Mordopfer ist vielleicht seine Kontaktperson gewesen«, meinte Lindell. »Er ist vielleicht als nächster dran.«
    Sie haßte es, den Teufel an die Wand zu malen, aber wenn sie weiterkommen wollten, mußten sie herausfinden, wer der Maulwurf im Umfeld von MedForsk war.
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte Mård. Er sah sie an und nickte, stand auf, zog seine zerknitterte Hose hoch und ging wortlos davon.
    Lindell blieb noch ein paar Minuten sitzen. Wurde Mård vielleicht schon beobachtet? War auch er in Gefahr? Sie sah sich in der Parkanlage um.
     
    Lindell nahm ein Taxi, was sie normalerweise nie tat. Es hätte eine Viertelstunde gedauert, wäre sie zu Fuß ins Präsidium gegangen, aber nach dem Gespräch mit Mård war sie ermattet, und weil sie das Gefühl hatte, immer einen Schritt hinterherzuhinken, hatte sie es plötzlich eilig.
     
    Ottosson, Lindell und Fritzén, der Staatsanwalt, trafen sich am späten Nachmittag, um den Stand der Ermittlungen zu diskutieren. Sie waren sich einig, so schnell wie möglich das gesamte Personal von MedForsk noch einmal zu vernehmen und darüber hinaus die spanische Polizei zu informieren. Sie beschlossen, massiv gegen das Unternehmen vorzugehen. Bis auf ein, zwei Personen, die sich um die laufenden Angelegenheiten kümmern mußten, würden alle Angestellten ins Präsidium gebracht werden. Mortensen würde sicher protestieren, aber Fritzén war überzeugt, daß sich so die besten Ergebnisse erzielen ließen.
    »Es kommt darauf an, die Angestellten zu verunsichern«, meinte er. »Vielleicht können wir sie so durcheinanderbringen, daß sich jemand verplappert und wir etwas Neues erfahren.«
    Sie bereiteten die Vernehmungen vor und bestimmten, wer sie durchführen sollte. Berglund sollte Jack Mortensen in die Mangel nehmen. Lindell würde die Fäden in der Hand halten und von einer Vernehmung zur nächsten springen. Nach einer gewissen Zeit sollten die Verhöre abgebrochen werden, damit sich die Polizeibeamten austauschen und die weitere Vorgehensweise abstimmen konnten.
    Sie wollten sich auf drei Fragen konzentrieren: Hatte jemand etwas von den beiden Spaniern mitbekommen, was sagten sie zu den Vorwürfen illegaler Tierversuche und schließlich: war ihnen bewußt, daß sie sich der Beihilfe zum Mord schuldig machten, wenn sie wissentlich Informationen zurückhielten?

27
    Der Nordostwind hatte in der Nacht aufgefrischt. Als Edvard gegen fünf aufwachte, hörte er ihn in den Dachziegeln pfeifen. Er blieb noch ein paar Minuten liegen.
    Viola war bereits auf den Beinen und rumorte in der Küche. Nach ihrer Erkältung war sie zwar noch schlapp, aber das hinderte sie nicht daran, in aller Frühe aufzustehen und Edvard das Frühstück zu machen. Das tat sie jeden Morgen, wenn er arbeitete. Heute wollte er die Netze einholen, und sie betrachtete es als ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß er etwas zu essen bekam, ehe er sich auf den Weg machte. »Das ist meine Aufgabe«, hatte sie erwidert, als er sie einmal dazu überreden wollte, es morgens etwas ruhiger angehen zu lassen. Sosehr er auch beteuerte, daß er es gewohnt war, sich selber das Frühstück zu machen, die alte Frau stand doch immer wieder auf.
     
    »Laß die Netze«, war das erste, was sie sagte, als er die Treppe herunterkam.
    Es geschah nur selten, daß sie so direkt war. Er setzte sich. Die Kaffeekanne stand bereits auf dem Tisch, und Viola schmierte Butterbrote. Immer drei, zwei mit Käse und eines mit Kaviarpaste.
    »Das ist halb so wild«, meinte Edvard.
    »Es weht eine ganz schön steife Brise«, sagte sie, drehte sich um und sah ihn an.
    Ihr ausgefranster Morgenmantel wurde von einem nachlässig geknoteten Gürtel zusammengehalten. Edvard konnte ihr Nachthemd und ihren hageren Körper darunter erkennen. Die Situation war ihm unangenehm. Wäre er allein gewesen, wäre er wahrscheinlich wirklich nicht hinausgefahren, aber nun erschien es ihm wie eine Aufgabe, der er sich nicht entziehen

Weitere Kostenlose Bücher