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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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über die Reling. Wurde die See wieder schwerer? Er griff nach dem Schöpfer, beugte sich vor und begann mit einer Hand zu ösen, während er mit der anderen versuchte, das Boot auf Kurs zu halten.
    Eine weitere Welle brach sich und füllte das Boot erneut mit Wasser.
    Es waren noch fünfzig Meter bis zur Boje, aber wegen der Felsen, die unmittelbar unter der Wasseroberfläche verborgen lagen, konnte er nicht auf geradem Weg darauf zuhalten.
    Es begann zu nieseln, und Edvard schaute flüchtig zum Himmel auf. Schwarze Wolken türmten sich über der Ålandssee. Sie waren rasend schnell herangezogen, denn auf dem Bootssteg hatte er noch das Gefühl gehabt, daß es im Norden aufklarte.
    Dann hatte er die Boje erreicht. Sein erster Versuch, sie zu packen, schlug fehl, und er mußte einen Bogen fahren, um es erneut zu probieren. Mit einer Hand hob er den Kanister ins Boot und zog vorsichtig, um herauszufinden, wo die Netze jetzt lagen. Die groben Maschen verschwanden in der blauschwarzen Tiefe. Er zog. Ein Umschlagen des Windes brachte das Boot in Schieflage, und er mußte loslassen, als er versuchte, es mit dem Gewicht seines Körpers und durch Drehen des Ruders im Gleichgewicht zu halten, aber es gelang ihm dennoch, den Kanister erneut zu packen.
    Es kamen ihm ernsthafte Zweifel, ob es eine gute Idee gewesen war, hinauszufahren. Der Regen wurde immer stärker, und Edvard mußte wieder ösen. Er hielt das Netz fest, das in die Tiefe zog, hielt dagegen und gelangte auf diese Weise ein wenig in den Windschutz der Untiefe. Das erste Glänzen eines Barsches beruhigte ihn. Der Fisch landete heftig zappelnd im Boot, anschließend folgten noch zwei, aber es war vor allen Dingen Tang, der in den Maschen festsaß.
    Er mußte eine Pause einlegen, um wieder zu ösen, und klemmte das Netz, so gut es eben ging, zwischen die Beine. Das Knie schmerzte, und er biß die Zähne zusammen, um nicht aus Ohnmacht und Wut zu schreien.
    Im ersten Netz hingen acht Fische, aber mittlerweile waren die Barsche schon nicht mehr so wichtig. Als er gerade das zweite Netz herausgezogen hatte, rollte eine hohe Welle heran, dicht gefolgt von einer zweiten. Das Boot ging wie ein Zirkuspferd hoch, schoß anschließend in die See hinab und tauchte mit dem Bug ins Wasser. Er überlegte, ob er den Anker auswerfen sollte, um sich um ihn herum treiben zu lassen, kam aber nicht dazu, da schon die nächste Welle heranrollte. Das Boot kippte heftig nach Steuerbord, und Edvard mußte sich an der Ruderbank festhalten, damit er nicht hinausgeworfen wurde. Das Netz sauste nach unten, die Fische verschwanden wieder im Wasser.
    Die nächste Welle entschied den Kampf. Sie schlug in das Boot und füllte es in Sekundenschnelle mit Wasser. Edvard wurde nach vorne geschleudert und prallte mit den Beinen gegen die Ruderbank, aber er spürte keinen Schmerz, denn in der nächsten Sekunde lag er schon im Wasser. Das Boot kenterte.
    Als er wieder an die Oberfläche kam, griff er instinktiv nach etwas, an dem er sich festhalten konnte. Es gelang ihm, ein Ruder zu fassen. Das gekenterte Boot wurde einige Meter entfernt hin und her geworfen. Er versuchte es mit ein paar kräftigen Schwimmzügen zu erreichen. Es war seine einzige Chance. Wenn er eine längere Strecke schwimmen mußte, würden ihn schon bald die Kräfte verlassen. Er war ein geübter Schwimmer, aber er trug keine Schwimmweste, und ihm war klar, daß die wütende See ihm schnell alle Kraft rauben würde.
    Es gelang ihm, den Außenbordmotor zu erreichen, sich weiter an das Boot heranzuziehen und für einen Moment auszuruhen. Edvard keuchte. Die Wellen warfen sich auf ihn, zermürbten seinen Widerstand. Die Kälte kroch ihm in die Glieder, und sein Körper war schwer, so als wolle er signalisieren: jetzt ist es genug, jetzt will ich sinken.
    Er dachte an Ann. Sie war in sein Leben geflattert, hatte ihm ein wenig Hoffnung und menschliche Wärme geschenkt. Was machte sie in diesem Moment? Frühstücken, Zeitung lesen, duschen oder sich anziehen. Er versuchte sich ihr Gesicht vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Er erinnerte sich daran, wie ihre Schulter, ihr Rücken und ihre Hüften geglänzt hatten im Licht der Kerzen, die sie immer anzündeten.

28
    Lindell schnellte hoch. Der Wecker zeigte auf 6:03. Sie sank auf ihr Kissen zurück. Es war noch eine halbe Stunde bis zum Klingeln.
    Das Laken klebte an ihren Beinen, sie schlug die Decke mit einer schnellen Bewegung zur Seite und fing sofort an zu frieren. Sie hörte, wie

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