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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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erwartet ein Kind und schwebt mit ihrem Mann im siebten Himmel. Sie haben es seit Jahren versucht. Keiner von beiden wäre für einen Seitensprung zu haben. Erst recht nicht sie mit Sven-Erik.«
    »Warum nicht mit Sven-Erik Cederén?«
    »Er ist nicht ihr Typ.«
    »Was für ein Typ ist er denn?«
    Sofi Rönn zögerte erneut.
    »Er hat so eine schwermütige Ader, die manchmal nicht leicht zu ertragen ist. Die meiste Zeit ist er ein fröhlicher Mensch, aber seine Stimmung kann ganz plötzlich kippen.«
    »Er scheint aber doch ein extrovertierter Mensch zu sein, er spielt Golf und so.«
    »Er ist ein hervorragender Golfspieler. Im Winter macht er manchmal Golfreisen. Ich glaube, das Putten ist für ihn eine Möglichkeit, vor dem Streß auf der Arbeit zu fliehen.«
    Schwermut. Sie hatte sein Gesicht auf einem Familienfoto studiert, das sie in der Villa gefunden hatte. Es war eines dieser Bilder, die sich Familienväter in ihrem Büro auf den Schreibtisch stellen. Die glückliche Familie. Er sah tatsächlich zufrieden aus, hatte den Arm um eine schick angezogene und geschminkte Josefin gelegt, und seine Tochter saß auf seinem Schoß. Hätte dieser Mann seiner Frau untreu werden können? Ja, auf jeden Fall, dachte Lindell. Hätte er seine Familie totfahren können? Ja, vielleicht, aber nur unter der Voraussetzung, daß er unter starkem Druck stand und unkontrollierbare Gefühle im Spiel waren. Wut, Eifersucht und aufflammender Haß konnten jeden Menschen verändern. Lindell und ihre Kollegen hatten dies allzu oft miterlebt.
    Sie stellte die Frage Sofi Rönn, die den Gedanken jedoch als absurd zurückwies.
    »Warum verschwindet er dann spurlos?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er alles mit angesehen und steht unter Schock.«
    »Vielen Dank, Sie sind uns eine große Hilfe gewesen«, sagte Lindell und stand auf.
     
    Lindell sprach auch noch mit Lena Friberg und Teresia Wall, bevor sie MedForsk wieder verließ. Es waren jetzt exakt vierundzwanzig Stunden seit Josefins und Emilys Tod vergangen.
    Lindell sehnte sich nach einem Schokoteilchen im Savoy, aber als sie die Konditorei schon fast erreicht hatte, entschloß sie sich, statt dessen eine richtige Mahlzeit zu sich zu nehmen, und erinnerte sich an ein Restaurant, von dem Haver ihr erzählt hatte.
    Sie fuhr die Börjegatan stadtauswärts und parkte viel zu nah an einem Zebrastreifen. Das Restaurant Brostugan erinnerte ein wenig an das Savoy. Die Einrichtung war nicht gerade nagelneu, und sie fühlte sich gleich zu Hause, als sie durch die Tür trat. An der Theke bestellte ein Handwerker Kohlrouladen, und sie beschloß augenblicklich, das gleiche zu nehmen.
    Sie entschied sich für einen Fensterplatz. Ein Fernsehapparat lief ohne Ton. Der Koch sah komisch und traurig zugleich aus. Sie folgte den Bewegungen seiner Lippen und versuchte abzulesen, worüber er sprach. Jedenfalls nicht über Kohlrouladen.
    Entgegen ihrer Gewohnheit, in öffentlichen Lokalen die übrigen Gäste zu studieren, schaufelte sie das Essen in einem Tempo in sich hinein, das sie selber überraschte.
    Beim Kaffee faßte sie ihren Besuch bei MedForsk zusammen. Sie holte ihren Block heraus, machte sich ein paar Notizen und dachte darüber nach, was Teresia Wall ihr erzählt hatte. Am 8. Juni hatte es zwischen Jack Mortensen und Sven-Erik Cederén einen Riesenkrach gegeben. Cederén war gerade aus Spanien zurückgekehrt. Er war zwar ungewöhnlich braungebrannt, sah aber mitgenommen aus, ordentlich verkatert, wie Teresia Wall sich ausgedrückt hatte.
    Sie waren in Jack Mortensens Büro aneinandergeraten. Ihre erregten Stimmen waren bis in den Aufenthaltsraum zu hören gewesen. Worum es bei dem Streit ging, wußte sie nicht. Sie hatte Jack Mortensen darauf angesprochen, der aber nur gereizt abwinkte und etwas über Sven-Eriks verdammte Zweifel an allem murmelte. Teresia Wall glaubte, daß sie sich über den geplanten Börsengang gestritten hatten. Das Unternehmen stand kurz vor einer kräftigen Expansion und benötigte viel Geld. Vielleicht habe Cederén die Gestaltung der neuen Werbebroschüre nicht gefallen.
    Am Tag nach dem Streit, also am 9. Juni, war Sven-Erik Cederén nicht zur Arbeit erschienen. Er hatte Lena Friberg wegen eines Termins mit einem Vertreter für technische Geräte angerufen.
    Die Gäste des Restaurants kamen und gingen. Man hörte Lachen. Offenbar waren viele von ihnen Stammkunden, denn man grüßte sich mit einem Kopfnicken und kurzen Fragen über die Arbeit.
    Ein älterer Herr las

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