Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
Vom Netzwerk:
Blick.
    »Haben die beiden sich gestritten?«
    »Tipptopp sollte alles sein. Sven-Erik konnte sich nicht durchsetzen. Er sollte arbeiten, damit sie neue Sachen bekommen konnte. Gestritten? Keine Ahnung, uns ist nichts aufgefallen.«
    Nichts in Josefin Cederéns Tagebuch hatte einen solchen Unterschied in der Einstellung zu Lebensstil und Geld bei den Eheleuten angedeutet. Abgesehen von seiner Untreue hatte sie nichts aufgeschrieben, was sich als Unzufriedenheit mit der Lebensweise ihres Mannes deuten ließ.
    »Ist Ihr Sohn Josefin treu gewesen?«
    »Wer behauptet etwas anderes? Ihr Vater? Sie müssen wissen, daß er uns nie besucht hat. Anfangs haben wir ihn und Inger noch eingeladen, aber sie haben die Einladungen nie angenommen, haben uns nie besucht, wie sich das gehört. Er war ja so unheimlich wichtig. Jetzt muß er natürlich Sven-Erik an allem die Schuld geben.«
    Der Mann sackte in sich zusammen.
    »Ich kann nicht mehr«, schluchzte er.
    Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Lindell saß regungslos da und beobachtete ihn. Die Hände preßte der Mann zwischen seinen Knien zusammen. Die abgestandene Luft in der Wohnung schnürte Lindell den Hals zu. Lautlos stand sie auf. Sven-Erik Cederén, mit Abiturmütze auf dem Kopf, sah sie von einem großen Foto im Bücherregal an.
    Sie wollte ihre Hand auf die Schulter des Mannes legen und etwas Tröstendes sagen, brachte es aber nicht über sich. Sein Sohn war vielleicht ein Mörder, und Lindell konnte die Qualen des Mannes nicht lindern. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht. Es gab etwas in seinem Wesen, das sie zwar nicht Abscheu, aber doch Abneigung empfinden ließ.
    Sie schloß die Tür hinter sich und wußte, daß sie eigentlich eine ganze Reihe von Fragen hätte stellen sollen, daß sie mit seiner Frau hätte sprechen müssen, die sich hinter einer der geschlossenen Türen aufhielt. Saß sie vielleicht schweigend in der Küche? Lindell versuchte sie sich vorzustellen: groß, schwer, strapaziertes Haar mit einer Dauerwelle, die nicht mehr hielt, Trauer vermischt mit Ohnmacht und vielleicht auch Wut. Vor allem wortlose Trauer. Kränklich, hatte der Mann gesagt. Lindell horchte dem Wort nach. Kränklich.
     
    Als sie wieder an der frischen Luft war, rief sie Sammy Nilsson an, der ihr berichten konnte, daß die Durchsicht von MedForsks Geschäftsunterlagen noch geraume Zeit in Anspruch nehmen würde. Die Verbindungen zur Tochtergesellschaft in Spanien waren nicht ganz leicht zu durchschauen. Das Tochterunternehmen arbeitete größtenteils selbständig, offensichtlich wurden dort vor allem Laborarbeiten durchgeführt. Die meisten Dokumente waren auf englisch, aber es gab auch eine ganze Reihe auf spanisch. Man hatte einen Übersetzer hinzugezogen. Sven-Erik Cederén kümmerte sich um den Kontakt mit Malaga, da er die Sprache beherrschte.
    Beatrice hatte sich die Versicherungen angeschaut. Sowohl Josefin als auch Emily waren bei Skandia versichert, mit Sven-Erik Cederén als Begünstigtem. Die Versicherungssumme ging in die Millionen.
    »Wie steht es um die Finanzen der Familie?«
    »Gut«, faßte Sammy Nilsson zusammen. »Es gibt Aktien im Wert von zirka einer halben Million, die meisten aus dem pharmazeutischen Bereich, Kredite in der bescheidenen Höhe von neunhunderttausend, ein Bankguthaben von einer halben Million und ungefähr die gleiche Summe in Wertpapieren.«
    »Das klingt nicht schlecht«, meinte Lindell und dachte an ihr eigenes mageres Konto. »Kein akuter Geldmangel, mit anderen Worten.«
    »Nein, und auch keine auffälligen Kontenbewegungen in der letzten Zeit. Es ging offensichtlich alles seinen Gang, regelmäßige Einzahlungen und keine großen Auszahlungen. Im Moment bearbeiten wir Sven-Erik Cederéns Kreditkarten. Sixten kümmert sich darum.«
    »Etwas Neues aus der Villa?«
    »Nada. Keine weiteren persönlichen Aufzeichnungen.«
    Lindell hörte Stimmen im Hintergrund, ein Telefon klingelte, und einer der Kollegen lachte. Das ist sicher Riis, der da so höhnisch lacht, dachte sie.
    »Worüber amüsiert ihr euch?«
    »Das ist nur Berglund, der ein bißchen herumalbert. Er hat zehntausend mit einem Rubbellos gewonnen, das er im Auto gefunden hat.«
    »Gefunden?«
    »Er hatte es vergessen«, erwiderte Sammy Nilsson lakonisch. »Und wie läuft es bei dir?«
    Lindell faßte ihre Besuche zusammen.
    »Wo steckt er bloß?« fragte sie.
    »Im Ausland«, schlug Sammy Nilsson vor.
    »Vielleicht in Spanien.«
    »Ich glaube, in der Dominikanischen

Weitere Kostenlose Bücher