Das Steinbett
Republik. Wir versuchen uns über diesen Hauskauf klarzuwerden. Der Übersetzer hilft uns bei den Unterlagen.«
»Sehr gut, Sammy. Grüß Berglund.«
Sie beendete das Gespräch und schaute sich noch einmal nach dem Mehrfamilienhaus um, in dem Sven-Erik Cederéns Eltern nach Luft schnappten. Sie war sich ziemlich sicher, daß Axel Olsson und vielleicht auch seine kränkliche Frau sie vom Fenster aus beobachteten.
Was war dran an seinem Gerede über Josefin Cederén und ihren Wunsch, ein verschwenderisches Leben zu führen? Lindell glaubte ihm nicht. Sie hatte zwar eine recht umfassende Garderobe besessen, aber es war nichts sensationell Teures dabei gewesen. Ihr Zuhause war nicht extravagant eingerichtet.
Die Schwiegereltern verstanden sich ganz offensichtlich nicht, was an den unterschiedlichen Verhältnissen liegen mochte, in denen sie lebten. Josefins Vater hatte früher einen hohen Posten bei der Rentenversicherungsanstalt bekleidet. Über Axel Olssons Beruf wußte sie zwar nichts, aber Lindell ahnte, daß er Arbeiter gewesen war. Er hatte etwas von Hochmut gemurmelt, und daß er sich dem anderen unterlegen fühlte, aber nachdem sie Josefins Vater begegnet war, fiel es Lindell schwer, sich ihn als einen Menschen vorzustellen, der auf andere herabblickte. Wahrscheinlich ging es um eine alte Meinungsverschiedenheit. Sie hatten keinen Kontakt zueinander, mehr war an der Sache sicher nicht dran.
Im Pausenraum saßen Ottosson, Wende und Beatrice zusammen mit einem Mann, den sie nicht kannte. Es stellte sich heraus, daß er der Übersetzer war.
Als Eduardo Cruz sich vorstellte, wurde Lindell zwei Jahre zurückversetzt, als sie den Mord an dem jungen peruanischen Flüchtling Enrico untersucht hatte.
Beatrice begann rasch, ihre Auflistung der finanziellen Verhältnisse des Ehepaars Cederén noch einmal zu referieren.
Lindell, die das Wesentliche bereits von Sammy Nilsson erfahren hatte, lauschte ihr zerstreut. Von Enrico schweiften ihre Gedanken zu Edvard. Er hatte angerufen.
»Was hältst du davon?« fragte Ottosson und sah sie freundlich an.
»Ich habe nicht richtig zugehört. Ich brauche einen Kaffee«, sagte sie und stand auf.
Sie kehrte mit einer Tasse Kaffee und einem Schokoladenkeks zurück, und Beatrice ließ eine Bemerkung über Blutzucker fallen.
»Es ist uns endlich gelungen, Kontakt mit der Dominikanischen Republik aufzunehmen«, sagte Wende. »Wir hatten erst Probleme, mit dem Fax durchzukommen.«
»Wie groß ist eigentlich der Zeitunterschied?« fragte Ottosson.
»Fünf Stunden«, antwortete der Übersetzer.
»Eduardo hat uns die Antwort übersetzt. Offensichtlich hat Cederén im nordwestlichen Teil des Landes, nicht weit von der Grenze zu Haiti, Land gekauft.«
»Land?«
»Ja, kein Haus, nur Land, genauer gesagt zwei Hektar. Er mußte fünfundachtzigtausend Dollar dafür bezahlen.«
»Er hat eine Maklerfirma in Sosua mit dem Kauf beauftragt, die West Indies Real Estate heißt«, ergänzte Beatrice.
Lindell wollte in Gegenwart des Übersetzers nicht diskutieren, was das zu bedeuten hatte, und fragte, ob das Fax noch weitere Informationen enthalten habe.
»Sven-Erik Cederén ist mehrmals persönlich dort gewesen, zuletzt am 5. Juni. An diesem Tag wurde das Geschäft abgeschlossen, und Cederén überwies das Geld von MedForsks Geschäftskonto auf die Banco Nacional, fünfundachtzigtausend amerikanische Dollar.«
»Wieviel ist das in schwedischen Kronen?«
»Ungefähr achthundertfünfzigtausend«, sagte Wende.
Ottosson strich sich über seinen Bart.
»Also besitzt MedForsk jetzt zwanzigtausend Quadratmeter karibischen Landes«, meinte er. »Aber wozu?«
»Die Zahlung ist bei der Handelsbank registriert«, sagte Beatrice.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Lindell an den Übersetzer gewandt, »wir werden bestimmt noch einmal auf Sie zurückkommen.«
Sie reichte ihm die Hand.
»Woher kommen Sie?«
»Aus Chile«, antwortete Eduardo Cruz und stand auf.
Lindell sah ihm nach.
»Er erinnert mich an Enricos Bruder«, sagte sie. Es war das erste Mal, daß sie in Gegenwart ihrer Kollegen von ihm sprach.
Er hatte sich damals, als die Polizei anrückte, aus dem Fenster gestürzt. Über seinen Tod zu sprechen, war in Lindells Nähe tabu gewesen. Keiner ihrer Arbeitskollegen hatte diese alte Wunde wieder aufreißen wollen. Stumm saßen sie eine Weile um den Tisch herum, bis Wende schließlich das Schweigen brach.
»Jack Mortensen hatte keine Ahnung von dem Kauf. Jedenfalls
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