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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Kontakt«, sagte sie kurz angebunden.
    »Ich bin auf der Suche nach Informationen, die über seine Arbeit in der Firma hinausgehen. Über seine Arbeit können wir uns relativ leicht ein Bild machen, aber an das Privatleben eines Menschen kommt man schwerer heran. Ein guter Arbeitskollege kann oft auch ein guter Freund werden. Guten Freunden vertraut man sich an. Hat Sven-Erik Cederén etwas gesagt, was sein Verschwinden erklären könnte?«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Das sieht nicht gut aus«, meinte Lindell. »Seine Frau und seine sechsjährige Tochter Emily, die Sie sicher auch gekannt haben, werden brutal über den Haufen gefahren, und er selber ist spurlos verschwunden. Das sieht nicht gut aus.«
    Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen, damit die Worte ihre volle Wirkung entfalten konnten, ehe sie weitersprach.
    »Es gibt Leute, die glauben, daß er seine Familie überfahren hat. Was glauben Sie?«
    »Niemals«, antwortete Sofi Rönn schnell und sehr nachdrücklich.
    Sie setzte ihre Brille ab, behielt sie aber in der Hand.
    »Niemals«, wiederholte sie, »so etwas würde er nie tun. Doch nicht sein Kind. Emily war ein ganz wunderbares Mädchen.«
    Ihr Panzer zerbarst. Lindell schwieg und ließ ihr Zeit, sich zu sammeln. Die Frau strich sich schnell über die Wange.
    »Er liebt Emily und redet ständig von ihr.«
    »Liebt er auch seine Frau?«
    »Warum sollte er das nicht tun?«
    Lindell betrachtete die Frau. Ein Teil der Belegschaft ging an der geschlossenen Tür des Pausenraums vorbei. Gelächter begleitete die Angestellten auf ihrem Weg durch den Korridor.
    »Er hat irgendwie einen abwesenden Eindruck gemacht.«
    »Und Sie glauben, das könnte etwas mit seiner Ehe zu tun haben? Hat er etwas Konkretes gesagt?«
    Lindell erntete als Antwort zwar ein Kopfschütteln, aber es war offensichtlich, daß Sofi Rönn überlegte. Ihre anfängliche Feindseligkeit war mittlerweile einem versöhnlicheren Ton gewichen. Die Frau wollte reden, und Lindell sah keinen Grund, sie zu hetzen.
    »Er ist viel gereist, und vielleicht hat er auf seinen Reisen tatsächlich jemanden getroffen. Ich weiß auch nicht.«
    »Erzählen Sie.«
    »Er hat sich verändert.«
    »Wohin ist er gereist?«
    »Wir haben ein Tochterunternehmen in Malaga, UNA Medico. Er fliegt oft dorthin.«
    »Und Sie glauben, daß er dort vielleicht jemanden getroffen hat?«
    »Vielleicht.«
    »Wie hat er sich verändert?«
    Die Frau rutschte und wand sich auf ihrem Platz, strich mit der Hand über das schon glatte Kleid. Ihre Fingernägel erinnerten an Josefins.
    »Früher war er immer so nett. Hat Witze gemacht und viel geredet.«
    Sofi Rönn fiel in einen Dialekt. Lindell plazierte ihn in Hälsingland; sie notierte etwas in ihrem Block und sah auf die Uhr.
    »Er ist so schweigsam geworden. Redet kaum noch mit einem, sondern sitzt allein in seinem Büro. Er kommt selten auf einen Kaffee heraus.«
    »Und das ist immer nach seinen Reisen so?«
    »Ja, dann vielleicht noch mehr als sonst, aber er hat sich generell verändert, ist schneller gereizt.«
    »Hat es innerhalb der Firma Konflikte gegeben?«
    Neuerliches Schweigen. Lindell wünschte sich, sie hätte etwas zu trinken oder etwas, auf dem sie herumkauen konnte.
    »Sven-Erik und Jack verstehen sich nicht besonders gut.«
    »Jack ist Ihr Chef?«
    Sofi Rönn nickte.
    »Die beiden haben das Unternehmen gemeinsam gegründet. Jack ist der Geschäftsführer. Jedem von ihnen gehört ungefähr die Hälfte. Sie haben sich oft gestritten. Wir konnten das manchmal hören. Die Räume liegen alle eng beieinander.«
    »Worüber?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es lag einfach nur eine gereizte und schlechte Stimmung in der Luft.«
     
    Lindell fragte noch nach den übrigen Angestellten von MedForsk. Die Frau zählte systematisch die Angestellten und ihre Aufgabengebiete auf. Lindell lernte die nachdenklichen Aussagen der anfangs so kühlen Frau immer mehr schätzen. Sie wog ihre Worte sorgsam ab, aber Lindell gewann dennoch den Eindruck, daß sie sich bemühte, ein möglichst treffendes Bild des Unternehmens zu zeichnen. Als sie Sofi Rönn direkt darauf ansprach, ob es ihr denkbar erschien, daß Sven-Erik Cederén ein Verhältnis mit einer ihrer beiden Arbeitskolleginnen haben könnte, winkte sie ohne zu zögern ab.
    »Niemals«, sagte sie entschieden. »Ich kenne Lena und Tessan sehr gut, Lena seit mehr als zehn Jahren, denn wir haben schon bei Pharmacia zusammengearbeitet, und Tessan ist im Moment sehr glücklich. Sie

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