Das Steinbett
wußte auch nichts von Bekannten Cederéns, die in Rasbo, Alunda oder einer der anderen kleinen Ortschaften nordöstlich der Stadt wohnten.
Haver bedankte sich und legte auf. Cederén hatte dort relativ regelmäßig getankt. Das war vermutlich kein Zufall. Haver ahnte den Grund.
Er stand auf und ging zu der Karte von Uppland, die an der Wand hing. Es war, als würde man die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen. Er selber fuhr nur selten diese Strecke, versuchte nun aber sich vorzustellen, wie es dort aussah. Er erinnerte sich vage an eine unbemannte Tankstelle, aber lag nicht gleich nebenan ein Geschäft?
Er schlug das Telefonbuch auf und suchte unter der Rubrik Lebensmittelgeschäfte. Richtig. Rasbo Allköp in Vallby. Er notierte sich die Nummer, beschloß dann jedoch, sofort mit Cederéns Foto hinauszufahren.
Vorher rief er noch bei Lindell an und erzählte ihr von seinem Vorhaben.
»Wie ist es zu Hause?« fragte sie.
»Rebecka klingt wie ein Reibeisen, und Gina hat diese Nacht kaum geschlafen.«
»Wenn du mal bei ihnen vorbeischauen willst, dann tu das ruhig«, ermahnte Lindell ihn.
Obwohl aus Südwesten Wolken aufzogen, war es immer noch ein strahlend schöner Tag. Während Haver die Vaksalagatan stadtauswärts fuhr, war er mit seinen Gedanken bei der Kleinen. Wie sollte sie heißen? Rebecka hatte Sara vorgeschlagen, aber Haver fand, das klang zu biblisch. »Und was ist mit meinem Namen«, hatte seine Frau eingewandt, »klingt der etwa nicht biblisch?« Doch Haver hatte auf seinem Standpunkt beharrt. Er wollte nicht vom gesamten Alten Testament umgeben sein. Aber diesmal hatte er die schlechteren Karten. Er hatte sich schon bei Gina durchgesetzt, weshalb er nun das Gefühl hatte, daß Rebecka ihren Willen bekommen sollte.
Haver suchte seine Sonnenbrille im Handschuhfach. Es machte ihn sehr glücklich, daß sein Leben sich so entwickelt hatte. Seine Sorge während der Schwangerschaft wegen der andauernden Blutungen seiner Frau, die chaotischen Verhältnisse und zahllosen Überstunden auf der Arbeit und das Gefühl, seine Familie zu vernachlässigen, all das war ihm wie ein Schatten den ganzen Winter und das Frühjahr über gefolgt. Nun schien endlich wieder die Sonne. Er fuhr viel zu schnell. Bei Jälla zogen schwarze Regenwolken über den Himmel, und an der Abfahrt Richtung Hovgården begann es zu regnen.
Zwei Angestellte des Geschäfts konnten Cederén mit Sicherheit identifizieren.
»Er kauft öfters hier ein«, sagte die eine, ein Mädchen von etwa zwanzig Jahren, mit einem Piercing durch die Zunge und einem am Nasenflügel. Mit ihrer strähnigen Frisur und leicht hängenden Schultern machte sie auf Haver einen etwas dümmlichen Eindruck, aber er mußte sein Urteil unverzüglich korrigieren, denn die Antworten des Mädchens kamen blitzschnell, nur ganz selten zögerte sie. Im großen und ganzen war sie eine perfekte Zeugin.
Sie wußte, daß Cederén einen BMW fuhr, »so einen hätte ich auch gerne«, und daß er regelmäßig vorbeikam. Sie hatte das Auto vorbeifahren, aber auch an der Tankstelle halten sehen, und der Fahrer hatte mehrfach im Geschäft eingekauft. Im Frühjahr hatte er einmal sämtliche Tulpen genommen, die sie vorrätig hatten. Die Verkäuferin erinnerte sich, daß es sieben Zehnerpacks waren.
»Einen Kunden, der siebzig Tulpen kauft, den vergißt man nicht«, sagte sie. »Es war so romantisch.«
Haver lächelte sie an.
»Sie bekämen wohl auch gerne siebzig Tulpen geschenkt, nicht wahr?«
»Rosen wären mir lieber«, antwortete das Mädchen.
»War auch mal jemand bei ihm?«
Das war die entscheidende Frage, und das Mädchen antwortete schnell.
»Ja, beim nächsten Mal hatte er eine Frau dabei. Blond, um die Dreißig, ziemlich hübsch. Keine perfekte Schönheit, keine Dame, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Haver nickte.
»Ich habe sie wiedererkannt. Sie kommt manchmal zum Einkaufen her.«
Haver wußte, daß er nun ganz nah dran war.
»Wohnt sie in der Nähe?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wann war sie zuletzt hier?«
Das Mädchen dachte ein paar Sekunden nach, ehe sie antwortete: »Letzte Woche. Sie hat Samen gekauft.«
»Samen?«
»Möhren und so.«
Haver schwieg einen Moment. Er blickte aus dem Fenster, sah die Autos vorbeisausen. »Wenn sie wiederkommt, könnten Sie sich dann bitte ihre Autonummer notieren? Würden Sie das tun?«
»Klar. Spannend.«
»Sie bekommen noch meine Telefonnummer, und dann rufen Sie mich bitte sofort an.«
»Ist sie
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