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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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gefährlich?«
    Haver schüttelte den Kopf und gab ihr seine Karte, die sie prüfend betrachtete.
    »Wird nach ihr gefahndet?«
    »Nein, wir wollen uns nur mit ihr unterhalten.«
    »Bekomme ich eine Belohnung?«
    »Siebzig Tulpen.«
     
    Ola Haver verließ gutgelaunt das Geschäft. Er ahnte, ja, er war sich fast sicher, daß die junge Verkäuferin ihn zu der Frau führen würde, die Cederén vielleicht Unterschlupf gewährte oder wenigstens etwas Licht in das Dunkel um sein Verschwinden bringen konnte.
    Als er die Autotür aufschloß, klingelte sein Telefon. Auf dem Display sah er, daß es Ottosson war.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte der Kommissariatsleiter nur.
    »Wo?«
    »In der Nähe von Rasbo. Er ist tot.«
    »Das gibt es doch nicht. Selbstmord?«
    »Sieht ganz danach aus. Wo bist du jetzt?«
    »In Rasbo, fast jedenfalls.«
    Ottosson gluckste zufrieden. Haver konnte ihn förmlich vor sich sehen, die Brille in die Stirn geschoben und die Hand in seinem immer üppiger werdenden grauen Bart.
    Haver bekam eine ungefähre Wegbeschreibung. Lindell, Sammy Nilsson, Beatrice und Ryde von der Spurensicherung waren bereits unterwegs.
     
    Der Waldweg war kaum zu erkennen. Er wurde von einem Weidengestrüpp verdeckt. Offenbar war er schon lange nicht mehr benutzt worden, denn die Vegetation hatte die schmale Einfahrt fast vollständig zurückerobert. Die Wagen von Lindell und Ryde parkten bereits auf der Schotterstraße, sonst hätte Haver die Einfahrt mit Sicherheit übersehen. Aufmerksam schaute er sich um.
    Die Zweige einer Weide strichen über Havers Kopf. Ein Schwarzspecht bearbeitete emsig den zerfurchten Stamm. Er blickte kaum auf, als Haver vorbeiging, warf ihm nur einen Blick zu, als wollte er sagen: Ich war zuerst da.
    Jetzt hätte Fredriksson dabeisein sollen, dachte Haver. Sein Kollege liebte Aufträge in ländlicher Umgebung, möglichst im Wald. Dann konnte er mit seinem Wissen über Vögel brillieren.
    Der überwucherte Weg lag im Schatten, abgebrochene Äste bedeckten den Waldboden, und als Haver auf einen drauftrat, fiel das morsche Holz in sich zusammen.
    Linker Hand war der Untergrund felsig und mit Rentierflechten und vereinzelten, krummen Kiefern bewachsen. Massive Steinblöcke, die man zur Seite geschoben hatte, lagen wie bemooste Waldtiere am Wegrand. Rechter Hand war der Boden sumpfig.
    Haver hatte das Gefühl, auf einem Friedhof zu sein. Er roch einen schwach süßlichen Duft, der vermutlich von dem wildwachsenden Unterholz stammte. Ungefähr dreißig Meter weiter mündete der Weg in eine Lichtung. Dort hinten war Cederéns BMW zu sehen. Der Sportwagen wirkte vor dem Hintergrund der kräftigen Tannen völlig deplaziert. Vier Polizisten standen an der Fahrerseite des Autos. Haver konnte im Inneren des Wagens vage einen über das Lenkrad gebeugten Körper ausmachen.
    Die Lichtung war ungefähr zweihundert Quadratmeter groß, ein kleiner Platz im Wald, an dem Sven-Erik Cederéns Leben geendet hatte. Dafür gibt es schlechtere Orte, dachte Haver, während er sich dem Wagen näherte.
    »Das ging aber schnell«, meinte Lindell und sah auf.
    »Ich war in der Nähe«, erwiderte Haver.
    Lindell nahm seine Antwort kaum zur Kenntnis, sondern beugte sich schon wieder über den Toten.
    »Mein Gott, stinkt das«, sagte Beatrice.
    »In einem Auto geht das schnell«, erläuterte Ryde.
    Er hatte sich bereits seine durchsichtigen Plastikhandschuhe angezogen. Haver sah, daß er ungeduldig war. Lindell streckte die Hand in den Wagen, griff vorsichtig nach einem kleinen Zettel, der auf dem Armaturenbrett lag, und richtete sich wieder auf.
    »Verzeiht«, las sie.
    Die acht großen Druckbuchstaben waren in einer kindlich hüpfenden Reihe hingekrakelt worden.
    »Idiot«, sagte Beatrice.
    Die Zündung des Wagens war eingeschaltet, der Motor jedoch tot. Ein gelber Plastikschlauch schlängelte sich vom Auspuff durch eine schmale Ritze im hinteren Seitenfenster auf der Fahrerseite ins Wageninnere. Um zu verhindern, daß die Abgase wieder entwichen, war ein zerlumptes Stück Stoff in die Ritze geschoben worden.
    Cederéns Gesicht ruhte auf dem Lenkrad. Ein Mundwinkel war etwas hochgezogen, so daß es aussah, als würde er grinsen. Es war ein höhnisches Grinsen. Ich bin euch entwischt, schien es zu sagen. Er war sommerlich braungebrannt, aber ein nicht zu übersehender grauer Ton machte den Eindruck von Gesundheit unwiderruflich zunichte. Er sah gut aus, dachte Lindell.
    »Das ist wirklich zu schade«, sagte sie. »Ich hätte

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