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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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hochdruckimprägnierte Planken trug, die Boote schützte. Ein Ankerplatz, der der Kraft des Nordostwinds, des Eises und des Wassers trotzte.
    Edvard sprach weiter. Er zeigte ihr das Schild mit den Namen. »Es ist ein schöner Steg geworden«, sagte er abschließend und sah sie an.
    Lindell konnte ihm nur zustimmen. Als er seine Geschichte über den Bootssteg beendet hatte, schien Edvard nicht länger zu wissen, worüber er mit ihr reden sollte.
    Lindell setzte sich an das äußerste Ende des Stegs und ließ die Beine herunterbaumeln. »Ich bin weggelaufen«, sagte sie plötzlich. »Ich habe dich geliebt, bin aber dennoch abgehauen. Es wurde mir alles zuviel.« Sie spürte Edvards Angst, sprach aber unverdrossen weiter. Jetzt mußten sie einfach ausgesprochen werden, die Gedanken, die sich in einem halben Jahr aufgestaut hatten. »Es war mir alles zu deprimierend. Zum einen die Arbeit, aber auch das Zusammensein mit dir. Wir haben einfach zu selten gemeinsam gelacht. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie wußte nicht genau, ob sie weitersprechen sollte. Sie wollte alles richtig machen, ihn nicht verletzen oder Dinge sagen, die ihn verstummen ließen. Sie wollte ihn dazu bringen, so über sich selber und über sie zu sprechen, wie er über den Bootssteg gesprochen hatte.
    »Du hast mir so viel gegeben. Mein Leben ist durch dich reicher worden, ich habe viele Dinge anders wahrgenommen. Ich verstehe auch, daß du Gräsö nicht verlassen möchtest. An Weihnachten wollte ich das, ich wollte, daß du dich für mich entscheidest, in die Nähe der Stadt ziehst, deine Söhne triffst, zu leben beginnst.«
    »Ich liebe dich«, unterbrach er sie.
    Sie hatte das Gefühl, der Steg wäre von einem unsichtbaren Wind ins Schwanken gebracht worden. Er setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. Der Arm war ein Gewicht, nach dem sie sich gesehnt hatte. Er wiederholte seine Worte. Ganz still saßen sie da und schauten auf das Wasser hinaus.
    »Ich habe über einen Umzug nachgedacht«, sagte er, »aber es kommt mir Viola gegenüber nicht fair vor. Ich weiß schon, daß du recht hast; wenn Ordnung in mein Leben kommen soll, darf ich nicht so weit weg von dir und den Jungen sein.«
    Mach weiter, dachte sie, sprich weiter. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Ich möchte es gerne zusammen mit dir versuchen«, sagte er leise. »Vielleicht können wir es packen.«
    Es packen. Sie mußte grinsen.
    Die Sonne war bereits hinter den Erlen verschwunden, als sie vom Steg aufstanden. Sie gingen Hand in Hand wie ein frisch verliebtes Paar. Am Ufer hatten sie nicht viel gesprochen, und nun liefen sie wortlos zum Haus hinauf. Wir müssen lernen, mehr miteinander zu reden, dachte Lindell. Diesmal gebe ich nicht so leicht auf. Ich werde ihn zwingen, Farbe zu bekennen, eine Meinung, eine Ansicht darüber zu äußern, wie man sein Leben führen soll.
    »Jetzt lasse ich dich nicht mehr los«, sagte sie, als sie zum Holzschuppen kamen.
    Die Alten waren schon ins Haus gegangen. Die Wolkendecke über dem Festland war ein wenig näher gerückt, aber es war nicht kühler geworden. Der herannahende Abend hüllte das Haus und dessen Umgebung in erwartungsvolles Schweigen.. Die Vögel flogen in ruhigen Bögen zwischen der alten Eberesche und den Wacholderbäumen auf der Weide hin und her. Edvard dachte, daß sie sich vielleicht gegenseitig besuchten, daß die schlimmsten Frühlings- und Frühsommerjagden vorbei und die Reviere abgesteckt und markiert waren, daß die Jungen bald dasein würden und nun ein wenig Zeit zum Entspannen war.
    Sie gingen nicht sofort zu Viola hinein, sondern stiegen die Treppe zu Edvards Wohnung hinauf. Ann schaute in den Raum neben Edvards Schlafzimmer und sah, daß er das Bett dort frisch bezogen hatte.
    »Hast du dir gedacht, daß wir getrennt schlafen?«
    »Man sollte sich seiner Sache nie zu sicher sein«, meinte er.
    »Nein. Um ehrlich zu sein, ist das Bett im kleinen Zimmer immer frisch bezogen. Fredrik kommt des öfteren vorbei und natürlich die Jungen. Es ist eine richtige Pension geworden.«
    Sie schmiegte sich dicht an ihn.
    »Wir gehen doch wieder runter, oder?« sagte er und befreite sich vorsichtig aus ihrem Griff.
    Der gemeinsame Wunsch nach Nähe und ihre gleichzeitige Schüchternheit vor dem anderen ließen beide mit einem Grinsen auf den Lippen dastehen. Sie wollte so sehr, daß er sie fest und lange umarmte; Edvard lächelte nur vorsichtig.
    Den Rest des Mittsommerabends verbrachten sie in Violas

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