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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Humor, die immer gebrechlicher werdende Viola mit ihrem Victor, sie selber mit Edvard. Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit, letzten Endes, dachte sie, geht es darum, sein Leben in der Hoffnung zu leben, daß es der Liebe gelingt, einen mit anderen Menschen zusammenzuschweißen. Sie hatte bei ihrer Arbeit oft genug gesehen, wohin es führen konnte, wenn der Kontakt zu anderen fehlte.
     
    Sie blieb bis Sonntagabend. Victor war zurückgekommen. Lindell hatte das Gefühl, daß er aus Rücksicht auf Viola nach ihnen sehen wollte. Da sie jetzt zu Besuch war, hätte sich die alte Frau sonst wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen müssen. Am Samstag aßen sie gemeinsam zu Mittag und zu Abend, und auch am Sonntag kam er vormittags mit fangfrischen Barschen vorbei, die Viola mit viel Butter briet.
    Ann Lindell und Edvard machten lange Spaziergänge und sprachen vorsichtig darüber, wie der Winter und der Frühling gewesen waren. Sie prüften sich selber und den anderen. Das muß doch Liebe sein, sagte sie sich selbst.
    Sie verabredeten, in der Woche zu telefonieren. Vielleicht konnte sie eine oder zwei Wochen ihrer Ferien auf der Insel verbringen. Vielleicht würden sie gemeinsam verreisen.
    Vielleicht würden sie auch zusammen nach Odeshög fahren. Nichts wurde beschlossen, aber beide wußten, daß die Aussichten für einen schönen Sommer gut waren. Anschließend würden sie weitersehen. Der Sommer war leicht, erst Anfang September würden die Schwierigkeiten auf sie zukommen.

15
    Ove Lundin saß im Schneideraum und arbeitete an einem Bericht über das Universitätskrankenhaus. Er hatte das Gefühl, die Bilder schon einmal gesehen zu haben, denn der Politiker, der interviewt wurde, sagte genau das gleiche wie alle anderen Kommunalpolitiker vor ihm auch.
    Jemand war draußen auf der Treppe; er hörte Annas Stimme. Sie hatte Dienst in der Redaktion und lotste jetzt Ann-Britt Zimén von der Volkspartei hinunter, die gleich als Studiogast in der Sendung sein sollte. Anna schaltete den Fernsehapparat in dem kleinen Raum vor der Regie an. Er hörte Anna erklären, wann sie ins Aufnahmestudio gehen würden.
    Lundin verließ den Schneideraum und grüßte. Die Politikerin schien nervös zu sein. Er ging zu den anderen in die Regie. Dort saßen bereits Melin, der Tontechniker, Rosvall, der Bildtechniker und der diensthabende Redakteur, Charlie Nikoforos. Die Neue, mit der Ove Lundin bislang kaum ein Wort gewechselt hatte, erkundigte sich, wie der Name der Politikerin geschrieben würde. Sie tippte den Nachnamen ein und hatte damit ihren Teil der Arbeit getan. Ihre Aufgabe war es, die Übersicht über alle Zeiten und Namen zu behalten.
    Im Studio befanden sich zwei Kameramänner und Anders Moss, der das Interview führen sollte. Die Nachrichtensprecherin war noch nicht heruntergekommen. Bis zum Beginn der Sendung blieb eine Viertelstunde. Um 18:10 würden sie auf Sendung gehen.
    Sie hatten keine sensationellen Nachrichten zu verkünden. Außer dem Film über die Gesundheitspolitik brachten sie eine Reportage über Genforschung, einen Kurzbeitrag über die Zustände im Gefängnis von Enköping und einen weiteren über die Jahreshauptversammlung von Pharmacia. Die Politikerin der Volkspartei sollte versuchen, die regionale Politik ein wenig greifbarer werden zu lassen. Ove Lundin glaubte nicht, daß sie etwas Überraschendes von sich geben würde. Sie hatte auf ihn einen eher verschüchterten Eindruck gemacht.
    Birgitta Nilsson, die Nachrichtensprecherin, betrat das Studio und kommentierte den neuen Hintergrund. Zum wievielten Mal, fragte sich Lundin müde.
    Sie setzte sich, schaute auf den in den Tisch eingelassenen Computerbildschirm und wechselte ein paar Worte mit Moss.
    »Du hast da einen Fleck auf der Nase«, sagte er, und obwohl sie wußte, daß er sich einen Scherz erlaubte, mußte sie den kleinen Spiegel hervorholen und nachsehen. Sie setzte den Ohrhörer ein und warf einen prüfenden Blick auf den Teleprompter, von dem sie ablesen würde. Dort konnte sie bereits die Anmoderation sehen, in der sie den Inhalt der Sendung präsentierte, ehe zwei Minuten Reklame gesendet würden. Sie seufzte; falls sie sich langweilte, zeigte sie es jedenfalls nicht. Im Gegenteil, sie wirkte konzentriert, klemmte sich das Kabel hinter das Ohr und hörte augenblicklich die Stimme des Redakteurs.
    »Wir haben Enköping auf zwanzig Sekunden gekürzt.«
    Sie überprüfte das schnell auf dem Bildschirm.
    »Okay«, sagte sie.
     
    Anna Brink beobachtete

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