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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Bürgersteig, das lasse ich mir ja noch gefallen, aber direkt vor der Tür?«
    »Du wohnst eben in den Slums«, meinte Sammy Nilsson.
    »Ja, sicher«, sagte Haver.
    »Hört auf damit«, fuhr Lindell sie an, »wir haben Besseres zu tun, als uns über Hundescheiße zu unterhalten.«
    »Entschuldige bitte«, sagte Haver mit übertrieben höflicher Stimme.
    Sammy Nilsson und er wechselten einen vielsagenden Blick. »Eriksberg ist ein Slum«, beharrte Nilsson.
    »Erzähl uns von der Frau«, sagte Haver.
    Er konnte Lindell ansehen, daß sie es lieber nicht zu weit treiben sollten.
    »Sie rief mich gestern abend an. Sie klang verängstigt, aber sie wußte, wovon sie sprach. Ich glaube, daß sie noch mehr zu sagen hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hatte so ein Gefühl«, antwortete Lindell kurz angebunden.
    Ottosson betrat den Raum. Er blieb unschlüssig stehen und strich sich über den Bart. Alle sahen ihn an und warteten darauf, daß er etwas sagte.
    »Der Staatsanwalt hat beschlossen, die sieben Jugendlichen wieder auf freien Fuß zu setzen. Wir können ihnen nichts nachweisen.« Er nahm Platz. »Ich glaube, er tut das Richtige«, fuhr er fort. Er sah Lindell an. Sein Blick kam ihr im ersten Moment mitleidig vor, aber das bildete sie sich wohl nur ein. Vielleicht ist er einfach nur müde, dachte sie und versuchte zu lächeln, was ihr jedoch mißlang.
    »Gibt es einen Zusammenhang?« fragte Lindell, ohne jemanden direkt anzusprechen. Wie oft hatte sie sich diese Frage in den letzten zwölf Stunden nicht schon gestellt.
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß diese Tierschützer Leute über den Haufen fahren.« Haver wiederholte, was er am Abend zuvor schon gesagt hatte.
    »Und was ist mit dem Anruf dieser Frau?« erkundigte sich der Leiter des Führungs- und Lagedienstes. Er bohrte sich ungeniert in der Nase. »Sie meint doch, daß Cederén sich niemals das Leben nehmen, geschweige denn seine Familie überfahren würde«, fuhr er fort und zog ein kariertes Taschentuch aus der Hosentasche.
    »Er hat doch diesen Abschiedszettel geschrieben: ›Verzeiht‹«, wandte Sammy Nilsson ein.
    Seine Bemerkung ging beinahe unter, als Ottosson sich lautstark schneuzte.
    »Es war seine Handschrift«, fuhr Nilsson fort. »Warum sollte er eine solche Nachricht hinterlassen, wenn er seine Familie nicht überfahren hat?«
    »Vielleicht gedachte er sich dafür zu entschuldigen, daß er sich das Leben nehmen wollte?« gab Ottosson zu bedenken.
    »Weil er irgendwie davon erfahren hat oder vielleicht sogar Zeuge der Ermordung seiner Frau und seines Kindes geworden ist und danach nicht mehr weiterleben wollte«, spann Sammy Nilsson den Gedanken weiter.
    »Hätte er nicht haßerfüllt und rachsüchtig reagieren müssen«, wandte Haver ein, »statt sich mit Abgasen zu vergiften? Das kommt mir ein wenig jämmerlich vor.«
    Lindell spürte, daß Ottosson einen Kommentar von ihr erwartete, aber sie fühlte sich momentan nicht in der Lage, einen brauchbaren Gedanken beizusteuern.
    Haver stand plötzlich auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Die übrigen beobachteten seinen ruhelosen Marsch. Ebenso unvermittelt, wie er aufgestanden war, blieb er wieder stehen und sah Lindell an, als wolle er sich ihrer Unterstützung vergewissern.
    »Wir durchkämmen ganz Rasbo«, sagte er laut, »und überprüfen jedes einzelne Haus. Mit ein bißchen Glück stoßen wir dabei auf Cederéns Geliebte.«
    »Rasbo ist eine ziemlich große Gemeinde«, sagte Sammy Nilsson.
    Lindell, die nicht aus Uppland stammte, hatte nur eine vage Vorstellung von diesem Teil der Provinz.
    »In Ordnung«, stimmte sie schließlich zu, nicht zuletzt, um den toten Punkt zu überwinden, »wir nehmen die Lichtung, auf der wir Cederén gefunden haben, als Ausgangspunkt, schlagen einen Kreis mit einem Radius von sagen wir zwei Kilometern, klopfen bei jedem an die Tür und hoffen auf einen Volltreffer. Unser besonderes Augenmerk gilt Frauen zwischen fünfundzwanzig und vierzig.«
    Alle schienen über ihren Vorschlag nachzudenken, und als niemand etwas einzuwenden hatte, sagte sie: »Du übernimmst das, Ola. Wir leihen uns jeden aus, den wir kriegen können.« Sie sah Ottosson an. Er würde darum kämpfen müssen, zusätzliches Personal zu bekommen. Er nickte.
    »Dann ist da noch der Anschlag auf das Fernsehstudio«, fuhr Lindell energisch fort und wunderte sich über sich selbst. »Irgendwo da draußen sitzt also eine Gruppe junger Leute, die möglicherweise über

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