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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Neffen und Nichten, standen da und einige gute Möbelstücke, jedoch auch ein scheußliches und ziemlich unbequemes Sofa aus der Zeit der Queen Victoria.
    Miss Waynflete bat ihre Besucher, Platz zu nehmen. Auf einem Stuhl mit geschnitzten Armlehnen sehr aufrecht dasitzend, studierte sie ihren Gast ein paar Augenblicke, dann senkte sie scheinbar befriedigt die Augenlider und sagte:
    «Sie wollen etwas über das arme Mädchen, die Amy, wissen? Die ganze Sache hat mich sehr bekümmert. So ein tragischer Irrtum!»
    «War nicht die Rede von – Selbstmord?» fragte Luke. Miss Waynflete schüttelte den Kopf.
    «Nein, nein, das kann ich nicht einen Augenblick glauben. Amy war gar nicht von dieser Art.»
    «Von welcher Art war sie denn?» fragte Luke geradeheraus. «Ich würde gern Ihre Ansicht über sie hören.»
    Miss Waynflete hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg: «Nun, sie war erstens absolut kein gutes Hausmädchen, doch ist man heutzutage ja froh, überhaupt jemanden zu bekommen. Sie war sehr nachlässig in der Arbeit und wollte immer ausgehen – freilich, sie war jung, und die Mädchen sind heute nun mal so, sie scheinen nicht zu begreifen, dass ihre Zeit ihren Dienstherren gehört.»
    Luke sah, wie es sich ziemte, verständnisvoll drein, und Miss Waynflete fuhr fort, ihre Ansichten zu entwickeln. «Sie war nicht die Art Mädchen, die mir sympathisch ist – hatte eine so dreiste Art –, obwohl ich natürlich jetzt, wo sie tot ist, nicht viel sagen möchte. Man fühlt sich so unchristlich – obwohl ich eigentlich nicht finde, dass das ein Grund ist, die Wahrheit zu verschweigen.»
    Luke nickte. Ihm wurde klar, dass Miss Waynflete sich dadurch von Miss Pinkerton unterschied, dass sie logischer dachte.
    «Sie liebte es, bewundert zu werden», fuhr Miss Waynflete fort, «und neigte dazu, sich sehr viel einzubilden. Mr Ellsworthy – er hat den neuen Antiquitätenladen, ist aber wirklich ein Gentleman – malt ein wenig und hat ein paar Skizzen von ihrem Kopf gemacht – und ich glaube, wissen Sie, das hat ihr Rosinen in den Kopf gesetzt. Sie begann Streit mit dem jungen Mann, Jim Harvey, mit dem sie verlobt war. Er ist Mechaniker in der Garage hier und hatte sie sehr gern.»
    Miss Waynflete machte eine Pause und fuhr dann fort:
    «Ich werde diese schreckliche Nacht nie vergessen. Amy war nicht ganz wohl – sie hatte einen garstigen Husten, war überhaupt erkältet (diese neumodischen billigen Seidenstrümpfe und die Schuhe mit Sohlen wie Papier, da muss man sich ja erkälten!), und sie war auch am Nachmittag beim Doktor gewesen.»
    Luke fragte rasch dazwischen:
    «Bei Dr. Humbleby oder Dr. Thomas?»
    «Dr. Thomas. Und er gab ihr eine Flasche mit Hustensaft, die sie mitbrachte, etwas ganz Harmloses. Sie ging frühzeitig zu Bett, und es muss ungefähr ein Uhr nachts gewesen sein, als der Lärm begann – eine Art schrecklicher, erstickter Schrei. Ich stand auf und ging zu ihrer Tür, aber die war von innen versperrt. Ich rief ihren Namen, bekam jedoch keine Antwort. Die Köchin war mit mir, und wir waren beide fürchterlich aufgeregt. Dann gingen wir zur Haustür, und glücklicherweise kam gerade Reed (unser Polizist) vorbei, und wir hielten ihn an. Er ging hinten um das Haus herum, und es gelang ihm, auf das Dach des Nebengebäudes zu klettern, und da ihr Fenster offen war, kam er ganz leicht hinein und sperrte die Tür auf. Armes Ding, es war schrecklich! Man konnte gar nichts für sie tun, und sie starb nach ein paar Stunden im Krankenhaus.»
    «Und es war – Hutfarbe?»
    «Ja. Kleesäurevergiftung nannten sie es. Die Flasche hatte ungefähr die gleiche Größe wie die mit dem Hustensaft. Letztere stand auf dem Waschtisch und die Hutfarbe neben dem Bett. Sie muss im Dunkeln die falsche Flasche erwischt und neben sich gestellt haben für den Fall, dass sie sich schlecht fühlte. Das wurde bei der gerichtlichen Untersuchung angenommen.»
    Miss Waynflete hielt inne. Ihre klugen Ziegenaugen sahen ihn an, und es war ihm, als läge eine besondere Bedeutsamkeit in ihrem Blick. Er hatte das Gefühl, dass sie einen Teil der Geschichte verschwiegen hatte – und das noch stärkere Gefühl, dass sie aus irgendeinem Grund wünschte, dass er das wisse.
    Es entstand ein Schweigen – ein langes, etwas schwieriges Schweigen. Luke kam sich vor wie ein Schauspieler, der sein Stichwort nicht kennt. «Und Sie halten es nicht für Selbstmord?» vergewisserte er sich schließlich noch mal.
    Miss Waynflete erwiderte

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