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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Verzeihen Sie!»
    «Oh, nichts ist hier ein Geheimnis», seufzte Rose.
    «Also ist es wahr – Sie sind mit ihm verlobt?»
    Rose nickte.
    «Nur verkünden wir es eben jetzt nicht offiziell. Wissen Sie, Vater war dagegen, und es sieht so – so unfreundlich aus, wenn wir es in dem Augenblick, wo er tot ist, hinausposaunen.»
    «Ihr Vater war nicht einverstanden?»
    «So ist es.»
    Luke fragte sanft: «Er fand, Sie seien zu jung?»
    «Das sagte er.»
    «Aber Sie meinen, es steckte noch etwas anderes dahinter?» Rose senkte den Kopf langsam und widerstrebend.
    «Ja – ich fürchte, auf was es wirklich hinauslief, war, dass Vater – nun, dass er Geoffrey eigentlich nicht mochte.»
    «Sie waren einander nicht sympathisch?»
    «Es schien manchmal so… Natürlich, Vater hatte so viele Vorurteile.»
    «Und er liebte Sie vermutlich sehr, und der Gedanke, Sie zu verlieren, war ihm unangenehm?»
    Rose bejahte, jedoch mit einer gewissen Zurückhaltung.
    «Es ging tiefer? Er wollte gerade Thomas nicht als Gatten für Sie?»
    «Ja. Wissen Sie – Vater und Geoffrey waren so verschieden, dass sie immer wieder aneinandergerieten. Geoffrey war wirklich sehr geduldig und nett dabei – aber da er wusste, dass Vater ihn nicht mochte, wurde er noch unsicherer und zurückhaltender ihm gegenüber, so dass Vater ihn eigentlich nie näher kennenlernte.»
    «Vorurteile sind sehr schwer zu bekämpfen», bestätigte Luke.
    «Es war so gänzlich unvernünftig!»
    «Ihr Vater gab keine Gründe an?»
    «O nein, er konnte doch nicht! Ich meine natürlich, er konnte nichts gegen Geoffrey einwenden, als dass er ihn nicht mochte.»
    «‹Ich mag dich nun mal nicht, guter Mann, den Grund dafür ich nicht sagen kann.›»
    «Ganz richtig.»
    «Nichts Greifbares, an das man sich halten könnte? Ich meine, Ihr Geoffrey trinkt nicht und wettet nicht auf Pferde?»
    «O nein. Ich glaube, Geoffrey weiß nicht einmal, wer das Derby gewonnen hat!»
    «Das ist komisch», sagte Luke. «Wissen Sie, ich hätte nämlich schwören können, dass ich Ihren Dr. Thomas am Derbytag in Epsom sah.»
    Einen Augenblick befürchtete er, er könnte mal erwähnt haben, dass er erst an jenem Tag in England eingetroffen sei; aber Rose antwortete sofort ohne jedes Misstrauen. «Sie glaubten Geoffrey beim Derby gesehen zu haben? O nein. Er hätte an dem Tag auch gar nicht weg können. Er war fast den ganzen Tag drüben in Ashewood bei einer schweren Entbindung.»
    «Was für ein Gedächtnis Sie haben!»
    Rose lachte.
    «Das habe ich mir gemerkt, weil er mir erzählte, sie hätten dem Baby den Kosenamen Jujube gegeben!»
    Luke nickte zerstreut.
    «Überhaupt geht Geoffrey nie zu einem Rennen; er würde sich zu Tode langweilen.»
    Sie fügte in einem anderen Ton hinzu:
    «Wollen Sie nicht – mit hereinkommen? Ich glaube, Mutter würde Sie gern sehen.»
    «Ja, sind Sie sicher?»
    Rose ging voraus in ein Zimmer, das in der Dämmerung trübe wirkte. Eine Frau saß seltsam zusammengekauert in einem Lehnstuhl.
    «Mutter, dies ist Mr Fitzwilliam.»
    Mrs Humbleby fuhr auf, dann reichte sie ihm die Hand. Rose ging still aus dem Zimmer.
    «Ich freue mich, Sie zu sehen, Mr Fitzwilliam. Freunde von Ihnen kannten meinen Mann vor vielen Jahren, sagte Rose mir.»
    «Ja, Mrs Humbleby.» Es war ihm sehr unangenehm, die Lüge der verwitweten Frau gegenüber wiederholen zu müssen, aber er hatte keine Wahl.
    «Ich wollte, Sie hätten ihn kennengelernt. Er war ein so prachtvoller Mensch und ein großer Arzt. Er heilte viele Menschen, die als hoffnungslos aufgegeben waren, durch die Kraft seiner Persönlichkeit.»
    Luke sagte sanft:
    «Ich habe, seit ich hier bin, sehr viel von ihm gehört. Ich weiß, wieviel die Leute von ihm hielten.»
    Er konnte Mrs Humblebys Gesicht nicht deutlich sehen. Ihre Stimme klang ziemlich monoton, aber eben ihr Mangel an Ausdruck schien die Tatsache zu betonen, dass starkes Gefühl in ihr war, das mit Macht zurückgehalten wurde.
    Sie sagte ziemlich unerwartet:
    «Die Welt ist ein sehr schlimmer Ort, Mr Fitzwilliam. Wissen Sie das?»
    Luke war ein wenig überrascht.
    «Ja, das mag schon sein.»
    Sie bestand darauf:
    «Ja, aber wissen Sie es? Das ist wichtig. Es gibt sehr viel Schlechtigkeit hier… Man muss vorbereitet sein – sie zu bekämpfen! John war es. Er wusste. Er war auf der Seite des Rechts!»
    «Davon bin ich überzeugt.»
    «Er kannte die Schlechtigkeit, die an diesem Ort war», sagte Mrs Humbleby. «Er wusste – »
    Sie brach plötzlich in Tränen

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