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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Wenn Ihnen ein hübsches Bild von Gordon als einem verliebten Gatten vorschwebt, können Sie es glatt löschen! Gordon, wie Sie bemerkt haben könnten, ist ein Junge, der nie ganz erwachsen geworden ist. Was er braucht, ist eine Mutter, keine Gattin. Leider ist seine Mutter gestorben, als er vier Jahre alt war. Er braucht jemanden neben sich, vor dem er prahlen kann, jemanden, der ihn bestätigt und der bereit ist, Lord Whitfields Ausführungen über sich selbst uneingeschränkt anzuhören.»
    «Sie haben eine bittere Zunge, nicht?»
    Bridget entgegnete scharf:
    «Ich mache mir nichts vor, wenn Sie das meinen! Ich bin eine junge Frau mit einer gewissen Intelligenz, mäßig hübschem Äußeren und keinem Geld. Ich beabsichtige, mir mein Brot ehrlich zu verdienen. Meine Aufgabe als Gordons Gattin wird kaum von meiner Aufgabe als Gordons Sekretärin zu unterscheiden sein. Ich bezweifle, ob er nach einem Jahr noch daran denken wird, mir einen Gutenachtkuss zu geben. Der einzige Unterschied ist im Gehalt.»
    Sie schauten einander an; beide waren blass vor Zorn. Bridget sagte höhnisch:
    «Fahren Sie fort! Sie sind etwas altmodisch, nicht, Mr Fitzwilliam? Haben Sie nicht ein paar Klischees auf Lager? Sagen Sie doch gleich, dass ich mich für Geld verkaufe!»
    Luke sagte: «Sie sind ein kaltblütiger kleiner Teufel!»
    «Das ist besser, als ein heißblütiger kleiner Narr zu sein!»
    «Wirklich?»
    «Ja, ich weiß es.»
    Luke höhnte: «Was wissen Sie?»
    «Ich weiß, was es heißt, einen Mann zu lieben! Kennen Sie vielleicht Johnnie Cornish? Drei Jahre war ich mit ihm verlobt. Er war anbetungswürdig – ich hatte ihn furchtbar gern – so gern, dass es weh tat! Nun, er ließ mich sitzen und heiratete eine rundliche Witwe mit North-Country-Akzent, einem Doppelkinn und einem Einkommen von dreißigtausend Pfund im Jahr! So was kann einem schon die Romantik austreiben, finden Sie nicht?»
    Luke wandte sich mit einem Stöhnen ab.
    «Das könnte sein.»
    «Es war so…»
    Eine Pause entstand. Schwer lastete das Schweigen zwischen ihnen. Endlich brach Bridget es. Sie sagte, jedoch mit leichter Unsicherheit im Ton:
    «Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass Sie absolut kein Recht hatten, so zu mir zu sprechen. Sie wohnen in Gordons Haus und zeigten verdammt schlechten Geschmack!»
    Luke hatte seine Fassung wiedererlangt.
    «Ist das nicht eigentlich auch ein Klischee?» fragte er höflich.
    Bridget wurde rot.
    «Es ist jedenfalls wahr!»
    «Es ist nicht wahr. Ich hatte das Recht.»
    «Unsinn!»
    Luke schaute sie an. Sein Gesicht war seltsam bleich, wie bei einem Mann, der physischen Schmerz leidet.
    «Ich habe das Recht, das Recht, weil ich Sie gern habe – wie sagten Sie eben – so gern, dass es weh tut!»
    Sie trat einen Schritt zurück.
    «Sie –?»
    «Ja, komisch, nicht wahr? Das ist doch etwas, worüber Sie herzlich lachen sollten! Ich kam hierher, um eine Aufgabe zu erfüllen, und Sie kamen um die Ecke jenes Hauses und – wie soll ich es sagen – warfen einen Zauber über mich! So empfinde ich es jedenfalls. Sie haben mich verhext. Ich habe das Gefühl, wenn Sie mit dem Finger auf mich zeigten und sagten: ‹Verwandle dich in einen Frosch›, würde ich mit hervorstehenden Augen davonhüpfen.»
    Er trat einen Schritt auf sie zu.
    «Ich liebe Sie höllisch, Bridget Conway. Und da ich Sie so höllisch liebe, können Sie nicht erwarten, dass ich mich freue, wenn Sie einen spitzbäuchigen, prahlerischen kleinen Lord, dem es die Laune verdirbt, wenn er beim Tennis verliert, heiraten.»
    «Was schlagen Sie vor, dass ich tun sollte?»
    «Ich schlage vor, dass Sie stattdessen mich heiraten! Doch zweifellos wird dieser Vorschlag nur ein heiteres Gelächter hervorrufen.»
    «Das Gelächter ist tatsächlich kolossal.»
    «Genau. Nun, jetzt wissen wir wenigstens, wo wir stehen. Sollen wir auf den Tennisplatz zurückgehen? Vielleicht finden Sie jetzt einen Partner für mich, der spielt, um zu gewinnen!»
    «Ich glaube wirklich», bemerkte Bridget zuckersüß, «Sie verlieren ebenso ungern wie Gordon!»
    Luke packte sie plötzlich bei den Schultern.
    «Sie haben eine teuflische Zunge, nicht wahr, Bridget?»
    «Ich fürchte, Sie mögen mich nicht sehr, Luke, wie groß auch Ihre Leidenschaft für mich sein mag!»
    «Ich glaube nicht, dass ich Sie überhaupt mag.»
    Bridget beobachtete ihn.
    «Sie beabsichtigten zu heiraten und sich irgendwo niederzulassen, als Sie nach Hause zurückkamen, nicht?»
    «Ja.»
    «Aber nicht jemanden wie

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