Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Gefahr brächte.»
    Luke sagte:
    «Sie gingen sogar so weit, ihn zu warnen, nicht?»
    «Ja. Das heißt, ich sagte ihm, es sei doch merkwürdig, dass jeder, der ihm missfalle, so kurz darauf einen Unfall habe.»
    Bridget fragte: «Und was sagte er?»
    Ein bekümmerter Ausdruck überflog Miss Waynfletes Züge.
    «Er reagierte gar nicht in der Art, wie ich es meinte. Er schien – es ist wirklich höchst merkwürdig – er schien geradezu erfreut… Er sagte: ‹Also Sie haben das auch bemerkt?› Er war offenbar stolz darauf!»
    «Er ist natürlich verrückt», sagte Luke.
    Miss Waynflete stimmte eifrig zu.
    «Ja, sicher, es gibt keine andere mögliche Erklärung. Er ist für seine Handlungen nicht verantwortlich.» Sie legte die Hand auf Lukes Arm. «Man – man wird ihn doch nicht hängen, was, Mr Fitzwilliam?»
    «Nein, nein. Man wird ihn wahrscheinlich nach Broadmoor in die Anstalt schicken.»
    Miss Waynflete seufzte und lehnte sich an. Erleichtert sagte sie:
    «Ich bin froh.»
    Ihre Augen ruhten auf Bridget, die mit gerunzelter Stirn auf den Teppich starrte.
    Luke erklärte:
    «Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg. Ich habe die Behörden verständigt und kann so viel sagen, dass man bereit ist, die Sache ernst zu nehmen. Aber Sie müssen sich klarmachen, dass wir äußerst wenig Beweise haben, auf die wir uns stützen können.»
    «Wir werden Beweise heranschaffen», sagte Bridget.
    Miss Waynflete sah zu ihr auf. In ihrem Blick lag ein Ausdruck, der Luke an jemanden oder etwas erinnerte; das er vor nicht langer Zeit gesehen hatte. Er versuchte, die flüchtige Erinnerung festzuhalten, doch gelang es ihm nicht.
    Miss Waynflete meinte zweifelnd:
    «Sie sind sehr zuversichtlich, meine Liebe. Nun, vielleicht haben Sie recht.»
    Luke sagte:
    «Ich fahre jetzt hinauf nach Ashe Manor, Bridget, und hole deine Sachen.»
    Bridget sagte augenblicklich:
    «Ich komme mit.»
    «Lieber nicht.»
    «Doch.»
    Luke sagte gereizt:
    «Spiel nicht Mutter und Kind mit mir, Bridget! Ich lasse mich nicht von dir beschützen.»
    Miss Waynflete murmelte:
    «Ich glaube wirklich, Bridget, es wird alles in Ordnung gehen – im Auto – und am helllichten Tag!»
    Bridget lachte ein wenig verlegen.
    «Ich bin ja vielleicht blöd, aber die Sache geht einem auf die Nerven.»
    Luke sagte:
    «Miss Waynflete beschützte mich neulich am Abend auf dem Heimweg; gestehen Sie es nur, Miss Waynflete! Nicht wahr, Sie taten das?»
    Sie gab es lächelnd zu.
    «Sehen Sie, Mr Fitzwilliam, Sie waren so gänzlich arglos! Und wenn Gordon Whitfield wirklich begriffen hätte, dass Sie nur hergekommen sind, um diese Sache zu untersuchen, und aus keinem anderen Grund – nun, es war nicht ganz gefahrlos. Und das ist ein sehr einsamer Weg – alles hätte dort geschehen können!»
    «Nun, jetzt bin ich ja gründlich vor der Gefahr gewarnt», sagte Luke grimmig. «Ich lasse mich nicht unversehens überfallen, das kann ich Ihnen versichern!»
    Miss Waynflete mahnte besorgt:
    «Bedenken Sie, er ist sehr schlau. Und viel klüger, als Sie sich vorstellen können; wirklich ein äußerst erfinderischer Geist!»
    «Ich bin gewarnt!»
    «Männer haben Mut – das weiß man ja», fuhr Miss Waynflete fort, «aber sie sind leichter zu täuschen als Frauen.»
    «Das ist wahr», bestätigte Bridget.
    Luke fragte:
    «Im Ernst, Miss Waynflete, glauben Sie wirklich, dass ich in Gefahr bin? Dass Lord Whitfield, wie man in Romanen sagt, mir nach dem Leben trachtet?»
    Miss Waynflete zögerte.
    «Ich denke», sagte sie, «dass die Hauptgefahr für Bridget besteht. Ihre Zurückweisung seiner Person ist die größte Beleidigung! Ich glaube, dass er erst, nachdem er mit Bridget fertig ist, Ihnen seine Aufmerksamkeit zuwenden wird; zweifellos wird er zuerst gegen sie vorgehen.»
    Luke stöhnte.
    «Ich wollte, du würdest gleich abreisen – auf der Stelle – sofort, Bridget!»
    Bridget presste die Lippen fest aufeinander.
    «Ich fahre nicht.»
    Miss Waynflete seufzte.
    «Sie sind ein tapferes Geschöpf, Bridget. Ich bewundere Sie.»
    «Sie würden an meiner Stelle dasselbe tun.»
    «Ja, vielleicht.»
    Bridget sagte mit tiefer, voller Stimme:
    «Luke und ich sind miteinander in der Sache.»
    Sie ging zur Tür hinaus mit ihm. Luke sagte:
    «Ich rufe dich, wenn ich aus der Löwenhöhle zurück bin, von der ‹Scheckigen Glocke› aus an.»
    «Ja, bitte, tue das!»
    «Mein Liebes, verlieren wir nicht alle miteinander den Kopf! Auch die fähigsten Mörder müssen ein wenig Zeit haben, um ihre

Weitere Kostenlose Bücher