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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Auto, das Miss Pinkerton in London überfuhr, war ein Rolls und seine Nummer war die von Lord Whitfields Wagen.»
    «Das gibt endgültig den Ausschlag», sagte Bridget langsam.
    «Ja. Die Polizei dachte, die Frau, die ihnen die Nummer angab, müsse sich geirrt haben. Schön geirrt!»
    «Das kann ich verstehen», meinte Bridget. «Wenn ein reicher, mächtiger Mann wie Lord Whitfield in Verdacht gerät, wird natürlich seine Darstellung geglaubt!»
    «Ja. Man begreift Miss Pinkertons Schwierigkeit.»
    Bridget sprach nachdenklich:
    «Ein- oder zweimal sagte sie recht seltsame Sachen zu mir; als wolle sie mich vor etwas warnen… Damals verstand ich es nicht im geringsten… Jetzt verstehe ich!»
    «Es stimmt alles zusammen», erklärte Luke. «So ist es; zuerst sagt man (wie du auch): ‹Unmöglich!› Und wenn man sich einmal mit dem Gedanken abfindet, dann stimmt alles! Die Trauben, die er Mrs Horton schickte – und sie dachte, die Pflegerinnen vergiften sie! Und sein Besuch in dem Wellerman-Kreitz-Institut – auf irgendeine Art muss er sich dort Kulturen von Bakterien verschafft und dann Humbleby damit infiziert haben.»
    «Wie er das gemacht haben kann, verstehe ich nicht.»
    «Ich auch nicht, aber die Verbindung ist da; daran kommt man nicht vorbei.»
    «Nein… Wie du sagst, es stimmt alles zusammen. Und er konnte natürlich Dinge tun, die andern Leuten verwehrt waren! Ich meine, er war doch völlig über jeden Verdacht erhaben!»
    «Ich glaube, Miss Waynflete hatte einen Verdacht; sie erwähnte jenen Besuch im Institut; ganz beiläufig brachte sie ihn im Gespräch an – aber ich glaube, sie hoffte, ich würde entsprechend reagieren.»
    «Sie wusste es also die ganze Zeit?»
    «Sie hatte einen sehr starken Verdacht. Ich glaube, sie zögerte, weil sie einmal in ihn verliebt gewesen war.»
    Bridget nickte.
    «Ja, das würde verschiedenes erklären; Gordon erzählte mir, dass sie mal verlobt gewesen waren.»
    «Sie wollte nicht glauben, weißt du, dass er es sei; aber die Überzeugung von seiner Schuld drängte sich ihr mehr und mehr auf. Sie versuchte mir Winke zu geben, jedoch direkt etwas gegen ihn zu unternehmen, konnte sie sich nicht entschließen! Frauen sind merkwürdige Geschöpfe! Ich glaube, in gewisser Weise hat sie ihn noch immer gern…»
    «Selbst nachdem er sie sitzenließ?»
    «Sie hat ihm den Abschied gegeben. Es war eine recht garstige Geschichte; ich will sie dir erzählen.»
    Er erzählte den kurzen, hässlichen Zwischenfall. Bridget schaute ihn mit großen Augen an.
    «Das hat Gordon getan?»
    «Ja. Also sogar damals, siehst du, kann er nicht normal gewesen sein!»
    Bridget erschauerte und murmelte:
    «Vor so vielen Jahren… so vielen Jahren…»
    «Er kann noch viel mehr Leute aus dem Wege geräumt haben, als wir je erfahren werden! Es ist nur die rasche Folge von Todesfällen in letzter Zeit, die die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hat. Als wäre er durch den Erfolg tollkühn geworden!»
    Bridget nickte. Sie schwieg ein paar Minuten und dachte nach, dann fragte sie plötzlich:
    «Was hat dir eigentlich Miss Pinkerton damals im Zug erzählt? Wie hat sie angefangen?»
    Luke dachte zurück.
    «Sie sagte mir, sie sei auf dem Weg zu Scotland Yard, erwähnte den Ortspolizisten und dass er ein netter Bursche sei, aber einem Mord nicht gewachsen.»
    «Damals fiel das Wort zum ersten Mal?»
    «Ja.»
    «Weiter.»
    «Dann sagte sie: ‹Sie sind erstaunt, sehe ich. Anfangs war ich es auch. Ich konnte es wirklich nicht glauben, ich dachte, ich bilde es mir nur ein›.»
    «Und dann?»
    «Ich fragte sie, ob sie sich wirklich sicher sei – ob sie sich nicht doch nur alles einbilde, meine ich –, und sie sagte, sinngemäß, ganz ruhig: ‹ O nein! Das erste Mal hätte das der Fall sein können, aber nicht das zweite oder dritte und vierte Mal. Da weiß man es.›»
    «Merkwürdig», sagte Bridget. «Erzähl weiter!»
    «Also gab ich ihr natürlich recht – sagte, sie tue sicher das Richtige. Ich war ein ungläubiger Thomas, wenn es je einen gab!»
    «Ich weiß. Es ist so leicht, nachher klug zu sein! Ich hätte genauso empfunden, mich über die arme alte Dame erhaben gefühlt! Wie ging das Gespräch weiter?»
    «Warte mal – ja! Sie erwähnte den Fall Abercrombie – du weißt, der Giftmischer aus Wales. Sagte, sie hätte nicht wirklich geglaubt, dass er einen Blick gehabt habe – einen besonderen Blick –, mit dem er seine Opfer ansah. Aber dass sie es jetzt glaube, weil sie es selbst gesehen habe.

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