Das Sterben in Wychwood
Und bei Gott, Bridget, die Art, wie sie das sagte, hat mich ordentlich gepackt! Ihre ruhige Stimme und der Ausdruck ihres Gesichts – wie jemand, der wirklich etwas gesehen hatte, was zu schrecklich war, um darüber zu reden!»
«Weiter, Luke, erzähl mir alles!»
«Und dann zählte sie die Opfer auf – Amy Gibbs und Carter und Tommy Pierce – und sagte, dass Tommy ein schrecklicher Junge war und Carter ein Säufer. Dr. Humbleby aber sei ein so guter Mensch – ein wirklich guter Mensch und jetzt habe der Blick auf ihm geruht. Und sie sagte, wenn sie zu Humbleby ginge und es ihm sagte, er ihr nicht glauben und sie nur auslachen würde!»
«Ich verstehe», seufzte Bridget. «Ich verstehe.»
Luke sah sie an.
«Was ist, Bridget? An was denkst du?»
«An etwas, das Mrs Humbleby einmal sagte. Ich fragte mich – nein, erzähl weiter. Was sagte sie dir ganz zum Schluss?»
Luke wiederholte die Worte ernst. Sie hatten Eindruck auf ihn gemacht, er würde sie wohl nie vergessen.
«Ich hatte gesagt, es sei schwer, bei so vielen Morden nicht gefasst zu werden, und sie erwiderte: ‹Nein, nein, mein Lieber, da irren Sie sich. Es ist sehr leicht zu morden – solange niemand einen Verdacht gegen Sie hegt. Und sehen Sie, der Mensch, um den es sich handelt, ist der allerletzte, auf den ein Verdacht fiele…»›
Er schwieg. Bridget wiederholte mit einem Schauder:
«Es ist leicht zu morden? Entsetzlich leicht – das ist wohl wahr! Kein Wunder, dass dir diese Worte im Gedächtnis blieben, Luke. Sie werden auch in meinem haften – mein Leben lang! Ein Mann wie Gordon Whitfield – oh, natürlich ist es leicht!»
«Es wird nicht so leicht sein, ihn zu überführen», meinte Luke.
«Glaubst du? Ich habe eine Idee, wie ich da helfen könnte.»
«Bridget, ich verbiete dir – »
«Das kannst du nicht. Man kann nicht nur bequem dasitzen und sich sicher fühlen. Ich bin dabei, Luke. Es mag gefährlich sein – ja, das will ich zugeben –, aber ich muss meinen Teil dazu beitragen.»
«Bridget – »
«Ich bin dabei, Luke! Ich werde Miss Waynfletes Einladung annehmen und hierbleiben.»
«Liebes, ich flehe dich an – »
«Es ist für uns beide gefährlich, das weiß ich. Aber wir sind dabei, Luke – miteinander sind wir dabei!»
22
D ie Ruhe in Miss Waynfletes Haus stand in schärfstem Gegensatz zu den Augenblicken der gespannten Erregung im Auto.
Miss Waynflete nahm Bridgets Einladungszusage mit etwas zweifelnder Miene entgegen, beeilte sich jedoch, ihr gastfreundliches Angebot zu wiederholen, um zu zeigen, dass ihre Zweifel eine ganz andere Ursache hatten als Bedenken, die junge Frau bei sich aufzunehmen.
Luke sagte:
«Ich glaube wirklich, es wird das Beste sein, da Sie so freundlich sind, Miss Waynflete. Ich wohne in der ‹Scheckigen Glocke›, und es ist mir lieber, Bridget hier unter Ihrer Obhut zu wissen als in der Stadt. Denken Sie nur an das, was schon einmal dort geschehen ist.»
Miss Waynflete sagte:
«Sie meinen – Lavinia Pinkerton?»
«Ja. Man hätte doch gemeint, nicht wahr, dass auf einer Straße voller Menschen jeder ganz sicher sei?»
«Sie meinen», sagte Miss Waynflete, «dass die Sicherheit eines Menschen hauptsächlich von der Tatsache abhängt, dass niemand ihn umzubringen wünscht?»
«Ganz richtig. Wir sind dahin gekommen, uns auf den sogenannten guten Willen der Zivilisation zu verlassen.»
Miss Waynflete nickte nachdenklich.
Bridget fragte:
«Seit wann wussten Sie, dass – Gordon der Mörder ist, Miss Waynflete?»
Miss Waynflete seufzte.
«Die Frage ist schwer zu beantworten, meine Liebe. Ich glaube, dass ich schon einige Zeit in meinem innersten Herzen ganz sicher war… Aber ich tat mein Bestes, diese Vermutung nicht wahrhaben zu müssen. Wissen Sie, ich wollte es nicht glauben, also machte ich mir selbst vor, dass es eine ungeheuerliche und bösartige Idee von mir sei.»
Luke erkundigte sich geradeheraus:
«Haben Sie nie für sich selbst gefürchtet?»
Miss Waynflete überlegte.
«Sie meinen, wenn Gordon Verdacht geschöpft hätte, dass ich Bescheid weiß, hätte er ein Mittel gefunden, um mich loszuwerden?»
«Ja.»
Miss Waynflete sagte sanft:
«Ich habe natürlich diese Möglichkeit ins Auge gefasst… habe mich bemüht, auf mich achtzugeben. Aber ich glaube nicht, dass Gordon mich als wirkliche Gefahr empfunden hätte.»
«Warum?»
Miss Waynflete wurde ein wenig rot.
«Ich glaube nicht, dass Gordon je denken würde, dass ich irgend etwas täte, was ihn in
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