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Das sterbende Tier

Das sterbende Tier

Titel: Das sterbende Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Roth
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meine Hand auf ihre rechte Brust. Es gibt eine Verbindung von Erotik und Zärtlichkeit - sie erregt einen und läßt einen schmelzen, und das war es, was geschah. Man kriegt eine Erektion und schmilzt, und beides geschieht gleichzeitig. Wir saßen also da, und ich hatte meine Hand auf ihre Brust gelegt, und wir redeten. Ich sagte: »Es macht dir nichts aus?« Und sie sagte: »Ich wünsche mir sogar noch mehr von dir. Weil ich weiß, wie sehr du meine Brüste magst.« Ich sagte: »Was wünschst du dir?« »Ich will, daß du den Krebs fühlst.« Ich sagte: »Das werde ich tun. Okay. Aber später, laß uns das später tun.«
    Es ging zu schnell. Ich war noch nicht bereit dazu. Also redeten wir, und dann begann sie zu weinen, und ich versuchte, sie zu trösten, und dann hörte sie plötzlich auf zu weinen und wurde sehr energisch, sehr entschlossen. Sie sagte: »David, ich bin eigentlich nur mit einer einzigen Bitte zu dir gekommen, mit einer einzigen Frage.« Und ich sagte: »Und welche ist das?« Und sie sagte: »Nach dir hatte ich keinen Freund oder Liebhaber, der meinen Körper so geliebt hat wie du.« »Hast du denn Freunde gehabt?«
    Schon wieder. Vergiß doch die Freunde. Doch ich konnte es nicht. »Hast du Freunde gehabt, Consuela?« »Ja, aber nicht viele.« »Hast du regelmäßig mit Männern geschlafen?« »Nein. Nicht regelmäßig.« »Wie war deine Arbeit? Gab es da keinen, der sich in dich verliebt hat?« »Sie haben sich alle in mich verliebt.« »Das kann ich verstehen. Und dann?« fragte ich. »Waren sie alle schwul? Hast du keine heterosexuellen Männer kennengelernt?« »Doch, das schon, aber sie haben nichts getaugt.« »Warum haben sie nichts getaugt?« »Sie haben bloß auf meinem Körper masturbiert.« »Wie schade. Wie dumm. Wie verrückt.« »Aber du hast meinen Körper geliebt. Und ich war stolz auf meinen Körper.« »Aber du warst doch auch vorher schon stolz auf ihn.« »Ja und nein. Du hast meinen Körper gesehen, als er am schönsten war. Und darum wollte ich, daß du ihn siehst, bevor er durch das, was die Ärzte tun werden, zerstört wird.« »Hör auf, so zu reden, hör auf, so zu denken. Niemand wird dich zerstören. Was wollen die Ärzte denn tun?« Und sie sagte: »Ich habe Chemotherapie gekriegt. Darum habe ich meine Mütze nicht abgesetzt.« »Natürlich. Aber wenn es um dich geht, kann ich alles aushaken. Du kannst tun, was du willst.« Sie sagte: »Nein, ich will es dir nicht zeigen. Denn mit dem Haar passiert etwas Seltsames. Nach der Chemotherapie wächst es in Büscheln. Und was da wächst, ist eine Art Babyhaar. Es ist sehr seltsam.« Ich sagte: »Fallen die Schamhaare auch aus?« »Nein«, sagte sie, »die Schamhaare nicht. Das ist auch seltsam.« Ich sagte: »Hast du die Ärztin danach gefragt?« »Ja«, sagte sie, »aber sie kann es nicht erklären. Sie hat nur gesagt: ›Das ist eine gute Frage.‹ Sieh dir meine Arme an«, sagte Consuela. Sie hat lange, schlanke Arme und diese ganz weiße Haut, und die hübschen, zarten Haare auf den Armen waren tatsächlich noch immer da. »Siehst du?« sagte sie. »Ich habe Haare auf den Armen, aber nicht auf dem Kopf.« »Na ja«, sagte ich, »ich kenne kahle Männer, warum also nicht auch eine kahle Frau?« Sie sagte: »Nein. Ich will nicht, daß du das siehst.«
    Dann sagte sie: »David, darf ich dich um einen großen Gefallen bitten?« »Natürlich. Alles, was du willst.« »Würde es dir etwas ausmachen, dich von meinen Brüsten zu verabschieden?« Ich sagte: »Mein liebes Mädchen, mein süßes Mädchen, sie werden deinen Körper nicht zerstören, nein, das werden sie nicht.« »Na ja, ich habe Glück, daß mein Busen so groß ist, aber sie werden etwa ein Drittel entfernen müssen. Meine Ärztin tut alles, damit der Eingriff so klein wie möglich ist. Sie ist menschlich. Sie ist wunderbar. Sie ist keine Metzgerin. Sie ist keine herzlose Maschine. Sie will das Geschwür durch Chemotherapie schrumpfen lassen, damit sie bei der Operation so wenig wie möglich entfernen müssen.« »Aber sie können die Brust doch wiederherstellen, oder nicht? Sie können das, was sie entfernt haben, ersetzen.« »Ja, sie können dieses Silikonzeug rein tun. Aber ich weiß nicht, ob ich das will. Es ist schließlich mein Körper, und das wird dann nicht mehr mein Körper sein. Das wird gar nichts sein.« »Und wie soll ich mich verabschieden? Was willst du? Was soll ich tun, Consuela?« Und schließlich sagte sie es mir.
    Ich holte meine Kamera, eine

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