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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Konvention ein Kriegsverbrechen dargestellt hätte.
    Die Nachbarn widersprachen dieser Version nicht.
     
    Moh bemerkte, dass Vans Finger zitterten, als er sich eine
weitere Zigarette ansteckte und fragte: »Was schlagen Sie
vor?«
    »Die AIs vermögen den Staat, die Staatsmaschinerie…« – Moh spürte,
wie sich seine Lippen zu einem scheußlichen Grinsen in die
Breite zogen – »überall gleichzeitig zu
schwächen. Es gibt zahllose Gruppierungen und Bewegungen wie
die unseren und die Ihre, die bloß auf die Gelegenheit
warten. Wir können ihnen die Gelegenheit bieten. Die
Kommunikationsverbindungen des Gegners stören, Nachschub und
Verstärkungen umleiten, diese Mistkerle finanziell ausbluten
lassen. Ein Teil ihrer Kräfte ist bereits durch die
Sinosowjets und die Japaner gebunden. Wenn der Aufstand hier
losgeht, werden wir zwei, drei, viele Vietnams
schaffen!«
    »Das geht nicht«, widersprach Van. »Die
Weltraumverteidigung ist darauf vorbereitet, die ist bereit, beim
ersten Anzeichen von in der Datensphäre amoklaufenden AIs
loszuschlagen. Die würde notfalls die ganze Infrastruktur
der Zivilisation zerbrechen. Und auf diese Weise den falschen
Bewegungen eine Chance eröffnen.« Er stockte, schlug
etwas Asche von der Glut seiner rasch heruntergebrannten
Zigarette ab. »Dann hätten wir viele
Kambodschas.«
    Hinter Mohs Augen flackerte der Schmerz wie die Blitze eines
Wärmegewitters. Der Raum wurde immer wieder unscharf,
schwankte am Rande der Dunkelheit. Er setzte sich wieder, denn er
hatte das Gefühl, all seine Biorhythmen durchliefen im
selben Moment ein Wellental und die Wirkung des Muntermachers sei
verflogen.
    »Kaffee«, sagte er. »Mit jeder Menge
Zucker.« Janis verschwand und kam wieder zurück
– anscheinend ohne jede Zeitverzögerung.
Instantkaffee. Er trank ihn mit der Gier eines Süchtigen,
hörte kaum zu, als Van die Warnung des Stasis-Agenten
wiederholte. Er zitterte innerlich, das von der ekstatischen
Vision der Uhrmacher-Wesenheiten und der Uhrmacher-Kultur
herrührende Hochgefühl machte verängstigter
Ehrfurcht Platz. Vans verbissenes Gerede über Gigatote
veranlasste ihn, über den Overkill nachzusinnen,
über die schiere überwältigende Redundanz des
Ganzen: ein neues Stadium der Evolution, sozusagen das Spin-off
eines politisch-militärischen Expertensystems, eines
biologischen Datenraubs und einer Organisation, deren Sinn und
Zweck sogar ihren eigenen Mitgliedern verborgen war? Das
überstieg alles, was Josh geplant haben mochte, sicherlich
bei weitem.
    Moh drückte seufzend die Zigarette aus. »Ich teile
Ihre Besorgnis hinsichtlich der drohenden Gefahren, sollte die
Weltraumverteidigung Wind von den Vorgängen bekommen. Aber
das wird sie sowieso, daher besteht unsere einzige Chance darin,
schnell und vernichtend zuzuschlagen.«
    »Und was passiert«, ließ sich eine
sarkastische Stimme vernehmen, »wenn sie schnell und
vernichtend zuschlagen?«
    MacLennan war lautlos eingetreten. Alle wandten sich zu ihm
um.
    »Soll sie ruhig«, sagte Moh. »Bedenken Sie,
die Weltraumverteidigung verlässt sich weniger auf
unmittelbare Gewalteinwirkung, als vielmehr darauf, dass ihr
Netzstörungen die Arbeit abnehmen. Außerdem
verfügt sie nicht einmal über ausreichend Munition.
Somit stehen die Chancen für uns gar nicht so schlecht, denn
wir sind in der Lage, die elektronische Organisation durch unsere
eigene Organisation zu ersetzen – vielleicht nur
provisorisch, doch es dürfte ausreichen, um die paar Wochen
zu überbrücken, die es braucht, die Kommunikation
wieder in Gang zu bringen.«
    »Eine hübsche Theorie«, meinte MacLennan.
»Seien Sie versichert, dass wir nicht die Absicht haben,
sie zu testen. Die Hannoveraner reichen uns schon aus. Vor ein
paar Minuten hat der Schwarze Plan angedeutet, die Gelegenheit
zum Zuschlagen könnte sich binnen der nächsten
vierundzwanzig Stunden ergeben.«
    Alle blickten ihn schweigend an. Kohn wurde mit einem
Frösteln bewusst, dass der wandernde Wald, der erwachende
Riese, die lebenden Toten, unter denen er gewandelt war,
höchstwahrscheinlich eine Vision des revolutionären
Expertensystems der ANR dargestellt hatten, welches zu der
Schlussfolgerung kam, die Zeit für die Tage, welche die Welt
erschüttern sollten, sei gekommen.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Janis.
    MacLennan zündete seine Pfeife an, musterte sie durch die
Streichholzflamme hindurch aus

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