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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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zusammengekniffenen Augen.
»Der Armeerat wird dies zweifellos in Erwägung ziehen.
Was uns betrifft – Kohn, solange, bis die Offensive
startet, werden Sie nicht wieder tun, was Sie heute getan
haben.« Als Kohn den Mund öffnete, hob er die Hand.
»Taine und ich haben bereits darüber gesprochen, und
jetzt sehe ich selbst, was der Prozess bei Ihnen anrichtet. Sie
sehen aus wie Ihr eigenes Gespenst, Mann. Außerdem haben
Sie heute Nachmittag mehr Netzstörungen als irgendjemand
anderer seit der Jahrtausendwende verursacht. Das können Sie
mir ruhig glauben!«
    Er schüttelte das Streichholz aus. »Deshalb
üben wir uns unter den gegebenen Umständen in einer
altehrwürdigen militärischen Tugend. Wir
warten.«
    Er lachte. »Versucht euch zu entspannen.«

 
15
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Schwester Expertin
     
     
    Sie nahm an der Nähmaschine Platz und zog Rock und
Unterröcke hoch, damit sie die Füße für das
Pedal freihatte. Diese Maschine war anders als die primitiven
Nähmaschinen in der Arbeitshalle: sie hatte so viel Software
eingebaut, dass selbst eine blutige Anfängerin in
Stundenfrist wundervolle Sachen damit herstellen konnte. Das
behauptete die Nähmaschine jedenfalls in munterem Ton, als
Catherin die Menüs durchging und Stiche, Farben und
Größe auswählte. Sie schob die Jeansjacke unter
den Stoffdrückerfuß und platzierte sie über den
Zuschnitten und Entwürfen, die sie bereits angefertigt
hatte. Zunächst hatte sie ohne fremde Hilfe auskommen
wollen, was als Versuch gedacht war, sich in die Gemeinschaft
einzufügen. Jetzt hatte sie keinen Grund mehr, ihre
brodelnde Ungeduld mit der mühseligen Handarbeit zu
bezähmen. Sie wollte einfach bloß fertig werden.
    Nachdem Valery Moh verabschiedet hatte, hatten sie sich erst
einmal gegenseitig heftige Vorwürfe gemacht. Valery
erklärte, man habe sie vor allem deshalb hierher eingeladen,
um sie – und Moh – vor Donovan zu schützen. Cat,
die den Schwestern ihre Lage geschildert hatte, wusste bereits,
dass sie Moh hierher locken wollten, und zwar aus irgendeinem
Grund auf indirekte Weise – daher ihr flüchtiges
Erscheinen beim Videofonanruf –, doch es ärgerte sie,
dass es ihnen weniger darum zu tun war, ihre Ehre
wiederherzustellen, als vielmehr Moh aus eigensüchtigen
Motiven heraus einzufangen. Valery wies taktvoll darauf hin, dass
Cat ebenfalls mit verdeckten Karten spiele.
    Daraufhin hatte sich Cats Wut teilweise verflüchtigt. Das
Argument war stichhaltig, das musste sie widerwillig
einräumen.
    »Also gut«, hatte sie gesagt. »Das ist nur
fair. Aber sag mir eines – was, zum Teufel, geht hier
vor?«
    »Was meinst du?«
    »Ach, komm schon. Ich bin sicher, du warst hoch erfreut,
als Moh Kohn sich plötzlich entschlossen hat, den Fahneneid
zu schwören, aber du weißt ebenso gut wie ich, dass er
dazu gezwungen war, wenn er sich aus seiner Zwangslage befreien
wollte. So hat er noch nie dreingeschaut wie in dem Moment, als
ich ihm sagte, es kämen gleich ein paar Agenten vom BLK
vorbei, und ich stand mit dem Typ schon unter schwerem Beschuss.
Er ist wie viele Kämpfer – nicht tollkühn,
aber… nun ja, fatalistisch, weißt du?«
    Valery nickte. »Ich habe das Gleiche erlebt«,
meinte sie. »Es gibt eine Kugel mit deinem Namen drauf; was
für dich bestimmt ist, geht nicht an dir vorbei, sondern
durch dich hindurch; wenn deine Zahl gezogen wird, lässt
sich das nicht ändern. Diese ganze Scheiße. Als ob wir
nicht wüssten, dass das Chaos existiert und Gott
nicht.«
    »Ja.« Cat grinste, denn zum ersten Mal hatte sie
an Valery eine Ähnlichkeit mit sich selbst entdeckt.
»Ist so was Ähnliches wie Aberglaube, stimmt’s?
Hm. Nähme man sämtliche dämlichen
Kriegsbräuche und Kämpferskrupel zusammen, käme
eine Art Höhlenmenschenreligion dabei heraus. Jedenfalls
läuft alles darauf hinaus, dass sie einfach bloß
unglaublich tapfer sind, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen. Ich
meine, ich hab den Typ in Aktion gesehen, und er lacht dem Tod
einfach ins Gesicht. Und zwar wortwörtlich. Also, als ich
ihm von den Spinnern erzählte, da hat er sich in die Hose
gemacht. Er wurde ganz blass. Und dann lächelte er und
entspannte sich. Da war er wohl gerade dahintergekommen, dass das
hier ein Stützpunkt der ANR ist.«
    »Nein, das hatte ich ihm bereits gesagt. Außerdem
waren ihm bestimmt schon die Fallschirme aufgefallen. Wir
müssen herausfinden, wie er das angestellt hat… wir
haben schon

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