Das Sternenprogramm
nurmehr eine Frage, die große Frage: Wird es oder werden
sie uns bei der Endoffensive unterstützen?«
Kohn strahlte auf einmal, boxte in die Luft, schloss den
vietnamesischen Wissenschaftler und Janis gleichzeitig in die
Arme: »Aber sicher doch, Mann! Sie werden uns
unterstützen! Endoffensive, Scheiße! Mit denen als
Verbündete könnten wir die Weltrevolution durchziehen! Wir könnten aufs Ganze gehen! Wir sollten es
tun – auf das Risiko hin, zu scheitern!«
Van grinste über beide Ohren, schüttelte jedoch den
Kopf. »Den Kapitalismus kann man nicht mit einer
Großoffensive, einem Putsch, überwinden, mein
Freund.«
Moh starrte ihn an. »Den Kapitalismus? Wer redet denn
hier vom Kapitalismus?« In seinen Augen lag das
authentische fanatische Funkeln, als er erst Van, dann Janis
ansah. »Wir können die Vereinten Nationen
stürzen!«
Er erwachte von einem metallischen Gepolter auf der
Außentreppe und dem Rotorengeräusch eines Helikopters
vor dem Fenster. Einen Moment lang lag er da wie erstarrt,
während ein Scheinwerfer die dünnen Vorhänge
durchdrang und das Zimmer erhellte (die Plastikraumschiffmodelle
an den schwarzen Fäden das alte Warschauer-Pakt-Poster mit
dem kleinen Mädchen das die Erde umarmt DEN FRIEDEN
VERTEIDIGEN die Spielzeughaufen und die gestapelten Bücher
und Kassetten und der VR-Weltraumhelm). Moh sprang auf und hatte
gerade die Schlafzimmertür erreicht, als die Haustür
eingeschlagen wurde. Erst kam sein Vater heraus, dann seine
Mutter. Beide nackt, beide Klamotten überstreifend.
»Zurück, zurück!« Sein Vater schob ihn
ins Schlafzimmer hinein. Aus dem Zimmer seiner jüngeren
Schwester drang lautes Geheul. Moh vermochte den Blick von dem
Ding, das in der geborstenen Haustür stand, nicht
abzuwenden. Seine Mutter schrie. Plötzlich stand Moh hinter
seinen Eltern, die ihn zurückzudrängen versuchten. Er
drängte seinerseits seine Schwester zurück.
Der Teletrooper trat gebückt durch die Tür.
Irgendetwas stürzte von einem Regal. Die geschützten
Linsen des Teletroopers musterten sie; er schwenkte die Waffe
herum und zielte auf sie. Es fiel schwer, ihn nicht als Roboter
wahrzunehmen oder als ein riesiges gepanzertes Exoskelett mit
einem Menschen darin, aber Moh wusste, dass der Operator meter-
oder meilenweit entfernt war. Zwei Jugendliche in
Trainingsanzügen und mit Halstüchern traten ein und
nahmen hinter ihm Aufstellung. Ihre M-16-Maschinengewehre wirkten
neben ihm wie Spielzeuge, die jungen Männer wie Knaben. Sie
hatten blondiertes Haar und einen Zweitagebart.
»Verschwindet«, sagte Mohs Vater.
Ho-ho-ho-ho drang es aus dem Sprechgitter des
Teletroopers. Die beiden Jugendlichen kicherten. Einer der beiden
blickte auf einen Zettel.
»Joshua Kohn? Marcia Rosenberg?«
»Ihr wisst verdammt gut, wer wir sind«, sagte Mohs
Mutter.
»Mach mich nicht an, du verfluchte, verräterische
Kommunistenfotze. Wir wissen, wer ihr seid.«
Joshua Kohn sagte: »Ihr seht, wir sind unbewaffnet. Ihr
habt kein Recht…«
»Ihr habt keine Rechte!«, brüllte
einer der beiden. »Ihr seid Teil der republikanischen
Kriegsmaschinerie und werdet dafür bezahlen. Schafft eure
Bälger aus dem Weg und kommt mit.«
Moh schlang den einen Arm um seinen Vater, den anderen um
seine Schwester und schrie: »Ihr dürft sie nicht
mitnehmen! Dann müsst ihr uns schon alle
töten!«
»Zurück«, sagte sein Vater ruhig. »Lass
los, Moh, lass los.«
Moh rührte sich nicht. Er spürte, dass seine
Schwester von trockenem Schluchzen geschüttelt wurde.
»Na schön«, sagte der junge Mann, der sie
angebrüllt hatte. Er legte das Gewehr an.
HEY MANN, DAS KANNST DU DOCH NICHT MACHEN.
Der Teletrooper stürzte vor und beugte sich über
sie.
Jetzt erst bemerkte Moh die kleine blaue Scheibe auf der Stirn
der Kopfwölbung, den weißen Lorbeerkranz und die von
Linien unterteilte Weltkugel. Der 20-Millimeter-Lauf verschwand
im rechten Unterarm, worauf der Teletrooper Moh und dessen
Schwester so mühelos hochhob, als wären sie Puppen.
OKAY, JETZT KANNST DU SIE DIR VORNEHMEN.
Das Schießen währte lange.
Der Teletrooper ließ Moh und das kleine Mädchen
fallen, hob die von zahllosen Kugeln zersiebten Leichen ihrer
Eltern hoch und folgte den beiden Männern nach
draußen.
In den Nachrichten hieß es, die Terroristen seien auf
der Straße exekutiert worden, nicht zu Hause in Gegenwart
ihrer Kinder, was gemäß der Bestimmungen der Genfer
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