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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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rutschte ihr von den Schultern.
    »Ja, ich bin ganz zufrieden damit, obwohl das ja
Verarsche ist, so mit der Nähmaschine.« Sie ging in
die Knie und hob die Jacke auf. Der Rock bauschte sich wie ein
Fallschirm.
    »Unsinn, Cat, auf den Entwurf und die Ausführung
kommt es an. Die Methode ist zweitrangig.«
    »Heißt das, der Zweck heiligt die Mittel?«
Cat richtete sich auf, glättete den Rock und lächelte
Valery sittsam an.
    »Ha!« Valery schwenkte den Drehstuhl vor dem
Terminal herum und nahm Platz. »Wir haben nie behauptet,
wir wären Pazifisten, weißt du.«
    Cat schüttelte den Kopf, als wollte sie die Synapsen
wieder in ihr altes Muster zwingen, und stand auf.
    »Was für ein Schwindel. Ich hab mir echt Sorgen
gemacht. Ich dachte schon, ich würde weich werden, wenn ich
die ganze Zeit… zermürbt werde! Dass ich ausgerechnet
für die ANR arbeite, die machomäßigste,
elitärste aller Banden!« Sie fasste den Rock mit
beiden Händen und wirbelte ausgelassen im Kreis.
    »Das sehe ich anders«, meinte Valery mit einem
beinahe verlegenen Lächeln. »Zufällig…
haben wir einen Job für dich. Einen Job im Auftrag der
ANR.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Zum
üblichen Tarif.«
    Cat ließ sich das durch den Kopf gehen. »Und die
Alternative wäre, hier zu bleiben,
stimmt’s?«
    Valery nickte. »Das Risiko, dass du dich wieder Donovans
Bande anschließt, dürfen wir nicht eingehen. Schon
gut, schon gut, du kannst versprechen, es nicht zu tun, aber
solange du keinen Vertrag mit uns geschlossen hast, kann dich
nichts davon abhalten, deine Meinung zu ändern, sobald du
die Tür hinter dir geschlossen hast. Also, entweder du
übernimmst den Job – er ist übrigens nicht
sonderlich gefährlich –, oder du verschläfst den
Aufstand an einer Nähmaschine und nähst
Fallschirme.«
    Cat war sich bewusst, dass Valery sich bemühte, es ihr
behutsam beizubringen. Die ANR ließ nicht mit sich
spaßen und hatte ein langes Gedächtnis.
    »Ich übernehme den Job«, sagte Cat hastig,
gegen dumpfe Panik ankämpfend. »Worum
geht’s?«
    »So ist’s recht«, sagte Valery. »Bist
ein braves Mädchen.«
     
    Jordan schaute die Nachricht auf dem Monitor an und widerstand
dem Impuls, abermals das Antwortfeld anzuklicken.
    Moh sagt, die Suche ist vorbei, kümmere dich um deinen
eigenen Kram.
    Nicht allein die gnomische Kürze der Nachricht
frustrierte ihn, sondern auch der Umstand, dass der Absender, die
Friedensgemeinde der Frauen, aus den Netzen verschwunden war, als
hätte es sie nie gegeben. Jordan hatte mehrere Antworten
losgeschickt, die alle wieder als unzustellbar
zurückgekommen waren. Er fühlte sich bestätigt in
seinem Verdacht, dass die Feministinnengemeinde mit der ANR in
Verbindung stand.
    Moh, wo immer er sich gerade aufhalten mochte, nahm ebenfalls
keine Anrufe entgegen. Jordan bezweifelte nicht, dass die
Nachricht von ihm stammte; als er Jordan ganz am Anfang um seine
Mitarbeit angegangen war, hatte er ganz ähnlich geklungen.
Und nun erwartete Moh offenbar von ihm, dass er die
Nachforschungen abbrach. Die Chancen dafür standen gut. Seit
der versuchten Kontaktaufnahme mit Moh und Janis hatte er sich
wiederholt im Netz umgeschaut. Er war auf die Nachwirkungen der
Beilegung von Mohs Streit mit Donovan und der Wiederherstellung
von Cats Ruf gestoßen. In dem schmalen, umstrittenen
Randbezirk, in dem die privaten Schutzagenturen und
politisch-militärischen Splittergruppen Norlontos
voneinander un-unterscheidbar im Dunkeln kämpften, war
Catherin Duvalier eine respektierte kleinere Spielerin. Im Laufe
des Nachmittags kam Jordan immer mal wieder der Gedanke, Cat
könne sich wieder ihrer alten Tätigkeit zugewendet
haben.
    Mary Abid arbeitete auf der anderen Seite der Welt und war
nicht ansprechbar. Im Medienraum war es noch immer stickig-warm.
Jordan rief die Originalnachricht, den Videofon-Anruf, auf und
stoppte die Wiedergabe in dem Moment, als Cat hochschaute und
sich das Haar aus dem Gesicht streifte. Er markierte den
Ausschnitt, vergrößerte ihn und druckte ihn auf DIN A4
aus. Der Ausdruck hatte die Qualität eines guten Farbfotos.
Jordan fuhr die Geräte herunter, an denen er gearbeitet
hatte, ging leise hinaus und stieg die Treppe zu Mohs Zimmer
hoch, wo er das Bild neben Cats Foto an der Wand befestigte. Dann
trat er zurück und verglich die beiden Aufnahmen.
    Es gab keinen Zweifel daran, dass es beides Mal ein und
dasselbe Mädchen war, das

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