Das Sternenprogramm
die drei? was
hatte Catherin vor?) politisch motivierten Kämpfer einen
Sinn ergab. Dabei war ihm die ganze Zeit über bewusst, dass
er improvisierte und lediglich Vermutungen von sich gab, von
denen er bloß hoffen konnte, dass sie Hand und Fuß
hatten.
»Irgendetwas passiert da«, schloss er. »Und
zwar sehr schnell. Die Menschen ändern ihre Ansichten,
orientieren sich von Stunde zu Stunde neu. Und sie stellen sich
auf die Seite der ANR oder zumindest gegen das Königreich
und die Freistaaten.«
Catherin wirkte interessiert, Dafyd und Stone waren eher
skeptisch. Jordan breitete die Arme aus. »Vergewissert euch
selbst, Leute.«
Sie begannen zu diskutieren. Jordan holte eine weitere Runde.
Cat rückte ein Stück weiter, ohne ihn anzusehen oder
die Unterhaltung zu unterbrechen, und er setzte sich neben sie,
diesmal außen auf die Bank.
»Es hat keinen Sinn, darüber zu reden«, sagte
Catherin gerade. »Ihr habt die Woche über gearbeitet,
und wenn ihr frei hattet, wart ihr stoned, hab ich
Recht?«
Stone und Dafyd bestätigten ihre Bemerkung mit lautem
Gejohle.
»Also zieht Leine und redet mit jemand anderem,
okay!«, sagte sie. Etwas in ihrem durchdringenden Blick
veranlasste die beiden Männer, plötzlich irgendwelche
Genossen am Tresen zu bemerken. Sie gingen hinüber.
»Kannst du mir mal aus der Jacke helfen?«
Sie wandte sich mit einer geschmeidigen Bewegung ab. Jordan
streifte die Jacke von ihren Schultern und widerstand der
Versuchung, sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben oder das
botanische Fadenfiligran auf der Rückenseite ihres
elfenhaften Kleides zu betasten. Stattdessen betrachtete er den
schwebenden Planeten, die leuchtend bunten Buchstaben.
»›Earth’s Angels‹«, sagte er.
»Das ist deine Gang, stimmt’s?« Er faltete
gerade die Ärmel, als er etwas Schweres, Voluminöses in
einer Innentasche bemerkte. Catherin nahm ihm die Jacke ab und
platzierte sie sorgfältig vor der Rückenlehne. Sie
legte leicht den Arm darauf und wandte sich ihm halb zu.
»Yeah«, sagte sie. »Die Umweltverschmutzer
zittern, wenn wir auf unseren Fahrrädern in der Stadt Einzug
halten… Nein, ich fand einfach bloß, das klingt
gut.«
»›Earth‹ steht hier also nicht für
›Erde‹ wie in ›Mutter Erde‹, sondern
für ›Welt‹ wie in ›weltlich‹.
Ein weltlicher Engel.« Endlich traute er sich, sie
anzusehen, ihr Bild atemlos mit den Augen aufzusaugen. »Ja,
das sieht dir ähnlich.«
Sie musterte ihn abschätzend und mit solcher
Eindringlichkeit, dass er sich unwillkürlich fragte: Schauen
wir sie so an? Er verspürte eine intensivere Anwandlung von
Lust, als ein solcher Blick jemals bei ihm ausgelöst hatte.
Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren… der hat sich
bereits gebunden.
»Und du bist der weltliche Prediger«, sagte sie.
»Ich hab dich heute Nacht im Fernsehen gesehn.«
»Oh, das, das ist ja toll.« Er trank einen Schluck
Bier; seine Ohren brannten. »Wie fandest du es?«
»Ich… konnte dem meisten zustimmen«, sagte
sie lächelnd. »Aber das… ist nicht der Grund,
weshalb ich hier bin.«
Er bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen.
»Das habe ich auch nicht angenommen.« Er schaute sie
an, zum ersten Mal ohne sie wahrzunehmen, sondern ganz in
Gedanken versunken. »Du hast eine Bemerkung darüber
gemacht, wie ich dich… äh… gefunden
habe.«
Catherin nickte.
»Und woher«, fragte Jordan, »weißt du
davon?«
Ihre Miene war ausdruckslos. Auf einmal wurde Jordan bewusst,
wie wenig er über sie wusste, ein Gedanke, der sogleich in
den Wunsch mündete, mehr über sie zu erfahren…
über sie, über Moh, über sie und Moh.
Er schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn.
»Ah!«, machte er. Natürlich. »Du hast
dich heute mit Moh getroffen!«
Catherin lächelte. »Ja«, sagte sie.
»Das hab ich.«
»Der Ort, wo du warst, ist das ein…?«
Sie neigte den Kopf, schüttelte ihn langsam. Kein Nein, aber frag nicht weiter.
»Ich muss dir etwas sagen«, meinte sie.
Der Geräuschpegel im Lokal hätte es unmöglich
gemacht, sie selbst aus einem Meter Abstand zu belauschen.
Catherin blickte sich um, dann näherte sie ihren Mund seinem
Ohr. Er spürte ihren warmen Atem und versuchte, sich auf die
Worte zu konzentrieren, die sie hauchte.
»Was du da getan hast – tu das nicht
wieder.«
Sie richtete sich auf und schaute ihn an, nicht minder
verlegen als er selbst. Was er getan hatte… als er sie
aufgespürt
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