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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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setzte sich ihr gegenüber, die Schuhsohlen auf dem
Boden, die Ellbogen auf den Knien.
    »Zunächst einmal«, fuhr Cat fort,
»möchte ich wissen, wer du bist und was ihr beide, du
und Moh, vorhabt. Ich weiß, Moh hat Angst davor, Donovan in
die Hände zu fallen, und das sieht ihm gar nicht
ähnlich. Wir waren alle schon mal in der Körperbank,
und das BLK ist stets zu einem Austausch bereit, weißt du?
Ich meine, Moh hat schließlich schon gesessen. Also, was
geht da vor?«
    Keine einfache Frage. Jordan überlegte rasch. Es hatte
den Anschein, als sei Cat nicht bereit, über die Verbindung
zwischen den Feministinnen und der ANR zu reden, und von ihm
wurde erwartet, dass er für sich behielt, was Moh
geheimhalten wollte: alles, was mit den Gedächtnisdrogen zu
tun hatte und mit dem Schwarzen Plan… Der Schwarze Plan
war Teil ihrer beider verbotener Zonen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er. In gewisser
Hinsicht stimmte das. »Soviel ich weiß, war Donovan
hinter Moh her, um die Sache mit dir zu regeln. Janis – das
ist die Wissenschaftlerin, mit der Moh jetzt zusammen ist –
hat irgendwelche Probleme mit der Stasis.« Plötzlich
kam ihm eine Idee. »Und wenn Donovan und die Stasis
zusammenarbeiten?«
    »Du meine Güte.« In Cats Miene zeichnete sich
heftiges Erschrecken ab. »Das würde eine Menge
erklären.«
    »Worüber du nicht reden willst?«
    »Stimmt.«
    Eine Weile trafen sich ihre Blicke.
    »Bloß eine Frage«, sagte Jordan und sammelte
seine Gedanken. »Moh hat Kontakt mit der ANR aufgenommen.
Kannst du das bestätigen?«
    Cat überlegte einen Moment, dann nickte sie.
    »Na schön«, sagte Jordan. Er lächelte
erleichtert. »Dann wäre ich ihn also los.«
    »Könnte man so sagen«, meinte Cat
trocken.
    »Und wer ich bin… Also, ich komme aus Beulah
City. Ich war dort an einer Firma beteiligt. Vor ein paar Tagen
bin ich fortgegangen, weil… weil mir ein höchst
ungewöhnliches Geschäft vorgeschlagen wurde, ja, und
das gab mir die Möglichkeit, fortzugehen und… na ja,
eigentlich musste ich fortgehen.«
    »Brauchtest du dafür einen bestimmten Grund,
abgesehen davon, dass du nicht gläubig bist?«
    Jordan spürte, wie er unter ihrem unverwandten
blauäugigen Blick errötete. »Vielleicht war ich
ja unentschlossen und hatte Angst, meinen Eltern wehzutun.«
Ärger wallte in ihm auf. »Vielleicht war ich ja ein
bisschen feige.«
    »Unsinn«, sagte sie. »Sei nicht so hart mit
dir. Genau so läuft das dort – das ist bei allen
Ideologien so, gegen die du heute Nacht vom Leder gezogen hast.
Du beginnst an ihnen zu zweifeln, und eh du dich’s
versiehst, zweifelst du an dir selbst und fühlst dich
schuldig, weil du gegen das opponierst, was man dir’
eingetrichtert hat, und weil du Tag für Tag unaufrichtig
bist.« Sie stockte, blickte ihn mit hochgezogenen Brauen
an.
    »Ja! Genau so ist es.«
    »Okay. Also, ich schätze, du hast mittlerweile
gecheckt, dass mit dir alles in Ordnung ist.« Ihre
beiläufige Bemerkung fuhr ihm geradewegs in den Solarplexus
und glühte dort weiter. »Aber wahrscheinlich bist du
dir nicht darüber im Klaren, dass du nicht allein bist: in
all den Ministaaten – auch in BC, das kannst du mir glauben
–, gibt es Menschen, die ebenso entfremdet sind, wie du es
warst.«
    »Schon möglich.« Er war sich da nicht so
sicher. »Jedenfalls meinte Moh wohl, man könnte das
ausschlachten. Er wollte, dass ich ihm…« –
Jordan schwenkte lächelnd die Hände – »bei
seinen Problemen helfe und dass ich dich aufspüre, und er
wollte auch, dass ich ein bisschen vom Leder ziehe, wie du dich
ausgedrückt hast. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen,
dass das auf den Gang der Ereignisse Einfluss nehmen
könnte.«
    »Ich auch nicht.« Cat grinste entwaffnend.
»Aber du hast gesagt, die Leute orientierten sich
stündlich neu und kämen zu der Überzeugung,
verdammt noch mal, die ANR hat wirklich eine Chance,
stimmt’s? Guck dich doch mal um, genau das passiert
hier.«
    »Und dafür bist du verantwortlich?«
    Cat nickte. »Ja.« Sie grinste. »Es ist mir
noch nie so leicht gefallen, jemanden zu agitieren.« Ihr
Blick war unwiderstehlich. »Und du?«
    »Also, ich… Mir wär’s recht, wenn sie
siegen würde, klar, aber… weiter geht es nicht bei
mir. Ich bin nicht unbedingt konvertiert.«
    »So ist das halt in einer solchen Situation«,
meinte Cat. Eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach. In einer
solchen

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