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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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stützte das Kinn
auf die Knöchel. »Das geht euch nichts an.« Sie
lächelte Dafyd und Stone strahlend an. »Und wie
läuft das Geschäft?«
    Dafyd hob die Schultern. »Wir haben noch immer die Art
Verträge, die du nicht mochtest«, antwortete er.
»Die Aufträge von der Bewegung sind ein bisschen rar
geworden, aber es wird häufig Objektschutz verlangt. Und was
machst du so?«
    »Nichts Riskantes.«
    »Aha«, meinte Stone.
    »Ich bin nicht deshalb hergekommen, weil ich einen Job
suche«, sagte Catherin. Sie beugte sich weiter über
den Tisch vor. »Wie erklärt ihr euch, dass die
Aufträge von der Bewegung ausbleiben?«
    »Die Leute halten sich zurück«, sagte Stone.
»Du kennst den Grund.«
    Dafyd knurrte. »Die ANR redet von der Endoffensive.
Wohlgemerkt, das tut sie schon seit fünf Jahren, und in der
Zeit kam es bloß zu ein paar Aktionen. Das kann nicht der
Grund dafür sein, wie es läuft – das heißt,
wie es nicht läuft.«
    »Ein Vertrauensverlust der politischen
Gewaltindustrie«, bemerkte Jordan, der den Eindruck hatte,
er müsse etwas sagen. »Weshalb soll man heute etwas
mit Granaten beschießen, wenn es morgen sowieso bombardiert
wird?« Er verfiel in einen Cockney-Dialekt. »Mies
fürs Geschäft, dieses ganze Gequatsche über
Endoffensiven, isses nich so? Führt zum Auftragsstau. Mann,
ein paar von den Vereinen werden Straßenkämpfer auf
die Straße setzen.«
    Er lachte, während die anderen beklommen
lächelten.
    »So ist es«, sagte Catherin und wandte sich ihm
zu. »Das gehört mit zum Plan. Taktik, Genossen, das
ist Taktik.«
    »Häh?«
    »Überlegt mal. ›Straßenkämpfer
auf der Straße‹. Die werden nicht mit umgedrehten
Helmen dasitzen, mit einem Schild, auf dem steht: ›Keine
Munition mehr – bitte eine kleine
Spende.‹«
    Sie wartete, bis das Lächeln verflogen war, dann fuhr sie
fort: »Nein, da tut sich wirklich was. Ich weiß
nicht, wann es passiert, aber es kann jeden Tag losgehen. Die ANR
und das Linksbündnis – ich weiß nicht, wer sich
da hinter wem versteckt, aber die werden beide gleichzeitig
losschlagen. Das ist sicher.«
    Jordan ließ sich das Gehörte und das, was er
bereits über die Kräfteverhältnisse und
Vorbereitungen der zersplitterten Opposition wusste, durch den
Kopf gehen. Anhand des Übergangsgesetzes zur
Repräsentation des Volkes schwer zu quantifizieren, doch
wahrscheinlich konnte sie etwa ein Drittel der Bevölkerung
aufbieten, und die Geschichte zeigte, dass dies ausreichte, wenn
es nicht auf Wählerstimmen ankam. Ihm sträubten sich
die Nackenhaare.
    »Du weißt ja, dass wir es mit einer Revolution zu
tun haben, falls die Offensive stattfindet«, wandte er sich
an Catherin. Dies sagte er ganz unbefangen und nüchtern.
    Sie nickte, ebenso ernst wie er.
    Jordan brannten die Augen.
    »Ju-huu!«, sagte er.
    »Freut dich das etwa?«, fragte Stone. »Ich
habe dich heute Nacht gehört. Ich dachte, du wärst
gegen das Kämpfen.«
    »Daran muss ich noch arbeiten«, meinte er
säuerlich. »Ich habe damit gemeint, ich bin gegen das
sinnlose Kämpfen, das im Moment stattfindet. Zu
kämpfen, um damit Schluss zu machen, ist etwas anderes, als
zu kämpfen, damit es ewig so weitergeht. Mehr wollte ich gar
nicht sagen.«
    »Den Krieg mit Krieg beenden«, bemerkte Dafyd
trocken.
    Cat wandte heftig den Kopf. »Was ist denn falsch
daran?«
    »Die historischen Beispiele lassen wenig Gutes
hoffen«, erwiderte Stone. »Zum Beispiel der Dritte
Weltkrieg.«
    Jordan hätte sich beinahe am Bier verschluckt.
    »Ihr solltet hin und wieder mal ein Buch lesen«,
blubberte er. Er schnaubte nach Hopfen riechenden Schaum aus und
grinste entschuldigend. »Ach, ist auch egal. Wart ihr
kürzlich mal im Netz?«
    Stone und Dafyd schüttelten den Kopf. Catherin
beobachtete ihn. Er blickte nur gelegentlich zu ihr hin, oder
zumindest glaubte er das; später, im Rückblick, stellte
sich heraus, dass er von der Unterhaltung nur ihr Gesicht und ein
paar Gesprächsfetzen im Gedächtnis behalten hatte. In
dem Moment aber war ihm alles klar: sämtliche
Informationsschnipsel, die er im Netz und auf der Straße
zusammengeklaubt hatte, fügten sich zusammen, das ganze
Stimmengewirr, das jetzt, da die ANR verstummt war, in der
lastenden Stille so laut dröhnte, war ihm auf einmal
präsent. Er entwickelte eine zusammenhängende
Geschichte aus den Veränderungen, die ihm aufgefallen waren,
und zwar so, dass sie für die beiden (oder

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